Johannes Ziegler erläutert der Gruppe mit Gerrit Horn wie die Anlage funktioniert. Im Vordergrund ist die Anlage zu sehen, in der Sparren eingespannt sind.
Am Messemittwoch führte Gerrit Horn den Rundgang zum Thema Holzrahmenbau an. (Quelle: Rudolf Müller Mediengruppe / Kurz)

DACH+HOLZ 11. July 2022 Rundgänge waren erfolgreich

Ob mit Gerrit Horn zum Thema Holzrahmenbau oder mit Brigitte Latsch und Angela Trinkert zur Arbeitssicherheit: Die Messerundgänge auf der DACH+HOLZ International 2022 in Köln boten eine hohe Qualität und informierten die Teilnehmenden über interessante Produkte ausgewählter Hersteller.

Am Mittwoch, 6.7.2022, ging es los mit Gerrit Horn zum Thema Holzrahmenbau. Gerrit Horn kennt sich als Zimmermeister, Holzbauarchitekt und und Autor des Buchs „Holzrahmenbau“, das Anfang 2021 in der 6. Auflage erschienen ist, bestens aus im Holzrahmenbau. Zudem engagiert er sich als Mitglied des Vorstands von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister und ist als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Zimmererhandwerk aktiv.

Eine Gruppe steht vor der Multifunktionsbrücke, ein Mann mit Mikro erläutert.
Mit Zimmermeistertisch und Multifunktionsbrücke lässt sich automatisch vorfertigen. (Quelle: Rudolf Müller Mediengruppe / Kurz)

Automatische Vorfertigung

Weinmann Holzbausystemtechnik war die erste Station, die die Gruppe aufsuchte. Dr. Stefan Bockel, Marktsegmentmanager bei dem Unternehmen, stellte die Multifunktionsbrücke Wallteq M 380 und den Zimmermeistertisch Buildteq A-500 vor und zeigte, wie die Vorfertigung von Elementen in Holzrahmenbauweise automatisch durchzuführen ist. Zimmereien können die Technik modular nach ihren Bedürfnissen nach und nach aufrüsten und damit die Automatisierung von Fräsen, Sägen, Bohren, Befestigung von Beplankung und Lattung oder die maschinelle Dämmung im Betrieb je nach Erfordernissen einsetzen.

Ein Mann reicht das Sprühwerkzeug weiter.
Werkzeug für die sprüh- und streichbare Luft- und Winddichtung. (Quelle: Rudolf Müller Mediengruppe)

Luftdicht und vor Feuchte schützen

Weiter ging es zu Pro Clima - Moll bauökologische Produkte GmbH, einer der Pionieren der Luftdichtheit. Anwendungstechniker Markus Kilian zeigte die selbstklebenden Witterungsschutzbahn Solitex Adhero, die bereits im Rahmen der Vorfertigung aufgebracht werden kann und die Elemente auf der Baustelle vor Niederschlag schützt. Als diffusionsfähige Funktionsmembran kann sie im Bauwerk verbleiben. Während der Montage sorgt die Beschaffenheit der Oberfläche dafür, dass die Bahn auch bei Feuchte rutschfest ist, versicherte Markus Kilian auf Nachfrage von Gerrit Horn. Sein Kollege Dirk Biedermann ging anschließend auf die sprüh- und streichbare Luft- und Winddichtung Aerosana Visconn ein. Der Vorteil liegt darin, dass damit auch schwer erreichbare Stellen auf fast allen Untergründen im Neu- und Altbau sicher abgedichtet werden können und die Zeitersparnis im Gegensatz zu der Arbeit mit Klebebändern insbesondere in kniffeligen Situationen deutlich ist.

Vorfertigungsanlage, auf der Sparren liegen. Ein Mann mit Mikro erläutert.
Vorfertigung funktioniert auch ohne Strom. (Quelle: Rudolf Müller Mediengruppe / Kurz)

Vorfertigung funktioniert auch analog

Bei Bauer Holzbau demonstrierte Johannes Ziegler die Anlage Tectofix, mit der Wand-, Dach- und Deckenkonstruktionen ganzflächig und rein mechanisch vorgefertigt werden können. die stabförmigen Holzbauteile werden in ausgerichtete, gusseiserne Spannschuhe eingespannt. Dann können die weiteren Verarbeitungschritte, wie Beplankung etc., folgen. Für die Fertigung von Dachelementen kann in den Spannschuh ein Kervenanschlag eingesetzt werden, auf den die Sparrenkerve aufgelegt wird. Ein Vorteil liegt beispielsweise in der kompletten Vorfertigung der Dachflächen, wie Gerrit Horn anmerkte. Bei der Vorfertigung von einzelnen Elementen summieren sich Abweichungen von der Maßhaltigkeit, beispielsweise durch krumme Hölzer, schnell auf. Die komplette Vorfertigung verhindert das. Die Anlage kann für eine flexible Hallennutzung platzsparend zusammengeschoben werden.

