Eine optimale Ladungssicherheit bedeutet Schutz für Mensch und Material. Sowohl im Straßenverkehr als auch beim Be- und Entladen reduziert sie die Unfallgefahr. Zudem läuft die Verladung effizient und definiert ab. Rechtliche Vorschriften regeln, was bei der Ladungssicherheit zu beachten ist. All das fasst dieser Artikel zusammen.
Ziel der Ladungssicherung ist, dass Ladung während der Fahrt auf keinen Fall unzulässig verrutscht. In einem Satz: Sie müssen die Reibung bzw. beim Niederzurren den Druck des geladenen Gutes auf der Ladefläche so weit erhöhen, dass das Ladegut durch die während der Fahrt auftretenden Kräfte (Bremsen, Anfahren, Kurve) nicht verrutscht oder kippt. Dabei geht es um Sicherheit für alle beteiligten Verkehrs- bzw. Verladeteilnehmer und um Schadensvermeidung an Ladegut und Fahrzeug.
Um dies zu erreichen, gibt es diverse Sicherungsmittel und unterschiedliche Vorgehensweisen.
Zunächst zwei Grundsätze:
1. Korrekte Ladungssicherung ist lebenswichtig. Fehler können Leben kosten.
Immer wieder wird vor herumliegenden Gegenständen auf der Fahrbahn gewarnt. Schon ein winziges verlorenes Teil kann große Schäden verursachen. Wer kennt nicht den bangen Blick auf den voll beladenen Lkw beim Überholen?
2. Korrekte Ladungssicherung ist gesetzlich vorgeschrieben. Fehler oder Regelverstöße können empfindliche Strafen nach sich ziehen.
Fast alle, die sich mit Ladungssicherung beschäftigen, haben eine große Verantwortung. Schon kleine Unachtsamkeiten haben mitunter schwerwiegende Folgen.
Verantwortlich sind grundsätzlich alle Personen, die mit dem Vorgang der Ladungssicherung operativ oder strategisch zu tun haben. Stellen Sie sich eine organisatorische Kette vor, die vom Unternehmenschef bis hin zum Verladepersonal und den Kraftfahrern reicht; jede im weitesten Sinne beteiligte Person ist in der Pflicht, für korrekte Ladungssicherung zu sorgen oder diese zu organisieren.
Kommt es zu einem Schaden bzw. wird mangelnde Ladungssicherung festgestellt, wird jedes Glied entlang der Kette überprüft. Im Einzelfall wird recherchiert, wer alles seiner Verantwortung zur korrekten Sicherung nicht nachgekommen ist – wohl dem, der seine Geschäftsprozesse transparent und eindeutig dokumentiert! Dazu gehört auch, die Grundanforderungen der Ladungssicherung intern zu ermitteln und festzuschreiben.
Fragen nach dem Schuldigen eignen sich trefflich dazu, die Gerichte zu beschäftigen. Alle beteiligten Personen sind in ihrer jeweiligen Funktion in unterschiedlicher Weise im Fokus. Das Sprichwort „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht!“ könnte in dieser Frage als Leitspruch ganz oben auf der Agenda stehen.
Den Rechtsrahmen bilden die entsprechenden Paragraphen in den einschlägigen Gesetzen. Im Grundsatz ist die Straßenverkehrsordnung (StVO) zuständig für alle Fragen der Verkehrssicherheit. Ausschlaggebend sind die Paragrafen §§ 1 & 22 der StVO, die Verwaltungsvorschrift zur StVO und die VDI-Richtlinien „Ladungssicherung auf Straßenfahrzeugen“ (VDI 2700) und VDI 2700 Blatt 2 (Juli 2014), „Berechnung von Sicherheitskräften – Grundlagen“.
Wie funktioniert korrekte Ladungssicherung?
Kaum jemand sichert leichtfertig unzureichend – aber in der Praxis gibt es genügend Beispiele für lebensgefährliche Situationen infolge ungenügender oder fehlender Sicherung. Es grenzt an ein Wunder, dass nicht regelmäßig noch mehr passiert.
Korrekte Ladungssicherung ist nicht Sache des Bauchgefühls – auch nicht bei Profis. Es gilt, physikalische Gesetze zu kennen und die Auswirkungen berechnen zu können. Natürlich schätzen erfahrene Beteiligte vieles richtig ein. Geübte Handgriffe sitzen perfekt, bei Routineaufgaben wird niemand ein Handbuch bemühen oder komplizierte Berechnungen durchführen.
