Das Zimmerer- und Holzbaugewerbe ist im Jahr 2021 erneut gewachsen, trotz der erschwerten Bedingungen durch die anhaltende Coronapandemie sowie der zeitweilig angespannten Lage bei der Verfügbarkeit von Holz und Holzprodukten. Die Anzahl der Betriebe stieg auf 12.014 und die der Beschäftigten auf 73.727. Holz als Baumaterial kommt immer häufiger zum Einsatz. Das belegt die bundesweite Holzbauquote. Sie lag 2021 sowohl beim Neubau von Wohngebäuden als auch von Nichtwohngebäuden bei über 21 Prozent.
Das Zimmerer- und Holzbaugewerbe entwickelte sich Im zurückliegenden Jahr 2021 erneut weiter: Sowohl die Anzahl der tätigen Personen (+ 3,0 Prozent) als auch die der Betriebe (+ 1,3 Prozent) nahm trotz pandemiebedingter Einschränkungen zu. Die jeweiligen Zuwachsraten liegen leicht über denen des Bauhauptgewerbes (+ 2,2 Prozent bzw. + 1,1 Prozent). Dass das Zimmerer- und Holzbaugewerbe überwiegend handwerklich geprägt ist, zeigt sich auch in der Verteilung der Betriebsgrößen. Etwa 76 Prozent der Beschäftigung findet in Betrieben mit weniger als 20 tätigen Personen statt. Einen großen Wachstumssprung haben die Betriebe mit 20 und mehr tätigen Personen erzielt. Gegenüber dem Vorjahr haben im Jahr 2021 sowohl die Anzahl der Betriebe als auch die Beschäftigung um jeweils etwa 10 Prozent zugenommen.
Turbulente Zeiten
Der Umsatz 2020 wurde im Jahr 2021 mittels Mixmodell auf 8.300 Millionen. Euro hochgerechnet. Aus der aktuellen Totalerhebung ist bekannt, dass der Umsatz auf 9.026 Millionen Euro angestiegen ist (Abb. 2). Der Anstieg um 15,3 Prozent setzt sich zu 2/3 aus Mehrarbeit und zu 1/3 aus dem Preisanstieg bei den Holzbauprodukten zusammen. Im Jahr 2021 wird der Umsatz laut aktuellem Mixmodell um weitere 7,6 Prozent auf 9.712 Millionen Euro ansteigen. Dazu werden Mehrarbeit und Preisanstieg bei allen Baustoffen je zur Hälfte beitragen. Den Trend der Mehrarbeit bestätigen auch die konstanten Zuwachsraten bei den Holzbauquoten für den Wohnbau und Nichtwohnbau.


Zum Jahreswechsel 2021/2022 betrug der durchschnittliche Auftragsbestand 22 Wochen (Vj. 17 Wochen). Die positive Stimmung unter den Zimmerern und Holzbauunternehmern spiegelt das Konjunkturbarometer (Abb. 1) wider. Sowohl die Zufriedenheit mit dem zurückliegenden Halbjahr als auch die Erwartungen für den Sommer 2022 sind auf anhaltend hohem Niveau. Die gute Stimmung wurde allenfalls eingetrübt durch die Herausforderungen, die mit den Materialpreisen und der Materialverfügbarkeit einhergingen. Standen im Jahr 2020 noch die Holzbauprodukte im Fokus der Preissteigerungen und Lieferengpässe, so waren es ein Jahr später, alle wichtigen Baumaterialien. Mit welchen Rezepten begegnen die Betriebe diesen Herausforderungen? Aus der aktuellen Konjunkturumfrage von Holzbau Deutschland geht hervor: Überwiegend konnte der Anstieg der Materialpreise wenigstens zum Teil weitergegeben werden (56 Prozent). Gut 34 Prozent der Betriebe gelang es, die Preissteigerungen im Verhältnis 1:1 weiterzugeben. Knapp 10 Prozent der Befragten blieben auf den Mehrkosten sitzen.
Die schwierige Materialverfügbarkeit ist die Erfolgsbremse Nummer 1. Die damit einhergehenden Schwankungen dominieren das Baugeschehen der Zimmerer. Dadurch wurde sogar das Dauerthema „Genehmigungsverfahren“ auf Platz 2 verdrängt.
Für das Jahr 2022 prognostiziert Holzbau Deutschland einen weiteren Anstieg beim Umsatz um 5,5 Prozent auf 10.246 Millionen Euro. Dabei der Verband davon aus, dass der Anstieg zu 1/4 auf die Mehrarbeit und zu 3/4 auf den Preisanstieg zurückzuführen sein wird.
Starkes Jahresendgeschäft
Im ersten „Coronajahr“ bestimmte Vorsicht das Geschäft. Bei vollen Auftragsbüchern hielten die Betriebe ihr Geld zusammen. Das starke Jahresendgeschäft führte schließlich zu ausgezeichneten Bilanzkennzahlen.

Die Gesamtkosten eines Facharbeiters im Zimmererhandwerk beliefen sich im Geschäftsjahr 2020 durchschnittlich auf 67,86 €. Von diesem Vollkostenstundensatz wurden Verwaltungsgemeinkosten in Höhe von 11,16 € über prozentuale Zuschläge auf Material und Nachunternehmer umgelegt. Übrig bleiben die über den Lohn verrechneten Kosten („Stundenkostensatz“) in Höhe von durchschnittlich 56,70 € (siehe Abb. 4).
Die Finanzsituation der Betriebe war im Jahr 2020 äußerst solide. Aufgrund des verbesserten Betriebsergebnisses stieg die Eigenkapitalquote auf einen erneuten Höchststand. Das begünstigte den Anlagendeckungsgrad. Die Bankverbindlichkeiten bewegten sich dementsprechend auf einem sehr niedrigen Niveau.
Hohe Erwartungen
Weiterhin kräftige Zuwachsraten verzeichnet der Einstieg in den Beruf des Zimmerers bzw. der Zimmerin (Abb. 5). Aktuell haben 8.776 Jugendliche einen Ausbildungsvertrag in der Tasche. Der Anteil der Frauen, die sich für das Zimmererhandwerk interessieren, steigt überdurchschnittlich. Während im zurückliegenden Jahr etwa 10 Prozent mehr Jugendliche in den Beruf eingestiegen sind, verzeichneten die Frauen einen Zuwachs von 23 Prozent. Etwa 70 Prozent der befragten Auszubildenden will sich nach Auskunft der Studie in den kommenden zehn Jahren aktiv weiterbilden. Die überwiegende Mehrzahl strebt den Meistertitel an, gefolgt vom Polier. Mit einem Studium plant ein weitaus geringerer Anteil der Befragten.
