Am Stadtrand der nordhessischen Gemeinde Wolfhagen liegt das in Holzrahmenbauweise errichtete schwarze Haus. Auf dem schmalen Grundstück erstreckt sich das längliche Einfamilienhaus über 16 m bei etwa 6 m Breite.

Das in Holzrahmenbauweise geplante und vorgefertigte Haus ist mit den Wohnräumen gen Süd-West ausgerichtet, sodass der Fortlauf der Sonne ganztägig für einen unterschiedlichen Sonneneinfall sorgt. Das Haus verfügt über zwei Vollgeschosse. Ohne Dachüberstand und durch klare aber reduzierte Details ensteht ein skulpturaler Charakter, welcher durch die dunkle Fassade unterstrichen wird.
Das Haus ist auf eine Stb.-Bodenplatte mit umlaufender Betonaufkantung aufgestellt. Die Innenwände sind in Holzrahmenbauweise und vorgefertigt erstellt. Die Geschossdecke ist aus massiven, vorgefertigten Brettschichtholzelementen, 20cm stark. Der Aufbau der Außenwand ist ein 160mm Holzrahmenbau, mineralisch per Einblasdämmung gedämmt, aufgedoppelt mit einer 60mm Holzweichfaserplatte. Innenseitig wurden die Holzrahmenwände mit OSB Platten ausgeführt und ausgesteift, gefolgt von einer Installationsebene von 40mm. Das Dach ist in gleichem Aufbau ausgeführt, als Eindeckung ist ein Flachbeton-Ziegel zur Ausführung gekommen.
Wandaufbau
- Lärchenfassade 26mm
- Traglattung 40mm
- Konterlattung 40mm
- Holzweichfaserplatte 60mm
- Holzrahmen (inkl. Einblasdämmung) 160mm
- Installationsebene 40mm
- Trägerplatte
Die Decke besteht aus massiven Brettschichtholz-Elementen 200 mm, welche unterseitig sichtbar gelassen und leicht weiß lasiert wurden, sodass die Maserung erhalten werden konnte. Die Deckenelemente sind bis 5,50 m freigespannt. Auch statisch erforderliche Überleger an den großen Schiebeelementen oder der auskragenden Eingangsnische sind aus Holz gefertigt. Durch die detaillierte Planung und Vorfertigung in der Zimmerei konnten Kosten verringert und Bauzeit verkürzt werden.
Lärche an der Fassade

Die Fassade des Hauses ist in sägerauer, heimischer Lärche in drei unterschiedlichen Brettbreiten ausgeführt. Die Lärchenbretter, in 7 cm, 10 cm und 13 cm Breite, sind auf der Traglattung befestigt, hinter der Fassade ist noch eine schwarze Fassadenbahn als Wind- und Wetterschutz angebracht. Die Fassade ist exakt auf alle Öffnungen des Hauses abgestimmt – es existieren keine Ausklinkungen an den einzelnen Brettern. Ebenso gibt es keine horizontalen Stöße der jeweiligen Bretter, da die Fassadenbretter so gewählt wurden, dass ausnahmslos durchgehende Bretter zum Einsatz kamen – bis zur Länge von ca. 6.30 m.


Die gesamte Fassade ist mit einer dunkelgrauen Farbbeschichtung versehen worden, welche die natürliche Maserung und raue Struktur der Lärchenbretter sichtbar lässt. Die Fassade wurde 2x grundiert und im Anschluss 2x mit einer dunkelgrauen Farbbeschichtung versehen. Bei der Fassadengestaltung wurde bewusst darauf geachtet, durchgehende Brettlängen, ohne horizontale Stöße, zu erhalten. Die zurückgesetzte Eingangstür wurde ebenfalls aus Lärchenholz gefertigt – grau lasiert, mit sichtbarer Maserung. Auch die angrenzenden Terrassendecks sind in Lärche ausgeführt.
Alle Detailpunkte, wie Fensterbänke, Blendrahmen und Schornstein sind in mattem schwarz gehalten, ebenfalls wurde die Dachentwässerung in mattem Schwarzzink gestaltet. Als Dacheindeckung wurde eine ebenfalls schwarze Beton-Flachziegel verwendet.
Durch den zwar länglichen, aber dennoch kompakten, schmalen Baukörper und die zentrierte Anordnung der Sanitärbereiche konnten Baukosten kontrolliert und reduziert werden. Ebenfalls wurden Fensterformate, welche exakt auf die Fassadengliederung abgestimmt sind, vereinheitlicht, sodas keine vielen unterschiedlichen Formate existieren. Eine Unterkellerung wurde nicht vorgesehen.
Strikter, teils industrieller, aber dennoch wohnlicher Charakter

