Jeweils rund 50 Teilnehmer/-innen waren dabei, als Gerrit Horn Anfang Mai über die Gebäudeaussteifung und Anfang Juni über die Haustechnik im Holzrahmenbau referierte. Dass beide Themen im Holzrahmenbau nicht zu unterschätzen sind, bewies der Referent anhand theoretischer und praktischer Beispiele.
Sturmtief „Eugen“ kam fast wie gerufen: Konnte Referent Gerrit Horn doch anhand dieses Unwetters, das einen Tag vor dem Seminar über Deutschland fegte, hervorragend demonstrieren, welche Schäden derartige Wettereinflüsse im Holzrahmenbauten anrichten können – und warum die Gebäudeaussteifung daher ein wichtiger Aspekt bei der Planung und der Umsetzung von Holzrahmenbauten ist. Zu beachten seien hier zunächst der Einfluss der Meereshöhe, die Geländekategorie und natürlich die Geschwindigskeitsdrücke. Die Auswirkung des Winddrucks hängt davon ab, auf welcher Seite sich die Fensteröffnung befindet. Drücke auf Dachüberstände bedeuten starken Druck auf Dachober- und Unterseite. Auch die Auskragung von Vordächern muss beachtet werden. Deshalb müssen Windkräfte, die aufs Gebäude wirken, weitergeleitet werden. Dabei gilt: Lasten nehmen von unten nach oben zu.
Windrispenbänder zur Aussteifung
Zur fachgerechten Aussteifung müssen sich laut Horn die Achsen von mindestens drei Wandscheiben in mindestens zwei Punkten schneiden; ansonsten ist die Aussteifung nicht ausreichend. Zudem sollten die Lasten bei horizontal belasteten Balken in der Deckenebene abgefangen werden. Bei Bungalows beispielsweise könnten Nagelplattenbinder als Balken zur Abtragung der Windlast eingesetzt werden. Als Aussteifungselement in der Steildachebene nennt Horn etwa Windrispenbänder und gibt Tipps zu deren Befestigung: Die Bänder müssen gut gespannt werden, und zwar diagonal über den Sparren. Der Winkel sollte nicht spitz, sondern flach sein. Noch besser seien aber Dachscheiben, die durch eine OSB-Platte innen oder durch eine hydrophobierte Unterdeckung außen zusammen mit den Sparren gebildet werden. Sinnvoll dafür sind vorgefertigte Dachelemente.
Bei Wandtafeln sollte eine möglich wandhohe Beplankung ausgeführt werden. Horizontale Plattenstöße müssen hinterlegt werden; freie Plattenständer (schwebende Stöße) sind nur quer zu den Innenrippen zulässig. Horn weist darauf hin, dass die Mindestdicke bei der Beplankung von Wandsystemen nach Eurocode 5 geregelt ist; bis Gebäudeklasse 3 sind 12 mm oder 15 mm in der Regel ausreichend. Als Verbindungsmittel eignen sich Klammern und Nägel unter 5 mm. Anhand einer Tabelle zeigte Horn auf, dass die Länge der Verbindungsmittel in Abhängigkeit von der Beplankungsdicke und dem Verbindungsmitteldurchmesser steht. Nach Horns Einschätzungen funktionieren Klammern gut; Schrauben sind schwieriger. Auch hier demonstriert er anhand einer Tabelle, welches Befestigungsmittel gut zu welcher Platte passt.
Gut geplant ist halb gewonnen
Das zweite Seminar beschäftigte sich mit der Haustechnik in Holzrahmenbauten und der Frage, was bei der Integration von Haustechnikkomponenten in Holzrahmenbauten zu beachten ist. Dieser Fragestellung ging Gerrit Horn mit Blick auf Elektro-, Wasser- und Abwasser, Heizungs- sowie Lüftungsinstallationen nach. Vorab hob er die Chance hervor, die der Holzbau in diesem Fall bietet, denn eine gute Vorplanung und Vorfertigung vermeidet Chaos auf der Baustelle. Haustechnikanlagen können sehr komplex sein, daher sollte frühzeitig ein entsprechender Planer einbezogen werden. Ein weiterer Planungstipp: Räume mit Sanitärinstallationen sollten neben- bzw. untereinander platziert werden, um zu vermeiden, dass Leitungen quer durchs Haus und damit oft durch Balken oder Ständer hindurchgeführt werden.
Horn begann bei der Einführung der Versorgungsleitungen in das Haus, wobei er verschiedene Möglichkeiten wie die Hauseinführung durch eine Bodenplatte, durch eine Kellerwand oder übers Dach vorstellte. Auch die Heizwärmeverteilung war Thema, wobei kleine Wandheizflächen bei einer gut gedämmten Gebäudehülle sinnvoller seien als eine Fußbodenheizung.
Im nächsten Schritt erläuterte er, wie die unterschiedlichen Leitungen im Gebäude installiert werden. Dabei sollte man beachten, dass es Installationszonen gibt, die an den Wänden berücksichtigt werden müssen. Auf dem Boden verlegte Leitungen sollten nach DIN 18015-3 mit Abstand zur Wand verlegt werden. Mehrere elektrische Leitungen sollten mit Abstand zu anderen Medien gebündelt werden, wobei es keine Kreuzungen geben sollte. Horn empfiehlt, in den Stielen schon werkseitig Fräsungen für die Leitungen vorzunehmen, damit der Elektriker die Stiele nicht auf der Baustelle bohren muss. Zum Schluss zeigte er, wie mit vorgefertigten Bädern als Raummodule im Holzrahmenbau umzugehen ist und betonte, dass diese zur Beschleunigung der Bauabläufe empfehlenswert seien.
Autorin: Nicole Hansen