Aber was ist mit Neulingen der Branche? Und wie handhaben „alte Hasen und Häsinnen“ ungewohnte Herausforderungen?
Korrekte Ladungssicherung lässt sich natürlich berechnen, die Formeln sind öffentlich in anerkannten Regeln der Technik (VDI/DIN) zugänglich und bekannt. Nehmen Sie zum Beispiel die Ermittlung der erforderlichen Vorspannkraft F iS zum Niederzurren nach VDI 2700 Blatt 2 (Juli 2014):

Alles klar? Haben Sie auch immer einen Taschenrechner zur Hand und kennen Sie alle Parameter ganz genau?
Sie schütteln jetzt den Kopf? Sie sind schließlich weder Mathematiker noch Physiker? Glücklicherweise gibt es Berechnungshilfen und -tabellen bei den einschlägigen Fachhändlern und Herstellern, anhand deren Sie Menge und Art der Hilfsmittel zur Ladungssicherung auf einfachere Weise ermitteln können.
Mit speziellen Einfach-Methoden zur Ermittlung der erforderlichen Sicherung können die Zurrmittel auf die max. Ladungskapazität des Fahrzeugs ausgelegt werden. Damit hat der Anwender die Sicherung bei leichteren Ladegütern vielleicht in einigen Fällen überdimensioniert, dafür ist er aber stets auf der sicheren Seite.
Inzwischen gibt es Apps, mit deren Hilfe schnell die richtige Ladungssicherung – d.h. die Zahl der benötigten Gurte oder die erforderliche Sicherungskraft – berechnet werden kann.
Berechnungshilfen allein allerdings helfen nicht. Erst muss klar sein, wie die Ladung überhaupt gesichert werden kann und welche Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Die Anwendung ist höchst unterschiedlich und hängt von vielen Parametern ab: Fahrzeugtyp, Zurrpunkte, Ladung – all dies muss beachtet werden.
Produkte zur Ladungssicherung
Für die korrekte Ladungssicherung müssen zunächst die richtigen Produkte vorhanden sein: Zurrgurte, -ketten, -seile und -netze sowie rutschhemmende Unterlagen, sogenannte Antirutschmatten, sind grundsätzlich geeignet, Ladung sicher zu transportieren.
Zurrgurte
Zurrgurte aus Polyestergewebe nach DIN EN 12195-2 und VDI 2700ff sind flexibel und einfach zu handhaben. Die neueren UHMWPE-Hochleistungsfasern (Ultra-High-Molecular-Weight-Polyethylene-Fasern) zeichnen sich durch besonders hohe Verschleißfestigkeit aus und eignen sich für die Sicherung von schweren Ladegütern.
Zurrketten
Zurrketten aus Stahl eignen sich für raue Oberflächen und sehr schwere Ladegüter im Direktzurren, besonders auf Tiefladern. Nutzen Sie kurzgliedrige Ketten, die Sie mit Verkürzungselementen in der Länge individuell einstellen können.
Eine Alternative zu schweren hochfesten Stahlketten kann eine textile Kette aus UHMWPE-Fasern sein.
Zurrseile
Zurrseile aus Draht schmiegen sich besonders gut an das Ladegut an und lassen sich hervorragend um Lasten herum legen. Sie sind für alle Zurrarten geeignet und dank der Nutzung von Spannschlössern und Kettenzügen gut einstellbar. Für Fahrzeuge mit Seilwinden sind sie die richtigen Partner.
Zurrnetze
Im Kombi-Pkw, im Kleintransporter, auf dem Anhänger oder auf dem Lkw punkten Zurrnetze mit einfacher, schneller Handhabung.
Mit einer Mischung aus kraftschlüssiger (Niederzurren) und formschlüssiger (Diagonalzurren) Sicherungsmethode können Sie einfach sichern. Auch schaffen Ladungssicherungsnetze „künstliche“ Zurrpunkte an Produkten, die über keine verfügen, oder schaffen als Trennnetz in Fahrzeugen „zusätzliche Wände“, die dann z. B. zur rückwärtigen Ladungssicherung genutzt werden können.
Die unterschiedlichen Zurrarten
„Direktzurren“, „Niederzurren“ und „Diagonalzurren“, „kraftschlüssig“ und „formschlüssig“: All diese (teils synonym) genutzten Begriffe bezeichnen unterschiedliche Methoden des Zurrens.
