Madaster hat flächendeckende Daten des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) zu Art, Menge und CO₂-Emissionen verbauter Baustoffe in Form einer virtuellen Deutschlandkarte aufbereitet. Diese sind künftig kostenfrei abrufbar, heißt es in der aktuellen Mitteilung von Madaster.
Mit der virtuellen Karte entstehe eine zentrale Informationsbasis, um zirkuläres Bauen und die strategische Nutzung urbaner Rohstofflager deutschlandweit planbar zu machen. Rund 52 % des Abfallaufkommens (Deutschland, 2023) und bis zu 40 % der CO₂-Emissionen in Deutschland entstehen im Bausektor – zirkuläres Bauen bietet daher ein enormes Einsparpotenzial.
Ein Materialkataster wird seit Jahren als zentrale Lösung diskutiert. Es schaffe die notwendige Transparenz, um Ressourcen gezielt zurückzugewinnen, Rückbau planbar zu machen und Emissionen wirksam zu senken, heißt es weiter in der Mitteilung. So werde der Wandel hin zu einer klima- und ressourcenschonenden Bauwirtschaft möglich – mit spürbarem Mehrwert für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft.
Mit der Integration des komplexen IÖR-Datensatzes (Stand 2022) sei Madaster ein zentraler Meilenstein gelungen. Denn damit seien die wissenschaftlich fundierten Informationen über Art, Menge und die im Gebäudebestand enthaltenen grauen Emissionen nun für alle Städte und Gemeinden in Deutschland zugänglich. Dank der digitalen Aufbereitung in Madaster seien die Daten intuitiv nutzbar, könnten gezielt erweitert werden und seien projektspezifisch bearbeitbar.
„Mit dem Materialkataster für Deutschland schließen wir eine entscheidende Wissenslücke und legen die Basis für ein zukunftsfähiges Ressourcenmanagement im Bauwesen. Die Kombination aus Geodaten, Materialkennzahlen und Gebäudetypologie ermöglicht es Kommunen, Wissenschaft und Wirtschaft, strategisch über Ressourcenschutz, Kreislaufwirtschaft und klimagerechtes Bauen zu entscheiden“, erklärt Dr. Patrick Bergmann, Managing Director von Madaster Germany.
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Besonders in Hinblick auf Urban Mining stünden durch die Aufbereitung sowie Visualisierung der großflächigen Material- und Gebäudedaten zukünftig Informationen zu freiwerdenden Rohstoffen frühzeitig zur Verfügung. Auf dieser Basis lassen sich sowohl der Flächenbedarf für Lagerung und Aufbereitung sekundärer Rohstoffe als auch potenzielle Abnehmer gezielt identifizieren, lautet es in der Mitteilung. Das digitale Materialkataster diene damit als Basis für die Umsetzung des Industrial ReUse-Ansatzes, bei dem Materialien aus Rückbauvorhaben frühzeitig identifiziert und als Ressource für Hersteller in Aufbereitung und Weiterverarbeitung nutzbar gemacht werden.
Datengrundlage sind Gebäudetypen, 3D-Modelle und langjährige Forschung
Basis des IÖR-Datensatzes seien 3D-Gebäudemodelle des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie, die mit detaillierten Informationen zu Gebäudetypen und typischen Baumaterialien angereichert wurden. Die Materialbestimmung erfolge durch eine systematische Auswertung von 44 Materialgruppen. Eine funktionale Differenzierung des Gebäudebestands nach Ein-, Zwei- oder Mehrfamilienhaus sowie Lager- oder Bürogebäude erfolge mittels des Informationssystems Gebaute Umwelt (ISBE) und sei auch in den Ansichten des Materialkatasters abrufbar. Für belastbare Aussagen auf Projektebene empfehle sich eine Aggregation der Daten, da typenbasierte Annahmen nicht zwangsläufig den realen Materialeinsatz einzelner Gebäude widerspiegelten.
Die Veröffentlichung des deutschlandweiten Materialkatasters sei ein erster entscheidender Schritt gewesen. Um die Potenziale der Kreislaufwirtschaft noch gezielter nutzbar zu machen, werde das Madaster-Materialkataster kontinuierlich weiterentwickelt. Im Fokus stehe dabei die Erweiterung der Datengrundlagen – etwa im Forschungsprojekt „Strategiedialog Baden-Württemberg“, in dem Madaster das Kataster für das gesamte Bundesland weiter verfeinert, sowie bei der Einführung des digitalen Gebäuderessourcenpasses in NRW, die Madaster im Rahmen eines LOIs mit dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung unterstütze.