Vier Personen stehen vor einem Publikum
Zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit diskutierten (von links nach rechts): Thomas Lehmann, Johannes Schmitz, Martin Weihsweiler und Maximilian Schmitz. (Quelle: Der Zimmermann)

Veranstaltungen

2. November 2022 | Teilen auf:

Klimaschutz ganz obenauf

Am 28. Oktober 2022 fand der 16. gemeinsame Landesverbandstag des Zimmerer- und Holzbauverbandes Nordrhein und des Dachdeckerverbands Nordrhein in Düsseldorf statt. Das Programm verdeutlichte, dass die Mitgestaltung der Klimawende eine der wichtigsten Aufgaben für das Dachhandwerk werden wird.

Nachdem Johannes Schmitz als Vorsitzender des Zimmererverbands gemeinsam mit seinem Dachdeckerkollegen Franz-Josef Roßbroich die Anwesenden in den Räumlichkeiten der Handwerkskammer Düsseldorf begrüßt hat, folgte Manfred Steinritz als stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf mit dem Thema „Wohin steuert NRW? Die neue Landesregierung aus Sicht des Handwerks“. Laut Steinritz habe die schwarz/grüne Landesregierung durchaus Potenzial das Land nach vorne zu bringen: „Die Stimme des Handwerks findet sich sehr deutlich im Koalitionsvertrag. So soll eine kleine Bauvorlagenberechtigung für Meisterinnen und Meister des Betonbauer-, Maurer- oder des Zimmereihandwerks für einfache Bauvorhaben gesetzlich verankert werden. Mit einer Meisterprämie soll zudem Gleichwertigkeit der beruflichen und akademischen Ausbildung bei der Gebührenfreiheit hergestellt werden.“

„Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst“

Felix Fink, Bereichsleiter Wirtschaft und Unternehmungsführung im Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks, begann sein Referat zu dem Thema „Wirtschaftliche Situation im Zimmerer- und Dachdeckerhandwerk – Bleiben wir obenauf?“ mit einem Zitat des Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawick „Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst“. Warum er diesen Ausspruch als Einstieg gewählt hatte, illustrierten seine weiteren Ausführungen. Das Gesamtbild der Konjunktur des Bauhauptgewerbes zeige laut Fink, dass der Wohnungsneubau nicht mehr die Stützfunktion der letzten Jahre übernehmen könne und dass auch der Wirtschaftsbau und der öffentliche Bau auf die Bremse treten würden. Dennoch blieb er optimistisch: „Ich bin mir ganz sicher, dass wir obenauf bleiben.“ Es müssten die Ziele der Bundesregierung umgesetzt werden. Ob mit Photovoltaik oder Wärmepumpen, die aus Platzmangel in den Städten auf Dächern installiert werden müssen: Das Dachhandwerk werde seiner Einschätzung nach weiterhin genug Arbeit haben.

Zwei Männer stehen hinter einem Rednerpult.
Zimmermeister Johannes Schmitz (links) und Dachdeckermeister Franz-Josef Rossbroich führten als Vorstände ihrer Verbände durch die Tagung. (Quelle: Der Zimmermann)

Von der Kreislaufwirtschaft bis zum Green Building Zertifikat

Am Nachmittag folgten Erfahrungen und Erwartungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu „Klimaschutz und Nachhaltigkeit“. Thomas Lehmann, Projektmanager des Solar Decathlon Europe, sieht eine Aufwertung des Bestandmaterials durch Urban Mining oder Kreislaufwirtschaft als Lösungsmöglichkeit, um den enormen Ressourcenverbrauch des globalen Gebäudesektor abzusenken. Zudem müsse die energetische Bestandssanierung und eine regenerative Energieerzeugung in den Fokus rücken, um den Endenergieverbrauch im Gebäudesektor zu senken. Dachdeckermeister Martin Weihsweiler, Vorstandmitglied im Dachdeckerverband Nordrhein, stellte das ZVDH Zertifikat „Green Building“ vor. „Angelehnt an die Idee der Materialgarantie wird den Dachdeckerbetrieb auf Grundlage transparenter Kriterien eine Entscheidungshilfe bei der Auswahl ökologischer Materialien gegeben.“ erläuterte er die Idee hinter dem Zertifikat. Maxililian Schmitz, Öffentlichkeitsbeauftragter im Dachdeckerverband Nordrhein, betonte abermals die wichtige Rolle der Photovoltaik in der Klimawende und für das Dachhandwerk: „In Baden-Württemberg verlangt der Gesetzgeber bereits die Installation einer PV-Anlage nicht nur bei Neubauten, sondern auch bei grundlegenden Dachsanierungen. Das wird hier ebenfalls kommen.“ Eine Weiterbildung zum Photovoltaik-Manager im Deutschen Dachdeckerhandwerk könne laut Martin Weihsweiler deshalb sinnvoll sein.

Ein Mann mit Mikrophon
Der Sachverständige Kai Köhler demonstrierte mit einigen Beispielen, wie aus kleinen Mängeln größere Schäden werden können. (Quelle: Der Zimmermann)

Technik ganz zum Schluss

Kai Köhler, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Dachdecker- und Zimmererhandwerk, entführte die Anwesenden zum Schluss in die Technik und zeigte Schäden und Mängel aus verschiedenen Bauvorhaben. Mit vergessenen Traufblechen, verschatteten Flachdächern oder unzureichend geschützte Holzbauwände füllte er seinen Vortrag auf unterhaltsame Weise und entfachte interessante Diskussionen unter den Teilnehmenden.

zuletzt editiert am 02.11.2022