Ein Mann steht lächelnd in einer Werkstatt, umgeben von Holzmaterialien und Werkzeugen.
Marco Sungen denkt über die Anschaffung einer Produktionsanlage für eine effizientere Vorfertigung nach. (Quelle: Der Zimmermann)

Technik 2025-05-14T08:09:31.395Z Die Qual der Wahl im Anschaffungsprozess

Vorfertigung Marco Sungen ist Zimmermeister und Bauingenieur und leitet das Holzbauunternehmen „Sungen Holzbauplanung“ in Kürten im Bergischen Land. Der Betrieb ist seit Langem in der Vorfertigung von Holztafelelementen aktiv. Jetzt denkt Sungen über die Anschaffung einer Produktionsanlage nach, um noch effizienter zu werden. Der Zimmermann hat sich mit ihm über seine Überlegungen unterhalten.

Der Zimmermann: Herr Sungen, wann sind Sie in die Vorfertigung eingestiegen und warum haben Sie sich dazu entschieden?

Marco Sungen: Wir haben seit der Gründung des Unternehmens vorgefertigte Holzbauelemente geplant und bieten diese unseren Kunden für die Errichtung ihrer Bauvorhaben an. Bis 2023 haben wir diese Elemente über eine unserer Partnerzimmereien zugekauft. Seit 2023 vorfertigen wir selbst. Wir stellen vorrangig Anbauten, Aufstockungen oder Dachumbauten her. 2024 haben wir eine größere Aufstockung über zwei Etagen in der Gebäudeklasse 5 in Köln realisiert – bisher unser größtes Projekt.
Aber wir fertigen nicht nur für unsere eigenen Kunden vor, sondern wir bieten auch anderen Betrieben die Vorfertigung von Wand-, Decken- und Dachelementen an, denen beispielsweise die Hallenkapazität für eine eigene Elementherstellung fehlt. Diese können die Elemente bei uns bestellen und dann für ihre Auftraggeber auf der Baustelle montieren. Darin sehen wir ein großes Potenzial für den nachhaltigen Holzbau und die Nachverdichtung innerhalb von Ballungsräumen.

Zurzeit beschäftigen Sie sich damit, ob Sie eine Produktionsanlage für die Vorfertigung anschaffen, und wenn ja, welche. Welche Beweggründe haben Sie?

Wir sind noch in der Planung zur Verbesserung unserer Produktionskette. Dazu haben wir uns bisher zwei Systeme angeschaut, die die Vorfertigung vereinfachen: zum einen das System Tectofix, das von dem Holzbauunternehmen Bauer entwickelt wurde, und zum anderen die Multifunktionsbrücke Wallteq, eine CNC-gesteuerte Anlage von der Firma Weinmann.
Einen deutlichen Mehrwert haben wir aber schon jetzt geschaffen, indem wir im vergangenen Jahr von der Firma Isocell eine Einblasmaschine und eine zugehörige Einblasplatte erworben haben, mit der wir die Dämmung in unserer Fertigungshalle maschinell einbringen können. Die Fertigung der Holzbauelemente findet auf eigens entwickelten Montagetischen statt. Wir wollen uns in der Vorfertigung noch besser aufstellen, um effizienter zu werden und die Fertigungsprozesse zu optimieren.

Wir wollen uns in der Vorfertigung noch besser aufstellen, um effizienter zu werden und die Fertigungsprozesse zu optimieren.

Marco Sungen

Innenansicht einer großen Fabrikhalle mit Holzverarbeitungsmaschinen und Holzpaletten.
Zurzeit findet die Vorfertigung auf eigens entwickelten Montagetischen statt. Eine Einblasmaschine mit zugehöriger Einblasplatte erleichtert und professionalisiert das Einbringen der Wärmedämmung. (Quelle: Der Zimmermann)

Die Anlagen, die Sie sich angeschaut haben, sind sehr unterschiedlich. Hat sich bereits ein Favorit herauskristallisiert?

Nein, so weit sind wir in unseren Überlegungen noch nicht. Beide Anlagen haben ihre Vor- und Nachteile, da es sich um unterschiedliche Fertigungsmöglichkeiten handelt. Aufgrund der großformatigen Herstellungsmöglichkeiten von Dach- und Deckenflächen hat aus meiner Sicht die Anlage Tectofix Vorteile gegenüber der CNC-gesteuerten Multifunktionsbrücke Wallteq von Weinmann. Bei Letzterer sehe ich für unser Unternehmen Vorteile aufgrund unseres Arbeitsalltags. Da wir uns unter anderem als Holzbauplanungsbüro täglich mit digitalen 3D-Planungen beschäftigen, bietet uns eine CNC-gesteuerte Multifunktionsbrücke die Möglichkeit, unsere erarbeiteten Projekte digital zu übertragen. Dies hätte für uns als Unternehmen zur Folge, dass wir dank der Effizienzsteigerung bei Aufrechterhaltung der Genauigkeit kostengünstig und kundenorientiert produzieren könnten. Da unsere momentane Auslastung bei der Vorfertigung von Wand-, Decken- und Dachelementen noch nicht erschöpft ist, erscheint uns zurzeit die kostenintensive Anschaffung der Produktionsanlage von Weinmann als „noch“ nicht profitabel. Sobald wir die Auslastung unserer Vorfertigungstätigkeiten steigern können, werden wir uns als junges, digitales und innovatives Unternehmen erneut mit der Weiterentwicklung von Produktionsanlagen beschäftigen.

Die Vorfertigung von Wand-, Decken- oder Dachelementen im Holzbau wird von der BG Bau finanziell gefördert.

Marco Sungen

Sehen Sie weitere Vorteile?

Ja, beispielsweise wird die Vorfertigung von Wand-, Decken- oder Dachelementen im Holzbau von der BG Bau finanziell gefördert. Denn aufgrund der bodennahen Vorfertigung entfallen Arbeiten in absturzgefährdeten Bereichen an Dach- und Deckenelementen und das Arbeiten auf Leitern bei der Wandherstellung. Nicht zuletzt verlagern sich die Arbeiten von der Baustelle in die Produktionshalle, wo unter ergonomisch günstigen Bedingungen und witterungsgeschützt gearbeitet werden kann. Die Förderung ist nicht unerheblich. Ein Vertreter der BG Bau sprach von bis zu 10.000 Euro, je nach Bedingungen und Voraussetzungen. Das würde sich schon lohnen.

Vielen Dank für das Gespräch!

zuletzt editiert am 27. Mai 2025