Ein Fachwerkhaus wird im Allgemeinen durch ein Holzskelett errichtet, in dessen Zwischenräume verschiedene Baustoffe eingesetzt werden. Traditionell verwendete man Lehm und Stroh, später überwiegend Stein oder Mauerwerk, während im modernen Fachwerkbau gerne Glas zum Einsatz kommt.
Die Wurzeln des Fachwerkbaus reichen zurück bis in die Steinzeit. Über viele Jahrhunderte war dies die traditionelle Bauweise, was über zwei Millionen bestehender Fachwerkgebäude in Deutschland belegen. Noch im 18. Jahrhundert lebten über 90 Prozent der deutschen Bevölkerung in Fachwerkgebäuden [hh731]. Aus regional verfügbaren Werkstoffen entstand zunächst ein tragendes Gerüst aus Hölzern, die entstandenen Gefache wurden anschließend vornehmlich mit Lehmstackung, Lehm- oder gebrannten Ziegeln ausgefüllt. Die Bauweise wurde insbesondere für Wohngebäude, aber auch für Rathäuser, Kirchen oder Burgen bis hin zu Mühlen, Scheunen und Stallungen verwendet.
Konstruktionsarten
Bei der Ausführung der Außenwände unterscheidet man zwei verschiedene Konstruktionsarten. Bei der historisch älteren Geschoss- oder auch Ständerbauweise gehen die Ständer ohne Unterbrechung von der Schwelle bis zur Traufe durch. Die Deckenbalken der Etagen sind mit den Ständern durch zimmermannsmäßige Verbindungen (beispielsweise Zapfen) verbunden. Durch die begrenzte Länge der Hölzer und die zunehmend schwierige Horizontalaussteifung ist die Konstruktionsweise für Bauwerke mit mehr als zwei Geschossen ungeeignet.
In der ab dem 14. Jahrhundert aufkommenden Stockwerksbauweise werden die einzelnen Etagen Stockwerk für Stockwerk übereinander angeordnet. Die Deckenbalken werden auf das Rähm der Wände gelegt, bevor die Fachwerkwand des nächsten Geschosses darauf abgesetzt wird. Die Horizontalaussteifung geschieht stockwerkweise durch Streben, aufwendige Verbindungen der Deckenbalken entfallen. Wohngebäude werden nur noch selten als Fachwerkbau hergestellt. Dies liegt insbesondere an dem hohen konstruktiven und technischen Aufwand, der an Knoten und Verbindungspunkten erforderlich wird. Nachteilig sind aber auch die zahlreichen Fugen zwischen Ausfachungen und Holz, die aus bauphysikalischen Gründen (z.B. Feuchteschutz, Luftdichtheit und Dämmdicke) kritisch sind.
Fachwerkarten
Resultierend aus regionalen Gegebenheiten unterteilt man den Fachwerkbau in Deutschland in drei Gruppen:
- oberdeutsches (alemannisches) Fachwerk weite Ständerstellung im Abstand von vier bis sechs Deckenbalken; Ständer mit Fuß- oder Kopfbändern abgestrebt (sogenannte Mannfiguren); Rähm als doppelter Balken mit auskragenden Deckenbalken
- mitteldeutsches (fränkisches) Fachwerk unregelmäßige Ständerstellung bei Stockwerksbauweise; zahlreiche Verstrebungen in Form der Mann- oder K-Figuren oder des Andreaskreuzes
- niederdeutsches (niedersächsisches) Fachwerk regelmäßige Ständerstellung im Abstand der Deckenbalken über alle Geschosse; zahlreiche Verstrebungen; Fußbänder in Form von Fächerrosetten
Holzschutz
Während bei den Pfahlbauten der Steinzeit die Holzständer noch im Erdreich eingespannt wurden, hat man schnell gelernt, dass durch bauliche Maßnahmen das Verrotten der Holzständer verhindert werden kann. Daher haben Fachwerkhäuser in der Regel zumindest einen massiven Sockel aus Natursteinen, häufig ist sogar das komplette Erdgeschoss in Massivbauweise ausgeführt. Die durch Schlagregen besonders beanspruchte Wetterseite des Gebäudes wurde häufig durch eine vorgehängte Holz- oder Schieferbekleidung vor einer direkten Bewitterung geschützt.
Bestandteile
Eine Fachwerkwand setzt sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammen. Soweit regional verfügbar, wurde Eichenholz verwendet. Häufig wurde aber auch das günstigere Nadelholz (Fichte, Kiefer, Tanne) eingesetzt.
Mehr Informationen finden Sie in dem Fachbuch „Grundwissen moderner Holzbau“.