Eine Frau mit Mikro und einem Stück OSB Platte in der Hand, daneben steht ein Mann ebenfalls einem Stück OSB Platte in der Hand.
OSB Platten für die Beplankung (Quelle: Rudolf Müller Mediengruppe)

OSB als aussteifende Beplankung

Als vierte Station suchte die Gruppe das Unternehmen West Fraser auf, das früher unter dem Namen Norbord firmierte und OSB-Platten herstellt. Anette Clauß, zuständig für die technische Beratung, erläuterte, wie die Ausrichtung der Späne die verschiedenen Tragfähigkeiten längs und quer zur Hauptausrichtung beieinflusst und wie die Arten der Stoßausbildung von Platten scheibenartig beanspruchter Tafeln ausgeführt werden müssen. Zudem zeigte sie verschiedene Verbindungsmittel, von der Klammer bis zur Schraube, mit denen OSB-Platten befestigt werden können. Gerrit Horn machte darauf aufmerksam, dass es im Passivhausbau mit manchen OSB-3 Platten aufgrund eines geringeren Leimanteils durchaus Probleme mit der Luftdichtheit in der Fläche gegeben hätte. Bei West Fraser sei dieses Problem jedoch nicht bekannt, versicherte Reiner Kohlwey, Director Marketing des Unternehmens.

Ein Mann mit Mikro in der Hand zeigt  auf einen Zuganker der an einem Pfosten angebracht ist.
Zuganker sichern gegen Abheben im Holzrahmenbau. (Quelle: Rudolf Müller Mediengruppe)

Holzverbinder für den Holzrahmenbau

Last but not least wanderte die Gruppe zu Spax, die mittlerweile nicht nur Schrauben, sondern auch ein großes Sortiment an Holzverbindern anbieten. Produktmananger Christoph Hessel stellte die Zuganker vor, die in drei Längen angeboten werden. Mit Schrauben können diese in OSB-Platten befestigt werden, wenn sie hinten 10 mm rausschauen und eine leicht verminderte Tragfähigkeit in der Statik angesetzt wird. Gerrit Horn wies darauf hin, dass die Sicherung gegen Abheben direkt nach dem Aufstellen der Wände angebracht werden sollten, damit kein nächtlicher Sturm die Montage wieder zunichte macht. Betonschrauben eignen sich für die zügige Befestigung von Schwellen auf der Bodenplatte im Holzrahmenbau. Wenn man etwas tiefer als notwendig vorbohrt, kann sogar auf das Entfernen des Bohrstaubs verzichtet werden.

Ein Mann mit Mikro erläutert die Absturzsicherung für Dachausstiege
Sicherheit für den Dachausstieg (Quelle: Rudolf Müller Mediengruppe)

Absturzsicherung für Dachausstiege

Freitag 8.7.2022 folgte der Messerundgang zum Thema "Arbeitssicherheit". Roto Frank Treppen bot als erste Station eine Absturzsicherung für Dachausstiege am Flachdach. Diese lässt sich im Neubau aber auch im Bestand an den Aufsetzkranz des Dachausstiegs herstellerunabhängig durch ein einstellbares Spannsystem klemmen, so dass weder Abdichtung noch das Flachdachfenster durch Bohrungen verändert werden und die Gewährleistung bei dem Unternehmen bleibt, welches dieses ursprünglich eingebaut hat. Durch eine selbstschließende Tür kann das Dach betreten und wieder verlassen werden, wie Vertriebsleiter Dennis Dworak anmerkte. Laut Hersteller erfüllt die Sicherung zudem die Landesbauordnungen in Deutschland, die den Einsatz von sogenannten Umwehrungen voraussetzen.

