Am 21. und 22. April 2023 traf sich der Verband der Restauratoren im Zimmererhandwerk e. V. zu seiner Frühjahrstagung in Lüneburg. Die Anwesenden konnten dank packender Vorträge und einer gelungenen Stadtführung durch die Backsteinstadt ihr Fachwissen vertiefen. Zudem belebten unterschiedliche Ansichten über den Abschluss „Master Professional für Restaurierung im Handwerk“ die Diskussion.
„Nur drei Prozent aller Restaurierungen werden von Fachleuten ausgeführt“, mahnte Sebastian Schmäh, Vorsitzender des Verbandes der Restauratoren im Zimmerhandwerk in seiner Begrüßung an. Deshalb sei es wichtig, verstärkt für entsprechende Fort- und Weiterbildungen zu werben. Die Bildungszentren würden inzwischen verschiedene Formate für unterschiedliche Zielgruppen anbieten, von themenspezifischen Fachseminaren, über den/die Zimmer*in für Restaurierungsarbeiten und Fachmeister*in für Restaurierung, bis zum Master Professional für Restaurierung im Handwerk (Zimmererhandwerk).
Nach den Grußworten der Lüneburger Bürgermeisterin Christel John und von Maja Albert, niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, entführte Ulrich Arnold, Zimmerer, Architekt und Sachverständiger, in die Welt der Holzschädlinge und die Instandsetzung von befallenen Denkmälern in Holzbauweise. Dabei betonte er, dass in der Denkmalpflege der maximale Erhalt erwünscht ist: „Selbst Schäden und Schmutz sind Zeitzeugnisse.“ In der Sanierung könne durchaus chemikalischer Holzschutz eingesetzt werden, allerdings nur ergänzend zum konstruktiven, mit Augenmaß und nur dort, wo er auch wirklich nutzt.
Geschichte von Lüneburg

Prof. Dr. Edgar Ring, Lüneburger Stadtarchäologie e.V., gab in seinem Vortrag einen Überblick über das Bauen und Wohnen in Lüneburg, bevor er die verschiedenen Epochen der Lüneburger Baukunst in einer Stadtführung vorstellte. „In Lüneburg hat es nie gebrannt, und kein Krieg zerstörte die Stadt.“ Das sei der Grund, warum so viele historische Gebäude der Stadt, die im 15./16. Jahrhundert durch das Salz reich und mächtig wurde, noch erhalten sind. Dabei dominiert die Backsteinarchitektur. Als besonderen Ziegelgestein erwähnte Ring den sogenannten Taustein, ein Formstein der Renaissance, der die Form eines gedrehten Taus innehat. Die Tour endete im Brauhaus „Mälzer“. Für ihre langjährige herausragende Arbeit für die Restauratoren ehrten die Vorsitzenden Gabriele Eisele, die über Jahrzehnte die Verbandsarbeit hauptamtlich betreut hat und im Sommer in den Ruhestand gehen wird.

Diskussion über den Master
Am nächsten Morgen berichtete Sebastian Schmäh von der Zusammenarbeit mit dem Dachverband der Restauratoren im Handwerk e.V. (DRH) den Neuerungen zu der Weiterbildungsverordnung und den aktuellen Stand dazu im Bildungszentrum Biberach. Insbesondere die Weiterbildung „Master Professional für Restaurierung im Handwerk“, die 2020 die Weiterbildung zum Restaurator im Handwerk ablöste, sorgte für Diskussionen. Sie ist die erste gewerblich-technische Weiterbildung im Handwerk auf dem Niveau eines Masters im Rahmen des Europäischen Qualifikationsrahmens. Mit ihm sollen europäische Abschlüsse vergleichbar und transparent werden. Zwei Sichtweisen kristallisierten sich im kontroversen Gedankenaustausch heraus. Die eine Position sieht eine Chance in der Masterausbildung, weil sie eine Kommunikation auf Augenhöhe mit dem akademischen Denkmalschutz böte. Zudem würden in Zukunft die Schadenskartierung, die Bauaufnahme und die Projektierung Schwerpunkte der Arbeit sein, auf die die Weiterbildung sehr gut vorbereite. Viele Auszubildende hätten inzwischen Abitur. Eine Weiterbildung auf Masterniveau würde sie eher im Handwerk halten, als dass sie nach der Ausbildung noch studieren gehen. Andere dagegen befürchten, dass durch den Master eine die Akademisierung einträte und das traditionelle Handwerk an Wertigkeit verliere. Zudem sei die Weiterbildung zum Master teuer und zeitintensiv. Allerdings lässt sich das Rad nicht mehr zurückdrehen, der Master Professional ist eingeführt und es gilt, das Beste daraus zu machen.
Hausschwamm und Holzkeildollen
Dr. Marco Fleckenstein stellte anschließend Möglichkeiten der Bekämpfung des Echten Hausschwamms und präsentierte ein neues Produkt, dass physikalisch wirkt und deshalb nicht als herkömmliches Biozid gilt. Als letztes referierte Frau Dr.-Ing. Elena Perria zu Forschungsergebnissen zu neuartigen Holzkeildollen-Verbindungen für Reparaturen im historischen Holzbau. Neben der korrekten fachlichen Anwendung wurden Alternativen zu klassischen Holznägeln oder Dübeln aufgezeigt.

Die Herbsttagung findet am 13. und 14. Oktober 2023 in Geislingen an der Steige statt.