Titelstory: Mit der Kernsanierung eines alten Winzerhauses in Gemmrigheim am Neckar hat sich Jens Scheyhing keine 08/15-Aufgabe gestellt. Was der Zimmermeister und Restaurator im Zimmererhandwerk mit dem Haus seiner Vorfahren angestellt hat, war alles andere als gewöhnlich. Sanierung, Restaurierung, Anhebung, Anbau, Ertüchtigung – alle diese Attribute passen zu der Siegerleistung.
Bereits sein Vater hat in dem Haus seine Kindheit und Jugend verbracht, genau wie Jens Scheyhing selbst auch. Früher gehörte es seinen verstorbenen Großeltern und die hatten es auch schon gebraucht übernommen. Es gibt Hinweise, dass das Haus 1798 erbaut wurde. Vermutlich waren es napoleonische Truppen, die damals in Gemmrigheim brandschatzten. Im Gewölbekeller der benachbarten Scheune des Fachwerkhauses in der Hofgasse 17 sollen sie damals sogar eine Folterkammer betrieben haben. Im Sommer 2010 konnte Scheyhing schließlich damit beginnen, sich, wie er selbst sagt, „eine Herzensangelegenheit zu erfüllen“. Der Bau war zu dieser Zeit ein unscheinbares einfach konstruiertes Fachwerkhaus. Jedoch war von dem Fachwerk nichts zu sehen, denn es war vollständig überputzt. Es gab weder fachwerktypische auskragende Geschosse noch sonstige konstruktive oder repräsentative Elemente. Stattdessen war der Gebäudecharakter geprägt durch kleine Räume und niedrige Deckenhöhen von etwa 2,20 m – ein einfaches Haus eben, das seine Vorfahren als Winzerhaus genutzt hatten.
Immer wieder ging der Zimmerer und Hobbywinzer Scheyhing in Gedanken und Skizzen daran, die Räume zu vergrößern, die Decken anzuheben und ein Sichtfachwerk zu konstruieren. Wenig später begannen dann die Arbeiten an dem alten Bau.

Entkernen und verschiebungssicher vertäuen
Zunächst wurde das Gebäude komplett entkernt und das vorhandene Eichenfachwerk freigelegt. Die Zimmerleute reparierten schadhafte Hölzer oder tauschten sie aus. Dann banden sie das Gebälk mit Spanngurten, Stahlseilen und provisorischen Verstrebungen verschiebungssicher zusammen. Auf dem bestehenden Boden des gemauerten Erdgeschosses, der aus Lehm-Knochensteinen bestand, wurde eine Betonplatte gegossen. Sie war die Basis für die nachfolgenden Arbeiten zur Anhebung der Obergeschosse.
Nachdem das Fachwerk abgesprießt war, begannen die Handwerker, das Obergeschoss mit Schraubwinden Stück für Stück zu heben. Damit auch die Fußbodenheizung später Platz finden würde, musste jedes Geschoss um gut 30 cm angehoben werden.
Den ausführlichen Artikel lesen Sie in BAUEN MIT HOLZ 4.2016.