Leipzig. Zwei Tage voller Fachwissen, 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ein ausgebuchtes Programm: Die fünfte EASTWOOD im Nieperbau der HTWK Leipzig hat eindrücklich gezeigt, wie sich Holzbau als Innovationstreiber positioniert. Die Mischung aus hochkarätigen Vorträgen, intensiven Diskussionen und lebendigem Netzwerken machte die Veranstaltung zu einem zentralen Branchentreff des Jahres.
Innovation sichtbar machen

Von Beginn an ist EASTWOOD mit dem Anspruch angetreten, Innovation im Holzbau sichtbar zu machen. 2025 wurde dieses Profil weiter geschärft: Architekten, Ingenieure, Wissenschaftler und Unternehmen zeigten, wie Digitalisierung, Prozessqualität und zirkuläre Bauweisen den Holzbau auf ein neues Niveau heben. Dabei wurde deutlich: Fachliche Tiefe und praxisnahe Lösungen schließen sich nicht aus, sondern sind gerade im Holzbau eng miteinander verzahnt.
Leuchtturmprojekte und skandinavische Impulse

Den Auftakt setzte Werner Frosch von Henning Larsen, der Leuchtturmprojekte aus Skandinavien vorstellte – darunter die spektakuläre „World of Volvo“ in Göteborg. Seine Botschaft: Holzbau erfordert einen Planungsprozess, der die Gewerke frühzeitig integriert. Das deutsche Ausschreibungswesen nach HOAI müsse dafür stärker geöffnet werden. „Der Holzbau hat uns Architekten wachgerüttelt“, so Frosch – ein Appell an Architekten, sich wieder stärker als Gestalter in den Bauprozess einzubringen.
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Digitalisierung im Planungsprozess

Auch Sven Niebann und Sara Schmidt (Sema) griffen die Frage der Planungsqualität auf. Ihr Vortrag skizzierte den Status quo einer Branche, die noch zu sehr in PDFs und Insellösungen denkt. Ziel müsse eine durchgängige Zusammenarbeit ohne Brüche sein – mit digital unterstützten Prozessen, die Produktivität tatsächlich steigern.
Tragwerke, Brandschutz und Vorfertigung im Zusammenspiel

Besonders stark wurde der Beitrag von Prof. Tobias Götz (PIRMIN JUNG, TU Köln) aufgenommen. Götz verdeutlichte an Projekten wie Dock A am Flughafen Zürich oder dem SAWA-Projekt in Rotterdam, dass Holzbau stets ein komplexes Zusammenspiel von Tragwerk, Brandschutz, Bauphysik und digitalem Planen bedeutet. Sein Leitgedanke: „Rohbau ist gleich Ausbau.“ Der hohe Vorfertigungsgrad mache Grundsatzentscheidungen in frühen Leistungsphasen unverzichtbar.
Forschung an der Schnittstelle von Material und Digitalisierung

Mit Prof. Christopher Robeller (Hochschule Augsburg) kam die Forschung zu Wort. Sein Team untersucht, wie digitale Fertigungskonzepte helfen können, regionale Hölzer, krummwüchsiges Laubholz oder Restmaterialien präzise einzusetzen. Ziel ist es, Tragwerke leicht, modular und rückbaubar zu entwickeln – und damit neue Maßstäbe für Ressourcenschonung und Materialeffizienz im Holzbau zu setzen.
Schlüsselrolle Arbeitsvorbereitung

Ein roter Faden durch viele Vorträge war die Frage nach Prozessen. Stefan Weggler machte klar, dass die Arbeitsvorbereitung im Holzbau längst keine planerische Nebenleistung ist, sondern Schlüsselposition zwischen Entwurf, Fertigung und Montage. Mit Blick auf den hohen Vorfertigungsgrad sprach er von der „Sandwichposition“ der Arbeitsvorbereitung, die zwischen Visionen und Fertigungsterminen vermittelt – und damit zum Flaschenhals oder Erfolgsfaktor wird.
Praxis aus Leipzig

Den Abschluss des ersten Tages gestaltete Justus von Hantelmann (Irlenbusch von Hantelmann Architekten, Leipzig). Anhand kleinerer, maßgeschneiderter Projekte zeigte er, dass Holzbau nicht nur Großprojekte prägt, sondern auch im alltäglichen Maßstab eine tragende Rolle spielt.
Netzwerken über den Dächern Leipzigs
Mindestens ebenso wichtig wie die Vorträge war der Austausch. Beim Netzwerkabend in der Skylounge des Hotels INNSiDE by Meliá nutzten die Teilnehmer die Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen – mit Blick über die Leipziger Innenstadt. Ein Impuls von Marius Zwigart gab Einblick in die Arbeit der gastgebenden Forschungsgruppe FLEX, die künftig im neuen Holzbauforschungszentrum gebündelt wird.
Zirkuläres Bauen als Zukunftsperspektive

Tag zwei stand im Zeichen der Bauwende. Juliane Deubel (knippershelbig) zeigte am Beispiel von Projekten wie dem Holzparkhaus in Wendlingen und „The Cradle“ in Düsseldorf, wie digitale Planung das zirkuläre Bauen ermöglicht. Wiederverwendung tragender Bauteile sei bislang die Ausnahme – künftig müsse sie Standard werden.
Kreislaufwirtschaft und Wirtschaftlichkeit

Jan Wenker (Brüninghoff Group) ging der Frage nach, wie sich Holz-Beton-Verbundelemente kreislauffähig gestalten lassen. Sein Vortrag machte deutlich: Technisch ist Wiederverwendung möglich, ökonomisch muss sie sich aber am Lebenszyklus des Gebäudes messen lassen.
Standards als Motor

Einen praxisnahen Impuls setzte Joshua Brett (timberleicht). Sein Ansatz: Standards entwickeln und konsequent anwenden. „Fragmentierte Planung führt zu hohen Kosten“, so Brett. Mit standardisierten Bauteilen und wiederkehrenden Planungsteams sei es möglich, unter 3.000 Euro pro Quadratmeter zu bauen – und damit Holzbau wettbewerbsfähig zu machen.
Weitere Perspektiven: Vorfertigung und Robotik
Mit Beiträgen von Dr. Stefan Bockel (Weinmann) zur Automatisierung und Martin Dembski (FLEX@HTWK Leipzig) zur Rolle von Robotern in der Fertigung wurden die technologischen Horizonte abgesteckt. Beide machten deutlich: Der Holzbau ist längst Teil einer digital geprägten Industrie, ohne dabei seine handwerkliche Flexibilität zu verlieren.
Fazit: Bauwende konkret gestalten
Die EASTWOOD 2025 hat nicht nur Antworten auf die aktuellen Herausforderungen des Holzbaus gegeben, sondern auch gezeigt, wohin die Reise geht: hin zu integrierten Planungsprozessen, digitaler Fertigung und zirkulären Bauweisen. Wer die Bauwende mitgestalten will, findet hier Inspiration und Partner. Damit hat die Plattform ihren Anspruch bestätigt – und zugleich Maßstäbe für die kommenden Jahre gesetzt.
Die nächste EASTWOOD findet am 1. und 2. Oktober 2026 erneut in Leipzig statt.