Kraftschlüssiges Verfahren „Niederzurren“
Die Ladung wird mit Zurrmitteln überspannt und so auf die Ladefläche gedrückt. Die Reibungskraft zwischen der Ladung und der Ladefläche wird so stark erhöht, dass das Ladegut nicht mehr verrutschen kann. Die Kraft, die über die Zurrmittel auf das Ladegut drückt, wird als „Vorspannkraft“ bezeichnet. Wie viele Zurrmittel verwendet werden müssen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die wichtigsten Parameter sind das Gewicht der Ladung, der „Reibbeiwert“ und der Zurrwinkel zwischen dem Zurrmittel und der Ladefläche.
Achtung: Es muss immer eine Verbindung zwischen Ladegut und Ladefläche hergestellt werden. Die Zurrmittel müssen auf beiden Seiten der Ladefläche an geeigneten Befestigungspunkten (den „Zurrpunkten“) angebracht werden.
Diese Zurrart ist sinnvoll, um druckstabile Ladegüter (wie Beton, Stahl, harte Papierrollen und bestimmte Arten von Holz) zu transportieren. Dabei ist immer zu prüfen, ob das Ladegut niederzurrfähig ist und durch den Druck, mit dem das Zurrmittel aufgebracht wird, nicht beschädigt wird.
Für Ladungen, die dem Anpressdruck nicht standhalten können, ist Niederzurren nicht zu empfehlen. Müssen Sie beispielsweise weiches Holz transportieren oder gibt es an Ihrer Ladung (empfindliche) Vorsprünge oder Ecken, sollten Sie eine andere Möglichkeit in Erwägung ziehen, damit die Oberfläche nicht beschädigt wird. Für geometrisch klare Kanten kann auch ein Kantenschutz aus Kunststoff gute Dienste leisten.
Formschlüssiges Verfahren Direktzurren (Diagonalzurren, Schrägzurren, Horizontalzurren)
Bei diesem Verfahren – meist bei sehr schweren Ladegütern angewandt – müssen Sie mindestens zwei Zurrmittelpaare verwenden. Diese werden von den Ecken bzw. Kanten des Ladeguts diagonal zur Ladefläche gespannt. Im Gegensatz zum Niederzurren erhöhen Sie dabei nicht den Druck auf die Ladefläche. Die erforderlichen Sicherungskräfte entstehen während der Fahrt durch Ladungsversatz. Die Zurrgurte sind „nur“ handfest gespannt, da sie die während der Fahrt entstehenden Kräfte auffangen müssen.

Was ist der „Reibbeiwert“?
Reibungskräfte wirken zwischen Ladegut und Ladefläche. Diese Kräfte werden physikalisch durch den Reibbeiwert (auch Gleitreibwert) µ (sprich „mü“) ausgedrückt. Anschauliches Beispiel: Ein Reibbeiwert von µ = 0,3 bedeutet, dass eine Kraft von ca. 300 kg (oder genauer 306 daN) nötig ist, um eine Ladung von 1.000 kg zu verschieben. Empfehlenswert sind grundsätzlich Anti-Rutschmatten, die den Reibbeiwert µ erhöhen. Diese verringern die Rutschgefahr des Ladeguts und sie können die Zahl der noch nötigen Zurrmittel deutlich verringern.
Tabelle 1 | Gleittreibbeiwerte | ||
---|---|---|---|
Gleittreibbeiwert µ |
trocken |
nass |
fettig |
Holz/Holz |
0,20 - 0,50 |
0,20 - 0,25 |
0,05 - 0,15 |
Metall/Holz |
0,20 - 0,50 |
0,20 - 0,25 |
0,02 - 0,10 |
Metall/Metall |
0,10 - 0,25 |
0,10 - 0,20 |
0,01 - 0,10 |
Beton/Holz |
0,30 - 0,60 |
0,30 - 0,50 |
0,10 - 0,20 |
(Weiter)Bildung ist Trumpf!
Grundsätzlich: Es gibt keinen „Königsweg“ in der Ladungssicherung! Das Thema ist meist viel zu komplex, um innerhalb eines Artikels alle Eventualitäten und alle Möglichkeiten zu beleuchten.
Setzen Sie sich sehr genau mit jedem einzelnen Fall auseinander! Qualifizierung durch einschlägige Fachseminare sollte ganz oben auf der Prioritätenliste jedes Unternehmens stehen, das Ladung transportiert oder transportieren lässt.
Bleiben Sie immer auf dem Laufenden, indem Sie sich in regelmäßigen Abständen zu Neuigkeiten auf diesem Gebiet schulen lassen. Das geht normalerweise auch inhouse in Ihrem Unternehmen, sodass die Schulung ganz auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt werden kann.