Teilnehmer des Frühjahrstreffen bei ZimmerMeisterHaus aus der Vogelperspektive
160 Teilnehmende waren zum Treffen nach Stuttgart gekommen (Quelle: Dr. Joachim Mohr)

Veranstaltungen 28. April 2023 Fit für die Zukunft

Frühjahrstreffen bei ZimmerMeisterHaus

Optimismus war die vorherrschende Stimmung auf dem Frühjahrstreffen von ZimmerMeisterHaus. 160 Teilnehmende waren vom 23. bis 25. März nach Stuttgart zu der Veranstaltung angereist, die angesichts eines sich verändernden Markts unter anderem im Zeichen möglicher neuer Geschäftsfelder stand. Eher ein strategischer Ansatz, denn momentan besteht noch kein akuter Handlungsbedarf – die Aussichten für die Manufakturen sind angesichts eines kontinuierlichen Wissenstransfers in der Gruppe hervorragend: Die große Mehrheit bewertet ihre momentane Geschäfts- und Auftragslage derzeit mit gut oder seht gut.  

Präsident Holger Kappler hatte denn auch beim geselligen Abend am Anreisetag die Erfahrung gemacht, „dass unsere Manufakturen verdammt gut aufgestellt sind. Ich habe wenig Klagen gehört. Die Geschäfte gehen allgemein gut, obwohl die Baugenehmigungen bei den Einfamilienhäusern einen Einbruch von 30 Prozent erlebt und viele Wohnbaugesellschaften ihre Neubautätigkeit weitgehend eingestellt haben.“ Da die Rahmenbedingungen darauf schließen lassen, dass der Neubau unter dem Strich zurückgehen könnte, legte Holger Kappler den Manufakturen dennoch die Erweiterung ihres Portfolios um neue Geschäftsfelder nahe. Insbesondere empfahl er ihnen den Einstieg in die Sanierung, die angesichts des Green Deal der Europäischen Union und der Förderbedingungen für die serielle Sanierung ein besonders hohes Entwicklungspotential für den Holzbau bietet.

Gute Auftragslage, steigende Umsätze

Auf die Begrüßung durch den Präsidenten folgte der Geschäftsbericht von Geschäftsführer Matthias Schlosser. Dieser referierte zunächst die ZimmerMeisterHaus-Statisik für 2022, deren Basis eine Umfrage unter den momentan 96 Manufakturen ist. Die Bewertung der betriebswirtschaftlichen Ergebnisse (>25 Prozent „sehr gut”, knapp 45 Prozent „gut”) und der Auftragslage (>30 Prozent „sehr gut“, >50 Prozent „gut”) fiel sehr positiv aus, allerdings zeigte sich gegenüber dem Vorjahr doch eine leichte Eintrübung bei den Bewertungen. Einen Rückgang gab es bei den gebauten Wohneinheiten, die im Vergleich zum Vorjahr von 967 auf 671 abnahmen. Im Gegenzug gab es Zuwächse in den Bereichen Anbau/Aufstockung und Gewerbebau. Die Umsätze der Manufakturen stiegen von durchschnittlich 5,5 auf 6,7 Mio. Euro.

Um die Markposition der Manufakturen zu verbessern, bietet die Geschäftsstelle verschiedene Gruppen für den Wissens- und Erfahrungsaustausch sowie verschiedene Marketingunterstützungen an. Neu sind in 2023 die Projektgruppe serielles Sanieren und die Projektgruppe Holzmodulbau, die den Manufakturen die nötige Kompetenz für die Erschließung dieser neuen Geschäftsfelder vermitteln sollen. Ein Schwerpunkt liegt auf Marketing-Konzepten, mit denen die Manufakturen Flagge in Geschäftsfeldern wie dem Gewerbebau, dem mehrgeschossigen Wohnungsbau und dem Bauen im Bestand zeigen können. Ein Leitmedium mit dem Schwerpunkt Hausbau ist derzeit in Planung. Daneben versorgt die Geschäftsstelle die Manufakturen auf Wunsch mit verschiedenen Webemitteln und mit Social Media-Vorlagen, die man als fertige Posts zu vielen Themen für Facebook und Instagram abrufen kann.

Unterhaltsam, lehrreich, informativ

Mit Spannung erwartet wurde eine Präsentation der ZimmerMeisterHaus-Manufaktur Willi Mayer Holzbau, die bei den Teilnehmenden des Frühjahrstreffens schon bei der Firmenbesichtigung am 23. März einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte. Geschäftsführer Christoph Mayer schob nun den Impressionen aus der Besichtigung die Daten und Fakten zum Unternehmen nach, das mit rund 70 Mitarbeitern in etwa 50 Projekten im Jahr einen Gesamtumsatz von rund 23 Mio Euro erwirtschaftet. Dabei ist man in Bisingen praktisch in allen Neubaugewerken unterwegs.

