Mehrere Beschichtungen, die deutliche Brandspuren aufweisen.
Verschiedene intumeszierende Beschichtungen nach der Beflammung im Laborbrandprüfstand des Fraunhofer WKI. Die Tests geben Aufschluss darüber, mit welcher Rezeptur sich das darunterliegende Holz am besten schützen lässt. (Quelle: Fraunhofer WKI | Manuela Lingnau)

Technik 2025-09-25T06:32:00.137Z Flammschutzlösung für Holzfassaden

Gemeinsam mit dem Projektpartner Deutschen Textilforschungszentrum Nord-West (DTNW) haben Forschende am Fraunhofer WKI eine umweltfreundliche Flammschutzbeschichtung für frei bewittertes Holz entwickelt.

In bisherigen Forschungsarbeiten des Fraunhofer WKI und des DTNW wurden intumeszierende Beschichtungen (Dämmschichtbildner) für Holz und andere cellulosehaltige Materialien entwickelt, die sich für die Innenanwendung eignen. Diese Lacke haben den Nachteil, dass sie aufgrund von Witterungseinflüssen (Regen, Sonne) nicht für die Außenanwendung eingesetzt werden können. Am Markt sind einige Flammschutzlösungen für Außenanwendungen etabliert, die jedoch nur in Kombination mit einer Decklackschicht anwendbar sind. Diese haben den Nachteil, dass für den Flammschutz von Holz-Außenfassaden immer ein zusätzlicher, kostenintensiver Arbeitsvorgang notwendig ist.

Aufbauend auf den bereits gewonnenen Erkenntnissen sind die Forschenden in diesem Projekt der Frage nachgegangen, ob sich eine Brandschutzbeschichtung für Holz im Außenbereich auf Basis von wasserlöslichen Stickstoff-Phosphor-Silanen (N-P-Silane) oder Cyclophosphazenen (CPZ) herstellen lässt.

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Am DTNW wurden verschiedene Flammschutzmittel synthetisiert und am Fraunhofer WKI in eine intumeszierende Beschichtung einformuliert. »Die von uns durchgeführten Arbeiten zeigen, dass eines der synthetisierten Flammschutzmittel, die nach dem Sol-Gel-Verfahren in eine intumeszierende Beschichtung eingearbeitet wurden, gute flammhemmende Eigenschaften aufweist und gleichzeitig auch witterungsbeständig ist. Zur Herstellung der Sol-Gel-Lösungen wurden die jeweiligen Silan-Präkursoren in einem Wasser-Ethanol-Gemisch gelöst, wobei eine Zielkonzentration von 25 Gew.-% angestrebt wurde«, berichtet Dr. Kolb.

Die Forschenden ermittelten vier vielversprechende Formulierungen. Diese wurden für Untersuchungen im Brandschacht, im Cone-Kalorimeter sowie unter natürlicher Bewitterung verwendet. Zwei der Beschichtungen bestanden aus einer klassischen intumeszierenden Mischung und einem Bindemittel. Die anderen beiden Formulierungen enthielten zusätzlich die neu synthetisierten Flammschutzmittel. Eine Formulierung, die das synthetisierte Flammschutzmittel enthielt, wies auch nach 12 Monaten Freibewitterung noch sehr gute Lackeigenschaften auf. Außerdem konnte durch die Untersuchung von nicht bewitterten Proben im Brandschacht die Schwerentflammbarkeit nachgewiesen werden. Durch Untersuchungen im Cone-Kalorimeter und die anschließende Simulation der Ergebnisse mit dem Programm ConeTools konnten die Forschenden vorhersagen, dass diese Beschichtung im SBI-Prüfstand zunächst die Baustoffklasse B und nach der Bewitterung die Baustoffklasse C erreichen kann.

Mit diesem Ergebnis kann der sichtbare Holzbau in den höheren Gebäudeklassen gestärkt werden. Nach § 28 Absatz 3 der Musterbauordnung von 2002 müssen in den Gebäudeklassen 4 und 5 die Oberflächen von Außenwänden schwerentflammbar sein. Das betrifft hohe und/oder großflächige Gebäude wie beispielsweise Mehrfamilienhäuser, Bürogebäude, Krankenhäuser oder Schulen. Auch kleinere Sonderbauten wie Kitas unterliegen oft hohen Brandschutzanforderungen.

Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens stellen eine Chance sowohl für mittelständische Betriebe der Lackindustrie als auch für Firmen aus dem Bereich des Holzbaus dar. Bei entsprechender Weiterentwicklung der Effizienz der Flammschutzbeschichtung für die Außenanwendung können diese entwickelten Systeme zur Vermarktung gebracht werden. Somit wird der Einsatz von Holz in den höheren Gebäudeklassen möglich. Dies kann den KMU aus den oben genannten Bereichen ein neues nationales, aber auch internationales Marktsegment erschließen und die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber ausländischen Mitbewerbern nachhaltig erhöhen.

zuletzt editiert am 25. September 2025