Über aktuelle Herausforderungen im deutschen Holzbau diskutierten Experten im neuen Online-Format EASTWOOD talks. Ein Ergebnis der Runde am Donnerstag, 29. Juni: um die Potenziale des Holzbaus für Auftraggebende, Planungsbüros, Baufirmen – und nicht zuletzt für den Klimaschutz – besser wirksam werden zu lassen, bedarf es der Sichtbarmachung der Vorteile einer stärker integrierten Planung und einer aktiven Wissensvermittlung in Richtung derer, die den Bau in Auftrag geben, aber auch der Genehmigungsbehörden.
Zweifellos hat der Holzbau in den vergangenen Jahren an Momentum gewonnen, in der Öffentlichkeit, bei Planungsbüros und teilweise auch im Bestreben baurechtliche Hürden abzubauen. Dennoch fehlt es in der Breite – vor allem auf Seite der Auftraggebenden – weiterhin an Wissen und Erfahrung in der konkreten Umsetzung von Holzbauprojekten. Grund genug für viele Schlüsselfiguren des Holzbaus, den aktiven Austausch über den Holzbau weiter zu befördern. Gerade in Ballungsgebieten haben sich dazu Initiativen gegründet, die in Plattformveranstaltungen, Stammtischen und Exkursionen die Sache des Holzbaus vorantreiben.


Dieses Ziel verfolgt auch die EASTWOOD, die am 21.-22. September 2023 zum dritten Mal in Leipzig stattfindet. Unter dem Dach der zweitägigen Veranstaltung bündelt sich ein Netzwerk mit dem gemeinsamen Ziele: Aufzuzeigen, dass im zeitgenössischen Holzbau eine Lösungspalette zur Verfügung steht, die nahezu jede Bauaufgabe umsetzbar macht. In diesem Kontext werden Schnittmengen zwischen angewandter Forschung und Holzbaupraxis anhand konkreter Projekte ausgelotet und aktuelle Herausforderungen diskutiert – alles mit dem Ziel, einer (noch) besseren Vernetzung der Agierenden des Holzbaus. EASTWOOD, das hat Initiator Prof. Alexander Stahr immer wieder deutlich gemacht, ist erst in zweiter Linie eine Kongressveranstaltung: “Es ging uns von Anfang an um das Netzwerk der Menschen, die tagtäglich mit dem Holzbau befasst sind oder ihn gerade entdecken. Unser Antrieb ist es, diesen Austausch zu befördern, auch außerhalb der EASTWOOD bei uns an der HTWK in Leipzig.
Integrierter Ansatz erforderlich
In einer umfassend digitalisierten Wissensgesellschaft ist der Austausch und die informationsverlustarme Kommunikation der Beteiligten die zentrale Ressource. Dafür hat die EASTWOOD in diesem Jahr ihr Angebot erweitert um die sogenannten EASTWOOD talks, ein Debattenformat, bei dem alle Holzbau-Interessierten online dabei sein und sich aktiv beteiligen können. Es wird offen gesprochen und der Finger verbal auch mal in die Wunde gelegt. Nach dem Auftakt-Talk mit Ansgar Hüls im Mai diskutierte Alexander Stahr Ende Juni mit dem Architekten und Holzbauexperten Sebastian Bildau sowie mit dem Holzbauingenieur und Fachplaner Jari Janowski. Oberthema der regen Diskussion: Die Herausforderungen des Holzbaus in Deutschlands.
Die Diskutanten konnten – wie zuvor erwähnt - für ihre vergleichenden Einschätzungen auf umfangreiche Erfahrungen auch außerhalb Deutschlands zurückgreifen. Deutlich wurde, wie der viele Jahre in Nordamerika tätige Sebastian Bildau in seinem Eingangs-Statement berichtete, dass die Anforderungen an das Bauen in Deutschland extrem hoch sind, und nach Lage der Dinge immer höhergeschraubt werden. Der Holzbau, numerisch noch immer in der Außenseiterrolle gegenüber mineralischen Bauweisen, kämpft mit Vergabeverfahren und althergebrachten Planungsprozessen, die sich maßgeblich am “baustellenfokussierten” mineralischen Bauen orientieren und in denen die vorfertigungsbasierte Holzbauweise ihre Stärken nicht ausspielen kann. Diese These unterstützte Jari Janowski vom Schweizer Unternehmen Timbatec. Der Holzbau verlange einen stärker integrierten Planungsansatz, in dem Details frühzeitig und zu Ende gedacht werden müssten, auch weil Holz in der Konstruktion in der Regel mehrere Funktionen zu erfüllen hat. Nur ein anderer, im Prozess frühzeitig gemeinsamer Blick von Fachplanung und Architektur könnte das Potenzial des Materials freisetzen. Die Realität, waren sich die Diskutanten einig, sehe zurzeit häufig anders aus und sei unter anderem geprägt von teuren wie langwierigen Anschlussoptimierungen, um (“mineralisch gedachte”) Planungen im laufenden Prozess holzbaufähig zu machen.
Gleichzeitig, das unterstützten auch Wortbeiträge aus dem Online-Plenum, seien auch Vergabeinstanzen nicht immer auf die Implikationen von beispielsweise Vorfertigungsprozessen eingestellt. Hier gelte es, Bauwillige zum Beispiel anhand von Leitfäden fit zu machen für den Holzbau und zugleich der Erfahrung vorzubeugen, dass Holzbau als abschreckend komplex empfunden werde. Insgesamt kritisch sahen Bildau, Janowski und Stahr Holzhybrid-Lösungen, bei denen das Holz häufig eher als “optisches Feigenblatt” fungiere.
Teil zwei der EASTWOOD talks zeigte sich wiederum als anregender Fachaustausch, und offenbarte erneut, wie wichtig es ist den Holzbau in seiner dynamischen Entwicklung beständig neu zu verorten, um ihn voranzubringen.
Bereits heute werden die Konturen der am 21. und 22. September 2023 an der HTWK Leipzig stattfindenden EASTWOOD immer prägnanter. Mit einem sorgfältig austarierten Gleichgewicht aus inspirierenden Vorträgen und gut dosierten Pausen flankiert von der bereits jetzt ausgebuchten Fachausstellung werden Freiräume für jede Menge Kommunikation zwischen allen Beteiligten geschaffen. Doch damit nicht genug: Der große Netzwerkabend im Leipziger Zoo unter der 16.500 qm großen Gitternetzkuppel der Riesentropenhalle „Gondwanaland“ zeigt, wie ingeniöse Konstruktionen gute Räume schaffen – und die Kreativität der Besucher und Besucherinnen befördern können!
Alle weiteren Informationen sowie die Möglichkeit zur Anmeldung bei der EASTWOOD und den EASTWOOD talks finden sich unter: