Ein älteres Paar sitzt lächelnd im Garten vor einem Holzzaun.
Steffi und Holger Höfle blicken auf drei aufregende Jahrzehnte ihrer Zimmerei zurück. (Quelle: Zimmerei Höfle GmbH)

Porträts 2025-10-20T09:36:42.418Z Holzbau 4.0 – wie die Zimmerei Höfle die Zukunft des Bauens entwickelt

Interview Die Hoffnung, der sich immer drastischer auswirkenden Wohnungsnot beizukommen, misst 37 Quadratmeter. Genährt wird sie durch das, was bei der Zimmerei Höfle GmbH in Thaining entsteht. Ein Interview von Reinhold Kober mit den Unternehmern Steffi und Holger Höfle – über ein Leben auf dem Sprung zum nächsten großen Schritt.

Reinhold Kober: Herr Höfle, Sie haben 1991 Ihren Betrieb gegründet, aus dem später die Zimmerei höfle GmbH hervorging – 1998 kam Ihre Frau in die Firma. Was war das für eine Zeit?

Holger Höfle (lacht): Wild und gefährlich – vor allem auf dem Bau. Das hat mich angemacht. Ich hatte Schlosser gelernt, konnte aber nicht in meinem Ausbildungsbetrieb bleiben, weil eine weitere Führungsperson von der Meisterschule zurückkehrte. Für mich war, als weiterer Geselle, kein Platz mehr. Aber seit ich gesehen hatte, wie sich auf der Baustelle die Zimmerer rückwärts mit dem Luftschlauch vom Nagler am Dach abseilten, hatte ich den Beruf ohnehin als mein Wunschziel auserkoren.

Sie haben noch eine Lehre gemacht?

Holger Höfle: Genau. In einer Nacht- und Nebelaktion, quasi am Wirtshaustisch, habe ich bei einem Zimmereibetrieb angeheuert. Das war ein Blockhausbetrieb, der – wie sich herausstellte – mit den damals üblichen bautechnischen Problemen kämpfte.

Was heißt das?

Holger Höfle: Der Holzrahmenbau steckte Anfang der 1990er-Jahre in den Kinderschuhen. Es gab natürlich den Massiv Blockbau, der mit sägefrischem Bauholz ausgeführt wurde. Mir aber mit Blick auf den sehr hohen Ressourceneinsatz immer fremd war. Und da gab es gewaltige Schäden durch die Schwund- und Setzungsmaße.

Wie gewaltig?

Holger Höfle: Da reden wir vom First bis zur Bodenplatte über 12-18 cm. Pro Stockwerk wurden 6 cm kalkuliert. Es gab da diesen Witz: Ein Ehepaar schaut sich das vermeintlich bezugsfertige Haus an. Während sie im Bad bleibt, geht er ins Schlafzimmer und ruft: „Schatz, kannst Du mich hören?“ Darauf sie: „Ich kann Dich nicht nur hören, sondern auch sehen.“ Also, das hat man gewusst und beispielsweise Türen und Fenster mit unglaublich viel Luft eingebaut und dann die Fugen mit Mineral- oder Schafwolle ausgefüllt, um den Setzungsmaßen Herr zu werden. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich stand damals noch am Anfang, aber mir war klar: So würde es auf Dauer nicht gehen.

Ein modernes Gebäude im Bau mit Blick auf einen See im Hintergrund.
Zimmerei höfle GmbH in Herrsching: Direkt am See entsteht derzeit im Auftrag des Landkreises Starnberg ein vierzügiger Schulneubau mit einer Fläche von 8.500 Quadratmeter, mit 3-fach Turnhalle und künftigen Erweiterungsmöglichkeiten – „ein Jahrhundertprojekt“, wie Holger Höfle sagt. (Quelle: Book Your Video)

Sie haben dann, 1991, den ersten eigenen Betrieb gegründet, in den dann, Frau Höfle – Sie hatten sich 1996 kennengelernt – 1998 Sie eingetreten sind. Als Quereinsteigerin?