Willi Mayer bei der Besichtigung seiner Manufaktur in Bisingen (Quelle: Dr. Joachim Mohr)

Stephan Zürcher und Thomas Arnold von ecoholz nahmen in ihrem Vortrag im Interesse des Auditoriums „schlafende“ Aufträge auf Korn, die im Unternehmen zum unnötigen Verschleiß von Zeit und Energie führen, die Fehlerquote erhöhen und im ungünstigen Fall zu hohen Kosten oder unzufriedenen Kundinnen und Kunden führen können. Als Lösung für das Problem empfahlen die Referenten, die Kundschaft eng zu begleiten, benötigte Informationen zeitnah abzurufen und keine voreiligen Terminzusagen zu machen. Außerdem präsentierten sie nützliche Schritte für die Praxis, mit denen man den Informationsfluss im Unternehmen optimieren, eine transparente Auftragssteuerung erreichen, störende Arbeitsunterbrechungen reduzieren und die Fokussierung auf wichtige Themen verbessern kann.

Stephan Zürcher und Thomas Arnold bei einem gemeinsamen Vortrag.
Stephan Zürcher (rechts) und Thomas Arnold (links) nehmen „schlafende Aufträge“ aufs Korn. (Quelle: Dr. Joachim Mohr)

Florian Fluck präsentierte den Teilnehmenden ein mögliches Geschäftsfeld, das auf den ersten Blick manchen verblüffte: Er stellte zusammen mit Alexander Schroeder vom Deutschen Wohnbau Verbund sein neues Küchenstudio vor, in dem er seinen Hausbaukunden die passende Küche zum Eigenheim offeriert. Dies mit gutem Grund: Florian Fluck, der schon seit Längerem Küchen in kleinerem Rahmen anbietet, rechnet in diesem Segment mit einem deutlichen Umsatzplus – bei hohen Gewinnmargen, geringem Personaleinsatz und hervorragenden Zahlungskonditionen. Außerdem bietet er seinen Kund*innen mit den Küchen eine gern gesehene Problemlösung an.

Ebenfalls um mögliche neue Geschäftsfelder ging es beim Vortrag von Stefan Höötmann, der mit seiner SH Holz & Modulbau GmbH gewerbliche und öffentliche Projekte, Wohngebäude und Pflegeheime in Holzmodulbauweise bis zu 5 Geschosse realisiert. Die Mindestgröße der Projekte liegt bei 700 m2. Dabei sieht er sich als Premium-Problemlöser für die Bauherrenschaft, deren Fokus aus verschiedenen Gründen auf der schnellen und problemlosen Ausführung eines Projekts liegt – mit so durchschlagendem Erfolg, dass er sich inzwischen komplett auf den Modulbau spezialisiert hat.

Jonas Blomeyer stellte dem Auditorium das Geschäftsmodell seines Unternehmen Tjiko vor, das Baufirmen vorgefertigte Modulbäder in Losgröße 1 anbietet. Dies in verschiedenen Designlinien und in einem Leistungsumfang, der von der Badplanung über die Vorfertigung bis hin zum schnellen Einbau des Bads vor Ort reicht.

Im Vortrag von Dr. Manuel Schönwitz, Associate Partner der Porsche Consulting, lag der Fokus auf der bevorstehenden Transformation im Holzbau und auf möglichen Strategien, mit denen Holzbauunternehmen dem möglicherweise disruptiven Wandel erfolgreich begegnen können. Seine Empfehlung: Holzbauunternehmen sollten nicht mehr projektgetrieben, sondern produktorientiert agieren, also ähnlich wie die Autoindustrie einen modularen Produktbaukasten entwickeln, der bei allen Standards und Rastern ein breites Spektrum an unterschiedlichen Endprodukten ermöglicht. Auf dieser Basis werde es in Zukunft darum gehen, nicht mehr Leistungen, sondern Lösungen anzubieten, welche die komplette Wertschöpfungskette umfassen. Dabei sei die hohe Kundenorientierung das Maß aller Dinge für eine zukunftsfähige Neuausrichtung.

Wie immer nutzten die Mitglieder das Rahmenprogramm, um sich im persönlichen Gespräch intensiv mit Kolleg*innen und Markpartnern auszutauschen. So sind über die Jahre viele intensive Freundschaften innerhalb der Gruppe entstanden – für viele ein wichtiger Anlass, die hin und wieder weiten Wege zu den Treffen zurückzulegen. Die begleitende Ausstellung der Marktpartner wurde ebenfalls von vielen Teilnehmenden genutzt, um sich zu informieren und langfristige Beziehungen zu pflegen.

zuletzt editiert am 02.05.2023