Der Zugang in das Einfamilienhaus erfolgt über eine eingeschobene Eingangsnische im Osten, welche durch einen mit Besenstrich versehenes Betonpodest betont wird. Das gesamte Erdgeschoss ist lediglich durch eine tragende, 8m lange, Längswand gegliedert. Entlang der tragenden Wand sind Nebenräume wie Hauswirtschaft, Vorrat und ein Dusch-WC angeordnet.
Im westlichen Bereich des Erdgeschosses öffnet sich das Haus durch die offene Diele zu einem großzügigen offenen Wohn-Ess- und Koch-Bereich, welcher durch zwei großzügige und raumhohe Schiebelemente mit natürlichem Licht versorgt wird. Der Kochbereich ist einerseits zurückgesetzt, andererseits sich öffnend zum weiteren Wohnraum.

Der gespachtelte Estrichfußboden im Erdgeschoss verleiht dem Wohnraum eine industrielle Note, welche jedoch mit der Geschossdecke, bestehend aus massiven BSH-Elementen, perfekt harmoniert. Zusammen mit den gespachtelten und weiß gestrichenen Wänden und der weiß-lasierten BSH-Decke entsteht im Erdgeschoss ein sehr strikter, teils industrieller, aber dennoch wohnlicher Charakter. Durch eine einläufige und offene Stahl-Holz-Treppenkonstruktion gelangt man in den privaten Bereich im Obergeschoss.
Dachraum ist komplett geöffnet
Im Obergeschoss setzt sich die Dielenstruktur des Erdgeschosses fort. Durch das verlängerte Treppenloch und den angrenzenden offenen Arbeitsbereich entsteht eine gut belichtete Wohn- bzw. Arbeitsdiele. Angrenzend an die Diele sind Schlafzimmer, zwei Kinderzimmer und ein Wannenbad angeschlossen.
Der Dachraum ist komplett geöffnet – die klaren Fensterausschnitte in der Fassade ermöglichen auch hier eine optimale Belichtung der privaten Räume. Die Fensteröffnungen sind bewusst großformatig (meist quadratisch) gewählt worden - die Brüstungshöhen sind im gesamten Obergeschoss auf 45cm hinabgesetzt - viele der weit auskragenden Fensterbänke dienen als Sitzmöglichkeiten für groß und klein.
Durch den weiß geölten Lärchen-Dielen-Fußboden und die weiß gespachtelten Wände entsteht ein klarer wohnlicher Privatbereich im Obergeschoss.
Terasse aus Lärchenholz
Durch die an den Schiebeelementen angeordneten Holzterrassen aus Lärchenholz im Süden und Osten entsteht ein gleitender Übergang von Innen- zu Außenraum. Die Außenanlagen sind hierbei weitestgehend natürlich gestaltet. Um das Haus verläuft, ankommend an die jeweiligen Holz-Terrassen, ein Mosaik-Gehweg aus Beton-Gehwegplatten, in einem Kiesbett aus Alpenkies liegend, an welchen an den unterschiedlichen Stellen Pflanzbeete angeordnet sind.

Die Materialien im Außenbereich - Holz, Beton und Kies - greifen Elemente aus dem Innenbereich auf, gleichzeitig bilden sie ein eigenes, harmonierendes Erscheinungsbild. Das Wirtschaftsgebäude, in 90° zum Wohnhaus stehend, grenzt den privaten Garten zur Herderstraße ab und bildet somit zwei freie PKW-Stellplätze.
Beheizt wird das Gebäude über eine Brennstoffzelle, welche durch den vorhandenen Erdgas-Anschluss ebenfalls den Strom für das Einfamilienhaus produzieren kann. Im Außenbereich wird das Regenwasser in einer Zisterne gesammelt und dient der Gartenbewässerung.
Bautafel
- Architektur I Planung I Ausführung Dipl. Ing. M. Sc. Architektin Nina Bohl, Dipl. Ing. M. Sc. Architekt Michael Bohl
- Bauherr Nina und Michael Bohl
- Zimmerei Dirk MarxZimmermeister und Restaurator37688 Beverungen
- Bauzeit März 2019 - Oktober 2019
- Produkte Keim, Bega, Kömmerling, Gira, Marazzi, Knauf, VMzinc, Braas, Osmo, Hansgrohe, Duravit, Pavatex, FSB