Der Einsatz von hochwertigen Dämmstoffen im Holzbau ist nicht nur essenziell für die energetische Effizienz von Gebäuden, sondern auch für die Nachhaltigkeit dieser Bauweise.
Die Auswahl von Dämmstoffen für Holzkonstruktionen ist eine anspruchsvolle Angelegenheit, wenn man nicht auf rundum dokumentierte Gesamtsysteme zugreift, die manche Zulieferer entwickelt haben und zur Verfügung stellen. Im konstruktiven Holzbau kommt es nur sehr selten bei den Dämmstoffen alleine auf die Dämmstoffeigenschaften an. Das Ergebnis des Bauens sind Bauteile, die der Kunde wünscht, und diese haben als Ganzes Vorschriften, Vereinbarungen und Wünsche zu erfüllen. Technisch definieren sich diese Bauteileigenschaften über:
- wärmetechnische Kennwerte
- feuchtetechnische Verhaltenseigenschaften
- schalltechnische Kennwerte
- brandschutztechnische Klassifizierungen
- mechanische Widerstände
- Verträglichkeit: mit umgebenden Baustoffen, mit den Anforderungen an Schutz von Umwelt und Gesundheit
- Eigenlasten
Zu jedem der genannten Aspekte gibt es Anforderungen an das Bauteil, die einzuhalten sind. Darüber hinaus spielen für die Verwender von Dämmstoffen bei der Wahl eine Rolle:
- Materialkosten einschließlich Verschnitt
- Einbaukosten
- Erfüllung weiterer, so genannter „weicher“ Kundenaspekte wie: · Öko-Profil, · Bio-Profil, · sonstiger Empfindsamkeiten (Sympathien)
Der Prozess der Planung von den Vorstellungen über ein Bauwerk bis zu den letztendlich eingesetzten Baustoffen führt immer über die Anforderungen der Behörden und des Kunden an die Bauteile. Die Bauteile stellen sich aus Kundensicht wesentlich durch ihre Decklagen und ihre Funktionen dar (z. B. Außenwand, außen verputzt, innen tapezierfähig, frei von Schadstoffen). Der planerische Rest ergibt sich dann aus den Anforderungen an das 368 Bauprodukte für den Holzbau Gebäude (z. B. seitens des Bauherrn: Passivhaus, normaler Wohnkomfort, seitens der Bauaufsicht: nach ETB (Eingeführte Technische Baubestimmungen)).
Im konstruktiven Holz- und Trockenbau kann die Planung – von Ausnahmen abgesehen - nur über die Bauteile zu der Wahl der Baustoffe gelangen. Die einzuhaltenden Regeln sind sehr komplex. In diesem Beitrag wird nur auf die Einflussgrößen für die Wahl der Dämmstoffe eingegangen. Diese sind, abhängig von dem Bauteil:
- Verwendbarkeit
- Brennbarkeit [Baustoffklasse]
- zusätzliche brandschutztechnische Eigenschaften des Dämmstoffes (Abtropfen im Brandfalle, Schmelzpunkt)
- längenbezogener Strömungswiderstand (Schalllängsleitung)
- dynamische Steifigkeit (Schalldämmung, Schalldämpfung)
- mechanisches Verhalten (Widerstand gegen mechanische Einwirkungen – auch im Zusammenhang mit chemisch-physikalischen Verbindungen (Haftung von Putz und Verklebungen)
- Wärmeleitfähigkeit (thermostatisches Verhalten)
- thermodynamisches Verhalten
- feuchtetechnisches Verhalten (Diffusionswiderstand, Absorptionsverhalten)
- Tragfähigkeit
- Eigenlast
Aus den Regeln für die Bauteile ergeben sich die möglichen Baustoffe für die Bestandteile des jeweiligen Bauteils. Dämmstoffe können viele Funktionen haben:
- Wärmedämmung
- Temperaturamplitudendämpfung
- Schalldämmung/-dämpfung/-regulierung
- baulicher Brandschutz
- feuchteregulativ
- Tragwerksbestandteil, 369 Dämmstoffe im Holzbau
- mechanischer Schutz vor Beschädigungen
- Wasserableitung
- Veränderung der Raumluftzusammensetzung, um nur die wichtigsten zu nennen
Daraus ergibt sich eine Fülle von Anforderungsmerkmalen, die von Materialeigenschaften erfüllt werden müssen. Wie die unvollständige Listung schon erkennen lässt, stehen die Materialeigenschaften oft in unmittelbarem Zusammenhang mit der baulichen Umgebung des Dämmstoffes, und Dämmstoff und Umgebung sind konditional voneinander abhängig. Da der Prozess der europäischen Harmonisierung noch im Fluss ist, ergibt sich eine vielfältige Diskrepanz zwischen europäischen und nationalen Regelungen. Dies hat zur Folge, dass für viele Dämmstoff-Anwendungen mehrere Bezüge gesucht und gefunden werden müssen, um eine baurechtliche Zulässigkeit feststellen zu können. Der Weg von der Bauaufgabe zum Bauergebnis führt klassisch zweckmäßig vom Bauteil zum Dämmstoff:
- Anforderungsprofil Bauteil
- Wahl Bauteilaufbau (Schichtenfolge) nach höchstem, zu erfüllendem Kriterium aus Brand- oder Schallschutz, nach Normen oder Zulassungen
- Prüfung der Erfüllbarkeiten aller nachrangigen Kriterien.
