„Vorbildliches Bauen mit Holz“ – nach diesem Kriterium wurde der Holzbaupreis prohessen 2024 auf dem „6. Fachkongress Holzbau“ in Kassel verliehen. Zuletzt 2015 ausgelobt, ist der Holzbaupreis fulminant zurück: Mehr als 100 Projekte sind in den Kategorien „Neubau“, „Bauen im Bestand“, „Komponenten und Konzepte“ sowie „Klein & Fein“ eingereicht worden.
Die Mitglieder der Jury prämierten drei Bauwerke, die auf herausragende Weise die werkstoffgerechte und gestalterisch ansprechende Verwendung von Holz zeigen. Staatssekretär Daniel Köfer, Hessisches Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat, nahm Ende September die Preisverleihung vor:

1. Preis: Neubau Rathaus Hainburg (STUDIOBORNHEIM Unger Ritter Architekten, Frankfurt)
Das Rathaus in Hainburg ist ein quadratischer zweigeschossiger Baukörper mit durchgängigem Achsraster. Die Fassade besteht aus hochwertig in Bronzeblech eingekleideten Fensteröffnungen. Die Innenräume spiegeln die Konstruktion des Holzskelettbaus in Materialität und Raumstruktur wider.
Alles an diesem tempelgleichen Gebäude ist sinnhaft, so die Jury. Man spürt die ordnende und gestaltende Kraft der Architektur.
Die Jury ist überzeugt, dass das Rathaus an diesem unscheinbaren Ort einen schönen und ehrgeizigen Schatten in die Zukunft unserer Gesellschaft und deren Architektur wirft.

1. Preis: Neubau eines Wohnturmes mit KITA in Holzhybridbauweise, Mainz-Kastel (Arbeitsgemeinschaft Klaus Leber Architekten BDA, LOA | Lars Otte Architektur BDA)
Der Wohnturm mit Kindertagesstätte ist das erste 8-geschossige Wohngebäude in Holz-Hybridbauweise in ganz Hessen! Der Entwurf ist auf einem quadratischen Raster von neun Feldern konzipiert. Um einen aussteifenden Erschließungskern aus Stahlbeton werden Planungsmodule zu unterschiedlichen Wohnungstypen kombiniert.
Eine klar gegliederte Fassade trägt den Baustoff Holz sichtbar nach außen. Die tragende Holzkonstruktion zeigt die Möglichkeiten des konstruktiven Holzbaus auf.
Die Jury würdigt ihn damit als Vorzeigeprojekt für den mehrgeschossigen Holzbau.

1. Preis: Wilhelm-Arnoul-Schule Mörfelden-Walldorf (opus Architekten BDA, Darmstadt)
Die Wilhelm-Arnoul-Schule ist eine Grundschule in Mörfelden-Walldorf, die um Klassenräume, Mensa, Aula und Ganztagsbereiche erweitert und barrierefrei 5-zügig ausgebaut wurde.
Der kompakt und schlüssig organisierte Erweiterungsbau ist in annähernd gleichgroßer Kubatur des Bestandsbaus in Holzbauweise errichtet.
Ein fast „schwebender“ Baukörper verbindet Alt und Neu.
Der Holzrahmenbau mit seinen Holzsichtigkeiten innen und außen belegt eindrucksvoll die hohe Planungs- und Ausführungskultur.
Die Jury findet den Umgang mit den Themen Bestandserhaltung und Optimierung sowie Weiterbauen mit dem Werkstoff Holz beispielgebend.
Unter den 106 Einreichungen nahm die Jury 13 Projekte in die „engere Wahl“, darunter beispielsweise zwei Kitas in Besse und Grifte (Löser Lott Architekten, Berlin), die Planungszwillinge sind, den „Kunstraum“ der Kunsthochschule Kassel (Innauer Matt, Österreich) oder das Verwaltungsgebäude von Hessen Forst in Kassel (Reichel Architekten, Kassel).
Des Weiteren gab es drei Sonderpreise. Erfreulicherweise zählen zwei in der Kategorie „Klein & Fein“ eingereichten Projekte zu den Sonderpreisen. Diese neue Kategorie gibt es nur in Hessen.
- Sonderpreis: Fernbusterminal, Frankfurt (schneider + schumacher, Frankfurt)
- Sonderpreis Außensauna (LOA | Lars Otte Architektur BDA)
- Sonderpreis Goetheturm (Ingenieurbüro Wirth Haker, Freiburg)
Die sechsköpfige Jury ist sich sicher, dass die ausgewählten Projekte die Strahlkraft haben, zukünftige Bauherren von Holz als Baustoff unserer Zeit zu überzeugen. Die drei ersten Preise sind mit jeweils 1.000 Euro, die drei Sonderpreise mit jeweils 500 Euro dotiert.

Die Preisverleihung fand im Rahmen des 6. Fachkongresses Holzbau in Hessen statt. Der Ort konnte nicht treffender gewählt werden: der in Holzbauweise errichtete „Kunstraum“ der Kunsthochschule Kassel. Die 2022 fertiggestellte Ausstellungshalle selbst hat es beim Holzbaupreis prohessen in die „engere Wahl“ geschafft! Die Fassade aus sägerauer, schwarz gestrichener Lärche und der großzügige Innenraum mit seiner sichtbaren Massivholzkonstruktion begeisterten die Besucherinnen und Besucher des Fachkongresses gleichermaßen.
Bereits seit 2018 bieten pro holzbau hessen – Holzbau Cluster Hessen e. V. (phh) und die Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (AKH) den Fachkongress Holzbau in Hessen an. Erstmals wurde jetzt der Holzbaupreis Hessen, der einen Teil der Holzbauoffensive Hessen darstellt, in diesem Rahmen verliehen. Staatssekretär Köfer nahm die Preisverleihung vor. „Hessen hat sich dazu verschrieben, klimaneutral zu werden und die Holzbauoffensive als eine von 57 Maßnahmen in den Klimaplan mit aufzunehmen. Das ist besonders, weil unser Handeln im Bauwesen mitentscheidend dafür sein wird, wie wir Klimaschutz und Klimaanpassung zukünftig gestalten“, sagte Köfer bei der Preisverleihung.
Im Zusammenhang mit der Holzbauoffensive verfolge als Land wesentliche und ambitionierte Ziele. Der Wald sei CO2-Vorratspeicher, die heimischen Hölzer garantierten langlebige Bauwerke und CO2-Senken. Holzbau stärke die regionale Wertschöpfungskette und könne Arbeitsplätze im ländlichen Raum ausbauen, „all das sind Ziele, die mit der Holzbauoffensive verfolgt werden“, so Staatssekretär Köfer.
Gertrudis Peters, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (AKH) betonte, dass dieser Fachkongress genutzt werde, um die Holzbauoffensive mit Leben zu füllen. „Wir generieren eine Austauschplattform, holen unterschiedliche Akteure an einen Tisch, zeigen aktuelle Lösungen auf“, so Peters. Sich inspirieren lassen, mehr in Holz zu bauen und immer wieder darüber zu sprechen, wie hoch die Qualität im Holzbau sein könne, das hätten die Fachvorträge gezeigt. „Es geht darum, Vorbehalte abzubauen, wenn wir die Holzbauquoten steigern wollen“, sagte sie.
„Die Holzbauoffensive wird erfolgreich, weil alle gesellschaftlichen Ebenen und Generationen in der gesamten Wertschöpfungskette bei diesem Prozess mitgenommen werden“, ergänzt Prof. Achim Vogelsberg, Vorsitzender pro holzbau hessen und Mitglied der Jury des Holzbaupreises prohessen.