Ein Foto, das Louise Simon zeigt, wie sie ihren Vortrag hält.
Im ersten Fachvortrag gab Louise Simon von Climate & Company, einem Think Tank für nachhaltige Finanzen, eine Einführung und einen Überblick über die EU-Gesetzgebung zu Lieferketten. (Quelle: Der Zimmermann)

Veranstaltungen 4. July 2023 Lieferkette und Zirkularität im Bauwesen

Mit dem deutschen und europäischen Lieferkettengesetz kommen neue Nachweis- und Transparenzpflichten auf Bauschaffende und die Hersteller von Bauprodukten zu. Das Lieferkettengesetz regelt die unternehmerischen Sorgfaltspflichten zur Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen, um den Schutz der Menschenrechte und der Umwelt in globalen Lieferketten zu verbessern.

Der Verein Natureplus e.V. hat sich als gemeinnützige Umwelt- und Verbraucherorganisation für die Bauwende intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt. Die von ihm organisierte Tagung Re.think building beschäftigte sich damit, wie im Bauwesen nachvollziehbare Lieferketten dokumentiert werden können und wie diese mit Hilfe von zirkulären und regionalen Baustoffen gesichert und transparent gestaltet werden können. Die Tagung fand am 30. Juni in den Räumen des Mitgastgeber Moll bauökologische Produkte GmbH in Schwetzingen mit etwa 60 Teilnehmenden statt. Gleichzeitig war diese Tagung auch die Abschlusskonferenz des Forschungsprojekts „Nachhaltigkeit Lieferkette Bau“, wie Tilmann Kramolisch, Geschäftsführer von Natureplus, in seiner Begrüßung betonte.

Im ersten Fachvortrag gab Louise Simon von Climate & Company, einem Think Tank für nachhaltige Finanzen aus Berlin und Brüssel, eine Einführung und einen Überblick über die EU-Gesetzgebung zu Lieferketten. Sie ging darauf ein, wie sich die bevorstehende EU-Gesetzgebung zu Lieferketten auf den Bausektor auswirken wird und wie man sich darauf vorbereiten kann. Denn auch der Finanzsektor, den wiederum die Offenlegungsverordnung betrifft, wird Forderungen nach Transparenz im Bausektor stellen.

Datenbank für Bauprodukte

Es folgte, digital zugeschaltet, Kim Ha Tran, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Juniorprofessur „Rezykliergerechtes Bauen“ der RWTH Aachen. Sie erläuterte, dass Zirkularität die Umweltwirkung über den Lebenszyklus, mit dem Ziel der Klimaneutralität, und die Nachnutzungsmöglichkeiten der Bausubstanz umfasst. In diesem Zusammenhang stellte sie das im rheinischen Revier ansässige regionale Netzwerk Ressourceneffizientes Bauen (ReNeReB) vor. In dessen Bauproduktdatenbank finden sich regionale Bauprodukte, die sich für das kreislaufgerechte und ressourceneffiziente Bauen eignen. 

Simon Waigand, assoziierter Partner bei ACMS-Architekten GmbH in Wuppertal, präsentierte als nachhaltiges Praxisbeispiel das Bauen mit Lehm anhand einer tragender Stampflehmwände des neuen Ausstellungsgebäudes im Freilichtmuseum Detmold vor. Eine weitere Baustofflösung zeigte Dr.- Ing. Matthias Heigl, Forschung und Entwicklung bei Leipfinger-Bader GmbH, mit einem Ziegel aus Recyclingmaterial, bei dem dank eines hydraulischen Bindemittels auf das Brennen verzichtet werden kann. Alternative, nachhaltigere Bindemittel sollen perspektivisch den Zement ersetzen.

Simon Waigand hält einen Vortrag.
Im Freilichtmuseum Detmold entsteht ein neues Ausstellungsgebäude mit tragenden Stampflehmwänden, die der Architekt Simon Waigand vorstellte. (Quelle: Der Zimmermann)

Schlussendlich machte Felix Konrad, geschäftsführender Vorstand des natureplus Instiute SCE mbH, die Ergebnisse und das Konzept des Forschungsprojekts „Nachhaltigkeit Lieferkette Bau“ bekannt. Das Ziel des Projektes ist es, die Entwicklung von Standards der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit in unterschiedlichen Produktkategorien des Bauwesens über die Lieferkette hinweg zu entwickeln. Für das Deklarationskonzept wurden vier Instrumente entwickelt:

  • Öffentliche betriebene Deklarationsplattform (z.B. durch staatliche Trägeschaft)
  • Produktbezogener Top-Down-Ansatz
  • Schutz vor Lieferketteninformationen im Wettbewerb
  • Das Instrument beinhaltet eine Risikobewertung für die einzelnen Lieferkettenstränge

Diese wurden abschließend an unterschiedlich moderierten Tischen diskutiert, um das Feedback verschiedener Stakeholder mit in das Forschungsprojekt einfließen lassen zu können.

zuletzt editiert am 04.07.2023