Messe Nach über vier Jahren Pause meldet sich die BAU – nach eigenen Angaben Weltleitmesse für Architektur, Materialien, Systeme – mit einem erfreulichen Ergebnis zurück. Rund 190.000 Besuchende informierten sich zwischen dem 17. und 22. April 2023 auf dem Gelände der Messe München über Neuheiten und Trends der 2.260 Aussteller aus 49 Ländern.
„Die BAU hat erneut bewiesen, dass sie die wichtigste Bühne für Innovationen und Premieren im Bausegement ist und bleibt. Trotz der vierjährigen Zwangspause präsentierten sich so viele Firmen wie noch nie in München. Damit wird der sehr positive Zuspruch zu Fachmessen und insbesondere zu Weltleitmessen, wie er sich schon in 2022 gezeigt hat, untermauert,“ bilanzieren die beiden Messechefs Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel die Messe.
Von den Neuheiten und Trends im Bauwesen machte sich auch Bundesbauministerin Klara Geywitz ein Bild, nachdem sie die Baufachmesse eröffnet hatte. „Die Messe BAU 2023 ist eine unverzichtbare Plattform für alle Akteure – national wie international – rund um das Thema Bauen. Alle Gewerke entlang der Wertschöpfungskette kommen hier zusammen und miteinander ins Gespräch. (...) Allerdings stehen die Gewerke dabei vor zum Teil sehr unterschiedlichen Problemen und unterschiedlichen Transformationsständen. Sich hier auf dem Laufenden zu halten, ist deshalb wichtig“, so Geywitz. Dass die Ministerin weiterhin auf das serielle Bauen setzt, zeigte sich auf den zwei eigenen Messeständen des Ministeriums und auf dem Kongress „Bauen 2023".

Für Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes, sendet die Messe ein richtungsweisendes Signal in die Baubranche: „Mit den Leitthemen Digitale Transformation, Zukunft des Wohnens, Ressourcen und Recycling sowie dem Modularen Bauen wurden die aktuell größten Herausforderungen und Trends perfekt abgesteckt. Damit bietet die BAU auch in diesem Jahr eine großartige Plattform, um Zukunftsperspektiven zu schaffen.”
Klimawandel und Krieg befördern Veränderungen
Dass die Hersteller die Bauwende mit vorantreiben möchten, zeigte sich beispielsweise bei der Pressekonferenz von Swiss Krono. Das Unternehmen setzt auf ein zertifiziertes Energiemanagement, den Einsatz erneuerbarer Energien, Rohstoffe aus nachhaltigen Quellen und einen ressourcenschonenden Fertigungsprozess. In das russische Werk investiert die Gruppe nicht mehr und verlagerte die Produktion stärker in die anderen europäischen Werke, wo die Kapazitäten noch weiter ausgebaut werden sollen. Zudem gibt es Planungen für ein Greenfield-Projekt in Frankreich.
Die Auswirkungen des Krieges wurden auch bei anderen Produkten deutlich. So ist die sibirische Lärche, früher gerne für Fassaden oder als Terrassenbeläge verwendet, größtenteils vom Markt verschwunden und durch Alternativen ersetzt. Zum Beispiel stellte die Unternehmensgruppe Holzwerke Ladenburger auf der Messe das Holzfassaden-Programm „Naturnah“ aus heimischen Hölzern, wie Douglasie oder Weißtanne, vor. Der Hersteller Osmo setzt dagegen auf modifiziertes Holz und hat nun als Terrassenbelag Thermoholz aus Fichtenholz im Programm.
Die Holzhalle strotzte nur so vor Selbstbewusstsein. Nahezu alle namhaften Unternehmen der Branche waren vertreten als Anbieter von Bauprodukten oder Ingenieursdienstleistungen, wie Rubner, Rettenmeier, Wiehag, Pfeifer, Lignotrend, Schaffitzel oder Binderholz. Dass der Holzbau aktuell politisch gewollt ist und gefördert wird, zeigte der gut besuchte Branchenabend von Steico, bei dem Vertreter*innen aus Holzbau, Architektur, Lehre und kommunaler Bauverwaltung auf dem Podium über das Thema „Wohnungsnot und Energiekrise – Chancen und Risiken für den Holzbau“ diskutierten.
Die Messe der Auszeichnungen
Dank des Trends zur Nachhaltigkeit hagelte es Auszeichnungen auf der Messe. West Fraser darf sich über den Blauen Engel für die Sterling OSB-Zero-Platten freuen, der für alle Ausführungen der formaldehydfrei verleimten und PEFC/FSC-zertifizierten OSB-Platten verwendet werden kann. Vier Unternehmen des Bundesverbands Deutscher Fertigbau e.V. erhielten für ihre Wohnbauten auf dem Messestand „Zukunft BAU“ des Bundesbauministeriums die Nachhaltigkeitszertifikate BNK (QNG) für Wohngebäude. Das Institut Bauen und Umwelt e. V. (IBU) hat die Ökobilanz von Fermacell Gipsfaser-Platten und Estrich-Elementen verifiziert und der James Hardie Europe GmbH die EPD (Umwelt-Produktdeklaration) offiziell überreicht, wonach die Produkte CO2 speichern. Der Verein Natureplus hat mehrere Produktgruppen im Bereich Holzbau des Herstellers best wood Schneider mit seinem Qualitätszeichen ausgezeichnet.
Photovoltaik schlägt Dachdeckung

In der Dachhalle stellten nur wenige beständige (Familien-)Unternehmen aus der Dachbranche, wie Erlus, Nelskamp oder FDT, ihre Produkte aus. Die großen Konzerne dagegen fehlten. Stattdessen dominierte die PV-Branche in dieser Halle und zeigte, dass moderne Dächer nicht nur dem Witterungsschutz, sondern auch der Energiegewinnung dienen und dabei auch Design können. Architektonisch ansprechende PV-Lösungen waren beispielsweise an den Ständen des Schweizer Solarherstellers Megasol, bei BP2 oder MDMNT, beide aus Polen, oder beim deutschen Unternehmen Ennogie zu sehen.
Die Robotik begegnete den Gästen in der Werkzeughalle; wie von der Raimund Beck KG für die Befestigung im Massivholzbau, als Exoskelett von Festool oder als vollautomatischer Befestigungsroboter von Fischer.
Zufriedenheit bei allen Beteiligten
Rundum zeigten sich nach Angaben des Veranstalters die Beteiligten zufrieden. Obwohl einige große Aussteller diesmal auf eine Beteiligung verzichteten und vor der Messe zweifelnde Stimmen zu hören waren, ob die BAU wohl erfolgreich werden würde, verlief die Messe mit vollen Hallen und einer trotz Krise souverän auftretenden Baubranche erfolgreich.

Die nächste Ausgabe der BAU findet vom 13. bis 18. Januar 2025 auf dem Münchner Messegelände statt. Darüber hinaus zeigen die Veranstaltungen digitalBAU conference + networking (4.–6. Juli 2023, München) sowie digitalBAU (20.–22. Februar 2024, Köln) Lösungen und Produkte im Bereich Bausoftware.