Ein Mann mit Mikro in der Hand stellt ein Gerüst vor.
Eine sichere Montage von Gerüsten schützt vor Abstürzen. (Quelle: Rudolf Müller Mediengruppe)

Gerüstmontage aus sicherer Lage

Als nächstes steuerte die Gruppe den Gerüsthersteller Layher an. Gebietsverkaufsleiter Guido Bubley stellte aktuelle Lösungen vor, die die Anforderungen an Gerüste der TRBS 2121 "Gefährdung von Beschäftigten durch Absturz" erfüllen. So hat der Hersteller das Montage-Sicherungs-Geländer (MSG) entwickelt. Dieses besteht aus zwei Aluminium Montagepfosten und einem teleskopierbaren Aluminium Montagegeländer. Die Montage beim Aufbau des Gerüsts erfolgt aus der darunterliegenden, gesicherten Lage. Bei dem systemintegrierten I-Geländer handelt es sich um ein vorlaufendes Geländersystem aus Geländer- und Zwischenholm, welches von gesicherter Lage montiert werden kann und im Gerüst verbleibt. Es dient als vorlaufende Absturzsicherung beim Auf- und Abbau des herstellereigenen Blitz Gerüsts. Anders als das temporäre MSG, das zusätzlich zu den Systemgeländern montiert wird, verbleibt das I-Geländer im Gerüst und ersetzt die Systemgeländer.

Ein Mann hält ein Mikro, ein anderer montiert einen Bügel an einer Halteplatte
Flachdach frei von störenden Gerüsstbauteilen (Quelle: Rudolf Müller Mediengruppe)

Sicherheit für das Flachdach

Ein Gerüst speziell für das Flachdach hat Karl-Josef Simon, Geschäftsführer von Sifatec und selbst Dachdeckermeister, vor einigen Jahrzehnten erfunden. Das Besondere: Dank des ausgetüfftelten Systems bleibt das Flachdach stützenfrei, so dass die Abdichtung unkompliziert verlegt werden kann und keine Stolperfallen entstehen. Dafür wird eine Halteplatte aus Stahlblech beispielsweise auf der Attika befestigt, die am Bauwerk verbleibt. In diese kann ein spezieller selbstsichernder Bügel außen eingehangen werden, der das Herzstück des Seitenschutzsystems bildet. Zudem bietet Sifatec als Service den Auf- und Abbau des Gerüstes bundesweit und im benachbarten Ausland an. "Wir fahren durch die ganze Republik", so Karl-Josef Simon.

Ein Mann mit Mikro stellt Vorfertigungsanlage vor.
Vorfertigung verkürzt Montagezeiten auf der Baustelle. (Quelle: Rudolf Müller Mediengruppe)

Vorfertigung reduziert Montage auf der Baustelle

Eher für die Zimmerleute interessant war die nächste Station: Bauer Holzbau mit der Anlage Tectofix für die Vorfertigung von Holzrahmenbauelementen. Die Vorfertigung schützt an sich schon vor Abstürzen, da Montagezeiten auf der Baustelle deutlich verringert werden. Mit einer Dachtraverse können Dachelemente sicher angehoben, verladen oder montiert werden, dafür werden mittels verschiebbaren Haken die Latten als Anschlagmittel benutzt – es sind somit keine zusätzlichen Schlaufen notwendig. Zudem ist es möglich vor der Montage die Elemente an den Absturzkanten mit einem temporären Seitenschutz auszustatten. Ist die Absturzkante nicht mehr vorhanden, weil das Nachbarelement eingehoben ist, kann der Seitenschutz entfernt werden.

Ein Mann mit VR-Brille sitzt in einem roten Sessel.
Arbeitssicherheit virtuell erfahren. (Quelle: Rudolf Müller Mediengruppe)

Technische Maßnahmen bevorzugen

Den Abschluss bildete Frank Christ von der BG Bau. Er erläuterte, warum die BG Bau auf ihrer Ausstellungsfläche den Fokus auf die technischen Maßnahmen, wie Vorfertigung oder Gerüste mit Treppenturm, legt. Denn diese sollen zuerst als Schutzmaßnahme gewählt werden und nur, wenn es nicht möglich ist, soll auf organisatorische Maßnahmen, wie Schutznetze, und dann erst auf personenbezogenen Maßnahmen, beispielsweise die Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz, zurückgegriffen werden. Dank VR-Brille konnten die Teilnehmenden außerdem in eine virtuelle 360°-Umgebung eintauchen und so die Vorteile sicherer Bauweisen interaktiv erkunden.

zuletzt editiert am 23.08.2022