Auf dem ehemaligen Gelände von Berlin Chemie, am Rand des Landschaftsparks Johannisthal, hat die HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbh ein autofreies Quartier mit 314 Wohnungen, Gewerbeflächen, einer Großtagespflege für Kinder sowie einer Quartiersgarage mit 123 Stellplätzen für Elektrofahrzeuge und PKW errichtet. Von insgesamt 20 freistehenden Häusern wurden sieben in Holz-Hybridbauweise realisiert. Rubner Holzbau zeichnet für die Holzbauplanung, werkseitige Vorfertigung sowie Montage vor Ort verantwortlich. (Quelle: Stefan Müller)

Technik

22. December 2021 | Teilen auf:

Johannesgärten in BerlinTreptow-Köpenick: Wohngebäude in Holzrahmenbau

Auf dem ehemaligen Gelände von Berlin Chemie, am Rand des Landschaftsparks Johannisthal, hat die Howoge Wohnungsbaugesellschaft mbh ein autofreies Quartier mit 314 Wohnungen, Gewerbeflächen, einer Großtagespflege für Kinder sowie einer Quartiersgarage mit 123 Stellplätzen für Elektrofahrzeuge und PKW errichtet. Von insgesamt 20 freistehenden Häusern wurden sieben in Holz-Hybridbauweise realisiert.

Der Zuzug in die deutsche Bundeshauptstadt Berlin ist ungebrochen. Immer mehr Menschen, darunter viele junge Familien, zieht es in die pulsierende Metropole. Daraus resultiert der laufend steigende Bedarf an leistbarem Wohnraum, der trotzdem angemessen hohe Lebensqualität bietet. Aufgrund der geografischen Lage und der jüngeren Geschichte verfügt die Stadt über weitläufige Areale, die ein weiteres Wachstum zulassen. So auch das 2,6 Hektar große Grundstück an der Straße am Flugplatz in Berlin-Johannisthal, wo die Wohnungsbaugesellschaft, eine der sechs landeseigenen Wohnungsunternehmen Berlins, ein neues Quartier errichtet.

Von insgesamt 20 freistehenden Häusern wurden sieben in Holz-Hybridbauweise realisiert. Rubner Holzbau zeichnet für die Holzbauplanung, werkseitige Vorfertigung sowie Montage vor Ort verantwortlich. (Quelle: HOWOGE Berlin)
Die Einbindung und Nutzung des Naturbaustoffs Holz passt perfekt in das gesamtheitliche Konzept dieses neuen Quartiers. (Quelle: Stefan Müller)

Nichttragende hochgedämmte Holzrahmenelemente mit einer hinterlüfteten Fichtenfassade in einer Gesamtwanddicke von 40 cm

Die Einbindung und Nutzung des Naturbaustoffs Holz passt perfekt in das gesamtheitliche Konzept dieses neuen Quartiers. Die Architekten der roedig . schop architekten PartG mbB gehen ins Detail: „Bei den Gebäudehüllen haben wir zwei verschiedene Systeme verwendet, die konstruktiv sinnvoll der Geschossigkeit zugeordnet sind. Für die viergeschossigen Gebäude wählten wir vorgefertigte, nichttragende hochgedämmte Holzrahmenelemente mit einer hinterlüfteten Fichtenfassade in einer Gesamtwanddicke von 40 cm. Dadurch konnten die hohen Anforderungen an den Wärmeschutz optimal erfüllt und die maximale Wohnfläche generiert werden. Aus den notwendigen Brandschotts für die Holzfassade entwickelten sich im Zusammenspiel der Fensterformate die gestalterischen Details der Fassade. Die Vorfertigung von Holzbauelementen ermöglicht von der Planung weg eine schnelle und präzise Bauausführung mit gestalterisch hohem Nutzen für die Architektur.“

Holz für die Gebäudehülle

Für Andreas Fischer, Geschäftsführer von Rubner Holzbau, setzt die HOWOGE als Auftraggeber damit einen wichtigen städtebaulichen Impuls: „Für mehr als ein Drittel der neuen Häuser wird Holz für die Gebäudehüllen verwendet. Diese Entscheidung ist insofern wegweisend, weil das Bauen mit Holz extrem schnelle, präzise und robuste Resultate bringt. Darüber hinaus gewährleistet der Einsatz von Holz gute Energiestandards und ein angenehmes Raumklima in den Wohnungen. Umsetzungen wie die ‚Johannisgärten‘ sind ausgezeichnete Referenzprojekte für die durch die Holzbauweise ökologisch und ökonomisch sinnvollen Neubauten im urbanen Umfeld.“ Als zuverlässiger Partner im mehrgeschossigen Holz- und Hybridbau hat Rubner Holzbau sechs der viergeschossigen Bauwerke (der Gebäudeklasse 4) mit Gebäudehüllen aus vorgefertigten Wandelementen ausgestattet. Das siebente Objekt, das dreigeschossige Sondergebäude mit der KiTa im Erdgeschoss, wurde als Kombination aus umweltfreundlicher Holz-Hybridbauweise und Massivbauweise realisiert.

Für die viergeschossigen Gebäude wählten wir vorgefertigte, nichttragende hochgedämmte Holzrahmenelemente mit einer hinterlüfteten Fichtenfassade in einer Gesamtwanddicke von 40 cm. (Quelle: Stefan Müller)

Die Vorfertigung von Holzbauelementen ermöglicht von der Planung weg eine schnelle und präzise Bauausführung mit gestalterisch hohem Nutzen für die Architektur. (Quelle: HOWOGE Berlin)

Quartier „Johannisgärten“

Das Quartier „Johannisgärten“ umfasst insgesamt 314 Wohnungen, wovon 156 Wohnungen gemäß der Kooperationsvereinbarung mit dem Land Berlin als geförderter Wohnraum vermietet werden. Die übrigen Einheiten werden im Schnitt für unter zehn Euro pro Quadratmeter angeboten. Ideale Voraussetzungen unter anderem auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (sowie deren Familien) des nahegelegenen Technologie- und Wissenschaftsstandorts Adlershof. Das städtebauliche Konzept der „Johannisgärten“ ist auf Offenheit und Kommunikation ausgerichtet. Die 20 freistehenden Gebäude gruppieren sich um fünf großzügig dimensionierte Innenhöfe, die durch Shared Spaces wie Fuß- und Radwege sowie Quartiersplätze als Bindeglied miteinander verbunden sind. Darüber hinaus umfasst das Areal diverse Spiel-, Aufenthalts- und Gemeinschaftsflächen, Gewerbeflächen, eine Großtagespflege für Kinder mit 25 Plätzen, eine DHL-Packstation sowie eine zentrale Quartiersgarage mit 123 Stellplätzen für PKW inklusive 40 Ladestationen für Elektrofahrzeuge. „Mit den Johannisgärten haben wir eines unserer anspruchsvollsten Bauvorhaben umgesetzt. Von den verwendeten Baustoffen über Mieterstrom und Mobilitätskonzept bis hin zur Regenwasserwirtschaft leistet das Quartier einen entscheidenden Beitrag für die Klimaziele des Landes Berlin“, sagt HOWOGE-Geschäftsführer Ulrich Schiller. In den Wohnungen selbst sorgt modernste Klimatechnik für die Beheizung sowie die Warmwasserbereitung.

Konstruktive Herausforderung war das Einstellen der Elemente zwischen die nichttragenden Geschossdecken

Holz sorgt für gute Energiestandards und ein angenehmes Raumklima in den Wohnungen. (Quelle: Stefan Müller)

Im Rubner Werk in Ober-Grafendorf wurden für die Wohnbauten im Quartier in Berlin-Johannisthal insgesamt 6.650 m2 Außenwandelemente geplant und vorgefertigt. Der Vorfertigungsgrad ist bei diesem Projekt besonders hoch, die Elemente wurden ab Werk bereits mit integrierten Fenstern und Sonnenschutz ausgestattet, sodass nach dem Transport die Montage per Kran vor Ort innerhalb kürzester Zeit vonstatten gehen konnte. „Eine konstruktive Herausforderung vor Ort war das Einstellen der Elemente zwischen die nichttragenden Geschossdecken. Wir konnten die Wandelemente mittels Hebevorrichtung, eine Kran-Traverse, sehr präzise setzen und fix verankern und damit auf den Gerüstbau verzichten“, fasst Andreas Fischer die Arbeiten vor Ort zusammen. Die Schalung besteht aus sägerauem und vorpatiniertem Fichtenholz und komplettiert die Außenwand mit ihren intelligenten Details für wärme-, schall- und brandsicheren Baukomfort.

Nachhaltiges Konzept dank Holz und Photovoltaik

Die Vorfertigung von Holzbauelementen ermöglicht von der Planung weg eine schnelle und präzise Bauausführung mit gestalterisch hohem Nutzen für die Architektur. (Quelle: HOWOGE Berlin)

Dass auch Mietobjekte im Allgemeinen und teilweise geförderter Wohnraum im Speziellen nachhaltigen Kriterien bei der Errichtung entsprechen können, beweist die Tatsache, dass mehr als ein Drittel der freistehenden Objekte mit einer Gebäudehülle aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz errichtet wurden. Auch darüber hinaus punktet das Projekt „Johannisgärten“ mit einer Reihe nachhaltiger technischer Details, die sich positiv im Lebens- und Wohnalltag bemerkbar machen werden. Auf sechs Gebäuden ist jeweils eine Photovoltaikanlage installiert, die sowohl günstigen als auch CO2-freien Mieterstrom produziert. Die Strompreise liegen spürbar unter den vergleichbaren Markttarifen und leisten damit einen Beitrag zu einer günstigen Gesamtmiete. In den Wohnungen selbst sorgen dezentrale Wohnungsstationen für die Beheizung sowie die Warmwasserbereitung. Die nachhaltige CO2-Einsparung ergibt sich hier durch niedrige Systemtemperaturen, denn das Wasser wird nicht wie sonst üblich zentral auf 60 Grad, sondern erst bei Bedarf in der Wohnung auf 45 Grad erwärmt. Die Energieeinsparung beträgt dadurch vergleichsweise bis zu 30 Prozent. Das Quartier ist außerdem nach dem Standard KfW-Effizienzhaus 55 ausgezeichnet.

zuletzt editiert am 22.12.2021