Der umgekehrte Weg, vom Dämmstoff zum Bauteil, ist mit den Hilfen mancher Anbieter auch relativ einfach möglich:
- Wahl des Dämmstoffes
- Finden eines Bauteilaufbaus, der das höchste, zu erfüllende Kriterium des Brand- oder Schallschutzes erfüllt
- Prüfung der Erfüllbarkeit aller nachrangigen Kriterien
Holzfaserdämmstoffe (WF)
Holzfaserdämmstoffe kommen als Dämmplatten, -matten oder lose Einblasdämmung in den Anwendungsbereichen Fassade, Dach und Ausbau zum Einsatz, etwa als Wärmedämmverbundsystem, als Wanddämmung für die hinterlüftete Fassade, Aufdach- oder Gefachdämmung zuzüglich regensicheren Unterdeckplatten, Dämmung für Geschossdecken, Innendämmung für die Außenwand, Dämmung der Installationsebene, Trittschalldämmung für Fußböden sowie als schalldämmende Unterlage für Parkett und Laminat. Sie werden aus Nebenprodukten der Holzbearbeitung und unbehandelten Holzhackschnitzeln respektive Sägeresten hergestellt und stehen für eine besondere Qualität in Bezug auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz. Als holzbasiertes Bauprodukt werden zudem wesentliche Mengen CO2 der Atmosphäre entnommen. Jeder Kubikmeter Holz kompensiert etwa eine Tonne Kohlenstoffdioxid. Holzfaserdämmstoffe können bis zu 15 Prozent ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne an Dämmwirkung zu verlieren. Sie haben eine sehr hohe Wärmespeicherkapazität und tragen mit ihrer diffusionsoffenen, feuchteregulierenden Struktur zu einem guten Raumklima bei
Mineralwolle (MW) - Glaswolle/Steinwolle
Für die Herstellung von Mineralwolle kommen zu 95 Prozent mineralische Rohstoffe wie Quarzsand, Kalk, Soda, Eisenerz und Recyclingmaterialien wie Altglas zum Einsatz. Das Ausgangsmaterial wird in einem Ofen bei Temperaturen von 1300° C bis 1600° C geschmolzen. Danach wird die glasartige Schmelze zu Mineralfasern versponnen, woraus Rollen, Matten und Platten hergestellt werden. Die Zugabe von Bindemitteln gewährleistet Stabilität, Silikon macht den Dämmstoff wasserabweisend. Glas- und Steinwolle bieten hervorragende Eigenschaften im Wärme-, Kälte-, Schall- und Brandschutz. Sie sind nicht brennbar, speichern kein Wasser und verrotten nicht. Spezielle und an feste Prüfstandards geknüpfte Öko-Label / Zertifizierungen klären über die Unbedenklichkeit für die Wohngesundheit auf. Während die flexible Glaswolle leichter zu verarbeiten ist, bietet Steinwolle mit einem Schmelzpunkt von > 1000° C den besten Brandschutz. Einsatzgebiete der Mineralwolle im Hochbau sind Dämmaufgaben in Flach- und Steildächern, in Decken und Böden sowie in Trenn- und Außenwänden.
Perlite (EPB)
Perlite ist ein leichtes, mineralisches Granulat, das aus Lava gewonnen wird. Es dient als effizienter Bau- und Dämmstoff und findet hauptsächlich als Einblasdämmung in Hohlräumen, Flachdächern und Steildächern Anwendung. Perlite ist nicht brennbar, verrottet nicht und ist resistent gegen Schädlinge.
Polyurethan (PU)-Hartschaum
Dämmstoffe aus Polyurethan (PU)-Hartschaum zeichnen sich durch ihr gutes Wärmedämmvermögen aus. Die hohe Dämmwirkung ermöglicht schlanke Bauteile mit niedrigem U-Wert. Der Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit von PU-Dämmelementen liegt bei λD 0,022 W/mK (alukaschiert) bzw. λD 0,025, 0,026, 0,027 W/mK mit Mineralvlies-Kaschierung. Der klassische Einsatzbereich einer PU-Dämmung ist die Aufsparrendämmung. Wegen der geringen Aufbauhöhe eignen sich die Dämmplatten für die Bereiche Dach, Decke, Wand, Boden, Fassade über Fensterrahmen-Dämmung bis hin zu Sandwichelementen für den Industriebau.
Schaumglas (CG)
Flüssiges Glas wird durch Zugabe von Treibmitteln zu einem aufgeschäumten, geschlossenzelligen Dämmstoff. Der hohe Gasanteil in den Zellen wirkt wärmedämmend. Die charakteristischen Eigenschaften von Glas bleiben bei Schaumglas weitgehend erhalten. Schaumglas nimmt kaum Wasser auf und ist praktisch diffusionsdicht. Der Dämmstoff ist nichtbrennbar, unverrottbar und besitzt als Platte oder Granulat hohe Belastbarkeit.
Zellulosedämmung
Zellulosedämmung wird aus zerfasertem Altpapier hergestellt. Zur Verbesserung des Brandschutzes werden Zuschlagstoffe zugegeben, die gleichzeitig gegen Schimmel- und Schädlingsbefall wirken. Zellulosedämmstoff ist wiederverwertbar und deponierfähig, allerdings nicht kompostierbar. Als Flocken wird die Zellulose in der Regel in die Dämmschalung eingeblasen, auf horizontalen Flächen aufgeblasen oder auf senkrechten Flächen aufgesprüht und findet bei Hohlräumen (Zwischensparrendämmung) oder an Wand, Boden und Decke Verwendung. Zellulosematten sind gleichermaßen für die Dämmung von Innen und Außen geeignet
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