Steffi Höfle: Als absolute Quereinsteigerin. Ich war Übersetzerin und Dolmetscherin und bei einem sehr guten US-amerikanischen Unternehmen beschäftigt, für das ich gerade als Projektleiterin erfolgreich ein Medizintechnik Produkt am Markt eingeführt hatte. Ich kam also aus dem Konzern, hatte zuvor für ein deutsches Unternehmen in ähnlicher Größenordnung gearbeitet. Ja, mein Mann– meinte lapidar,er konnte da jemanden im Büro brauchen. Und der Anfang war überaus holprig.

Warum denn?

Steffi Höfle: Nun, ich habe versucht, die Strukturen, die ich in meinem bisherigen beruflichen Umfeld als hilfreich empfunden hatte, auf den Holzbaubetrieb höfle zu adaptieren. Das ging in die Buxe. Tatsächlich wurde damals am Bau noch ganz anders gearbeitet, die haben die Quittungen jahrelang im Handschuhfach herumgefahren. Damit hatte ich Schluss gemacht, was zur Folge hatte, dass gleichmal sieben Leute kündigten.

Wie haben Sie das erlebt, Herr Höfle?

Holger Höfle: Ich wusste, dass Steffi Recht hatte. Wir konnten, auch in dieser Hinsicht, so nicht weitermachen. Andererseits verleiht der Erfolg eben Flügel. Unser neugegründeter Betrieb hatte aus den beschriebenen Gründen mit dem Holzrahmenbau begonnen – ich wollte in die Vorfertigung: Holzrahmenbauweise, das war das Gebot der Stunde. Wir haben alles vorelementiert auf die Baustelle gefahren und dann dort nur noch aufgestellt. Ich erinnere mich an einen Großauftrag am Oktoberfest, das so genannte Zentral-Landwirtschaftsfest, für das wir mehrere Gebäude und eine riesige Freitreppe gebaut haben.

Da waren Sie tagelang beschäftigt.

Holger Höfle (lacht): Nein, eher nächtelang. Die Sicherheitsbestimmungen waren so praxisfern, dass wir niemals rechtzeitig fertig geworden wären. Also haben wir gesagt: Wir stellen das nachts auf, dann haben wir unsere Ruhe. Nur die Auftraggeber sind nervös geworden, weil tagsüber die Baustelle bei uns immer leer war. Aber als die Leute gesehen haben, dass wir buchstäblich über Nacht mit der Rahmenbauweise, bei der die Gefache für die statische Grundlage sorgen, Gebäude um Gebäude aufgestellt haben, waren sie begeistert. Da haben wir noch auf der Wiesn den nächsten Großauftrag für mehrere Holzhäuser in Hannover an Land gezogen…

Steffi Höfle: … für den wir nur leider nie unser Geld bekommen haben.

Holger Höfle: Ja, das stimmt. Du hattest damals gesagt, wir sollten gar nicht losfahren, weil schon die vereinbarte Anzahlung nicht bei uns eingegangen war. Und ich habe gesagt, wir fahren und bauen die Häuser auf.

Der erste Rückschlag.

Holger Höfle: Der Betrieb feiert 2026 sein 35-jähriges Bestehen. Wir haben wirklich viele, nicht nur schöne, sondern auch bautechnisch innovative, Sachen gebaut. Aber wir waren auch zweimal von Bauträgerpleiten betroffen, bis meine Frau dann den Abrechnungsprozess auf ganz neue Füße gestellt hat.

Steffi Höfle: Wenn ich ein Auto kaufen will, dann muss ich eben auch eine Anzahlung leisten. Nur war das bis dato im Handwerk völlig unüblich – mit der Folge, dass die Betriebe das ganze Risiko trugen. Auch hier war, nach einigen schmerzlichen Erfahrungen, klar: So können wir nicht weitermachen. Seither wird bei Vertragsabschluss eine Anzahlung von 30 Prozent fällig. Das hat uns endlich Luft verschafft.

