Personen stehen vor dem Holzbauforschungszentrum bei der Eröffnung des Gebäudes zusammen und unterhalten sich.
Das neue HolzBauForschungsZentrum steht auf dem Gelände der MFPA Leipzig. (Quelle: RM Rudolf Müller Medien / Ulrich Wolf)

Veranstaltungen 2024-09-04T13:32:53.380Z Holzbau forscht

Am 22. August 2024 wurde das HolzBauForschungsZentrum der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) im Innovationspark • Bautechnik • Leipzig/Sachsen im Stadtteil Engelsdorf feierlich eröffnet. Anwesend waren rund 200 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. In der Halle kann die HTWK Leipzig neue Konzepte für materialsparende Lösungen im Maßstab 1:1 auf Anwendungsniveau entwickeln und erproben.

Die Nachfrage nach Holzbauten wächst seit Jahren an, und das mit zunehmender Geschwindigkeit. Um die steigenden Bedarfe der Nutzer, aber auch die hohen Ansprüche der Planenden an Konstruktion und Montage zu decken, braucht es mitunter weiterentwickelte oder ganz neue Konstruktionslösungen. Leipzig wird durch das neue Holzbauforschungszentrum zur ersten Adresse für beides.

Fünf Millionen Euro Fördermittel

Der sächsische Staatsminister für Wissenschaft Sebastian Gemkow sprach bei der Eröffnung über gemeinsame Forschung zwischen Hochschulen und regionaler Wirtschaft mit Investitionen zur Zukunftssicherung des Freistaates. „Das HolzBauForschungsZentrum wurde bewusst an diesem Standort errichtet, um Innovationen schnell in den Markt zu bekommen. Es wird Sachsen als Standort einer innovativen Holzbauforschung mit deutschlandweiter Strahlkraft neu definieren.“ Gemeinsam mit seinem Kollegen Thomas Schmidt, Sachsens Staatsminister für Regionalentwicklung, übergab er der HTWK Leipzig vor Ort einen Zuwendungsbescheid über fünf Millionen Euro aus dem europäischen Just Transition Fund. Mithilfe der Förderung werden hochsensible, digital gesteuerte Fertigungsanlagen angeschafft und so der Wissens- und Technologietransfer von der angewandten Wissenschaft in die Praxis beschleunigt. Dazu Staatsminister Thomas Schmidt: „Die Investition ist eingebettet in die Holzbauinitiative des Freistaats Sachsen. Holz ist hier in Sachsen ausreichend vorhanden. Unser Ziel ist es, diesen nachwachsenden und nachhaltigen Baustoff als starken Treiber eines nachhaltigen Bauens zu verankern.“

Gruppenfoto von sechs Männern, wobei einer in der Mitte einen Vertrag hält.
V.l.n.r.: Dr. Mathias Reuschel (Gesellschafter der MFPA Leipzig GmbH), HTWK-Prof. Alexander Stahr (Wissenschaftlicher Leiter des HolzBauForschungsZentrums), Thomas Schmidt (sächsischer Staatsminister für Regionalentwicklung), Prof. Mark Mietzner (HTWK-Rektor), Sebastian Gemkow (sächsischer Staatsminister für Wissenschaft) und Burkhard Jung (Oberbürgermeister der Stadt Leipzig) mit dem Zuwendungsbescheid. (Quelle: Swen Reichhold/HTWK Leipzig)

Forschungs- und Fertigungshalle für den Holzbau der Zukunft

Über die Fertigstellung der Halle und die Fördermittelzusage freute sich Prof. Alexander Stahr ganz besonders: Der wissenschaftliche Leiter des HolzBauForschungsZentrums an der HTWK Leipzig ist seit zehn Jahren Kopf und Vordenker der Forschungsgruppe FLEX und entwickelt gemeinsam mit einem interdisziplinären Team Strategien für individualisiert-automatisierte Fertigungskonzepte im Holzbau. In der rund 1.100 Quadratmeter großen Halle können er und sein Team diese nun realmaßstäblich prototypisch testen. Parametrische digitale Modelle spielen dabei eine zentrale Rolle, um alle Schritte vom Entwurf über die Planung bis zur effizienten Vorfertigung sowie Logistik und Montage auf der Baustelle lückenlos zu vernetzen. So soll das Bauen mit Holz perspektivisch deutlich mehr von den positiven Effekten der Digitalisierung profitieren. „Technologisches Alleinstellungsmerkmal der Modellfabrik ist die enorm platzsparende Vorfertigungsstrategie, über die wir zentral in der Halle jeden Punkt einzeln ansteuern und damit Bauteile aus Holz in Maßanfertigung herstellen können“, so Stahr. Solch individualisierte Holzbauelemente entstehen nach dem an der HTWK Leipzig entwickelten Konzept der „Smart Fixed Position Fabrication“. Bei diesem Verfahren bleibt das Werkstück – im Gegensatz zur Fließbandproduktion – an einer Position und sowohl das Material als auch die Werkzeuge werden mittels Robotertechnik zum Bauelement respektive zum Montagetisch gebracht.

Die Genannetn stehen nebeneinander und schauen in die Kamera
Diese jungen Studierenden der Forschungsgruppe Flex werden zukünftig für den Holzbau in Leipzig forschen. (Quelle: RM Rudolf Müller Medien / Ulrich Wolf)

Innovationsfeld und Antrieb für die regionale Wirtschaft

Durch Kooperationsverträge ist die MFPA eingebettet in einem regionalen Firmencluster, mit dem IFBT und der S&P Gruppe, mit der Universität Leipzig, der HTWK Leipzig und der Berufsakademie. Ziel ist es, in dieser regionalen Gemeinsamkeit von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft Innovationen in der Bauwirtschaft im internationalen Maßstab zu entwickeln und zügig in die Marktfähigkeit zu überführen.

Seit 2019 hat die Hochschule für Angewandte Wissenschaften mit Projekten wie dem Carbonbetontechnikum, dem GeoTechnikum oder dem Smart Manufacturing Lab kontinuierlich ihre Schnittstellen zwischen Theorie und Anwendung ausgebaut. Laut Prof. Dr. Mark Mietzner, Rektor der HTWK Leipzig, sei dank der gemeinsamen Anstrengungen des Sächsischen Staatsministeriums für Regionalentwicklung, des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus, des Staatsbetriebs Immobilien- und Baumanagement (SIB) und der MFPA Leipzig GmbH das HolzBauForschungsZentrum weit mehr als nur ein Projekt der HTWK Leipzig. Es sei ein Vorhaben, das von der gesamten Region getragen werde und in sie hineinwirke.

Eine Reporterin führt ein Interview mit einem Handwerker in traditioneller Kleidung
Presse trifft Praktiker: Die regionalen Holzbauer wie Ralf Lepski aus Dresden arbeiten schon lange und intensiv mit der Flex Forschungsgruppe zusammen. (Quelle: RM Rudolf Müller Medien / Ulrich Wolf)

Link zur Forschungsgruppe FLEX: https://flex.htwk-leipzig.de

zuletzt editiert am 09. September 2024