Ein modernes Wohngebäude mit einer stilvollen Holzfassade und großen Fenstern, das in einem urbanen Umfeld steht.
2021 gewann die Zimmerei höfle GmbH die EU-weite Ausschreibung für das Holzbauprojekt "Schmucker Areal" in Utting am Ammersee, welches 85 Wohneinheiten umfasst. (Quelle: WWA-Architekten)

Wie kam es vor 10 Jahren zum Umzug von Utting am Ammersee nach Thaining?

Steffi Höfle: Wir haben zu der Zeit schon sehr hochwertige Sachen gebaut, exklusive Villen und so. Und einmal hatten wir Kunden, die wollten wissen, wo wir die Häuser überhaupt produzieren bzw. vorfertigen.

Holger Höfle: Man muss dazu sagen – wo ich 1991 als Einmannbetrieb mit einem R4-Kastenwagen angefangen hatte, das war im Grunde ein Bauernhof. Das erste Betriebsgebäude hatte die Größe einer Garage und das steigerte sich erst ganz allmählich. Zwischenzeitlich hatten wir – durch die Entwicklung permanent mit Platzproblemen konfrontiert – ein bei Porsche in Stuttgart ausrangiertes, riesiges Zelt erworben, in dem temporär ein Hochregallager untergebracht gewesen war; die Mitarbeiter haben es geliebt – dort drin haben wir unsere Wände gebaut und  auch gedreht.

Steffi Höfle: Ja, aber unsere Kunden, die zugegebenermaßen ein wenig etepetete waren, vermochten sich nicht vorzustellen, dass wir in dieser Umgebung – die natürlich bei schlechtem Wetter in der Nähe des Sees einer Schlammwüste glich – hochwertige Projekte zu realisieren imstande waren. In dem einen Fall hat uns das den Auftrag gekostet.

Holger Höfle: Und wieder einmal hieß es – so können wir nicht weitermachen.

Steffi Höfle: Zum Glück waren die Banker, denen wir dann unser Projekt für den Umzug nach Thaining vorstellten – in Verbindung mit dem dort erforderlichen, zu finanzierenden Grundstückskauf – weniger voreingenommen. In dem Fall war es das Glück des Tüchtigen, denn auch als der Besichtigungstermin am Höfle Hof in Utting anstand, war das Wetter miserabel. Ich sehe den Banker, der am Ende entschieden hat, noch vor mir, wie er mit seinen Lackschuhen und dem teuren Anzug durch unsere, zum Teil unter freiem Himmel gelegene, Produktionsfläche watete. Dann geschah das Unerwartete. Er sagte zu meinem Mann: ,Herr Höfle, wenn Sie in der Lage sind, in diesem Umfeld solche Zahlen zu erwirtschaften, dann traue ich Ihnen das am neuen Standort erst recht zu.

So konnte die Geschichte eines sehr flexiblen Zimmereibetriebs fortgeschrieben werden, in deren Verlauf Sie – nunmehr in Thaining – unter anderem sehr stark auf Automation gesetzt haben.

Holger Höfle: Tatsache ist, dass der private Neubausektor nahezu zum Erliegen gekommen ist. Aus unserer Sicht steht fest, dass wir im großen Maßstab bezahlbaren Wohnraum brauchen. Deshalb entwickeln wir Ökologische Wohnmodule, bei denen es um Fertigungszeiten und -kosten geht. Das Interesse ist enorm, egal mit wem wir sprechen – Politik, Zulieferindustrie, Ingenieurbüros – alle wollen mit dabei sein. Natürlich werden sämtliche Bauvorschriften hinsichtlich Brand-, Schall-, Feuchte-, Wärmeschutz erfüllt.

Steffi Höfle: Der Holzbau hat sich die ganzen letzten Jahre weiterentwickelt. Und wir sind sicher, dass sich dies fortsetzen wird. Das entspricht unserem Wesen als Unternehmern, immer neue Lösungen für die Aufgaben von heute und morgen zu finden. Denn: …

Holger Höfle: … so wie wir jetzt bauen, können wir nicht weitermachen.

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zuletzt editiert am 20. Oktober 2025