Ein Fahrradfahrer fährt unter einer modernen Brücke mit einem gläsernen Aufzug vorbei.
Mit der neuen Holzbrücke geht es zu Fuß zur Royal FloraHolland in Aalsmeer. (Quelle: Aiste Rakauskaite)

Technik 2025-03-26T10:29:14.673Z Holzbrücke ins Blumenparadies

Eine hölzerne Fußgängerbrücke für den weltgrößten Zierpflanzenmarkt bei Amsterdam

In der niederländischen Gemeinde Aalsmeer, südwestlich von Amsterdam, ist eine neue Holzfußgängerbrücke entstanden, die die Anbindung an das Gelände der weltgrößten Blumenversteigerung Royal FloraHolland verbessern soll. Die Realisation des Bauwerks durch das Ingenieurbüro Miebach erfolgte in Kooperation mit dem Rotterdamer Partner wUrck architectuur stedenbouw landschap BV.

Die Brücke verläuft parallel zur bestehenden Transportbrücke von Royal FloraHolland, mit einem Abstand von lediglich einem halben Meter zwischen den beiden Konstruktionen. Diese Nähe soll es Fußgängern ermöglichen, durch die Fenster der Transportbrücke einen Blick auf das Treiben auf dem Marktplatz für Zierpflanzen zu werfen. Mit einer Gesamtlänge von 140,5 Metern und einer Breite von 3,2 Metern zeigt sich die Brücke als durchgehender Holzblockträger mit konstantem Querschnitt, getragen von Stützen aus Betonfertigteilen.

Ruhig und klar

Die architektonische Gestaltung zeichnet sich durch eine lineare, ruhige und klare Formensprache aus. Die Verwendung von Holz als Hauptbaumaterial verleiht der Brücke eine warme und natürliche Ästhetik. Der Brückenträger besteht aus verleimten Fichten-Brettschichtholz-Elementen, die in einem versetzten, trapezförmigen Querschnitt angeordnet sind. Diese Konstruktion soll nicht nur für die notwendige Tragfähigkeit sorgen, sondern auch für einen effektiven Schutz des Holzes vor Witterungseinflüssen.

Ein besonderes Merkmal der Brücke sei laut Ingenieurbüro die sorgfältige Abstimmung der Höhenlage wie auch der Zusammensetzung des Brückenträgers und -decks mit der bestehenden Transportbrücke. Die Unterseiten beider Brücken befinden sich auf gleicher Höhe, wodurch ein harmonisches Gesamtbild entstehe. Die Betonpfeiler, auf denen die Brücke ruht, fügen sich unauffällig in die darunterliegende Infrastruktur ein, während der hölzerne Brückenträger darüber zu schweben scheint und sich deutlich von seiner Umgebung abhebt.

Eine moderne Brücke mit einem gläsernen Aufzug bei sonnigem Wetter, die über eine Straße und einen Fluss führt.
Quelle: Aiste Rakauskaite

Auf Langlebigkeit ausgerichtet

Die Konstruktion des Brückenträgers sei nach Aussage von Miebach auf Langlebigkeit ausgerichtet. Die stützenden Betonpfeiler liefern die nötige Stabilität und gleichen die Topografie aus. Um eine durchgehende Struktur zu simulieren, ist der Brückenträger in Segmente unterteilt, deren gelenkige Stöße eine einfache Montage mit wirtschaftlichen Spannweiten ermöglichen. Die Konstruktion ist so angelegt, dass der Holzträger sich ohne Zwangspunkte verformen kann. Um mögliche Bewegungen zu kompensieren, sind die Aufzüge selbsttragend. Die Treppen sind sowohl auf der Brücke aufgelegt als auch eigenständig gegründet. Der Anschluss an der Brücke gewährleistet dabei ausreichend Raum für horizontale Verschiebungen zwischen der Brücke und den Treppen. Die Lagerpunkte aus Elastomer- Kissen zwischen Brückenträger und Stützen sorgen für zusätzliche Flexibilität, innenliegende Stahlprofile sichern den Brückenkörper gegen horizontale Kräfte wie Wind oder gegen Anprall aus dem darunter fließenden Verkehr ab.

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Auf dem Holzträger sind vorgefertigte Betonplatten angebracht, die schwimmend auf dem Träger aufgelegt sind. Diese Belagsplatten mit seitlichem Überstand sollen den Holzträger vor Niederschlägen schützen und gleichzeitig einen dämpfenden Einfluss auf das Tragwerk haben. In Kombination mit dem gestuften Querschnitt des Brückenträgers soll das Holz effektiv geschützt werden – eine Behandlung mit chemischen Holzschutzmitteln sei nicht erforderlich.

Eine moderne Brücke mit einer Treppe und einem gläsernen Aufzug, die über eine Straße führt.
Quelle: Aiste Rakauskaite

Gestaltungsmerkmale

Die Brüstungen bestehen aus Pfosten aus Flachstahl, zwischen denen ein Edelstahlnetz gespannt ist. Die Transparenz des Netzes lässt die Brüstung dezent in den Hintergrund treten und ermöglicht den Blick auf die Transportbrücke und den hölzernen Brückenträger. Der hölzerne Handlauf der Brüstung spiegelt das Design des Brückenträgers wider und sorgt für ein einheitliches Erscheinungsbild. Die drei Treppen sind mit einer Stahl-Haupttragkonstruktion und vorgefertigten Betontreppenstufen ausgestattet. Um die verwendeten Materialien Holz, Beton und Stahl harmonisch und sinnvoll in die Konstruktion zu integrieren, arbeiteten die Ingenieure des Büros Miebach Hand in Hand mit den Ingenieuren von Sweco sowie des Hauptauftragnehmers Ballast Nedam BV. und den Architekten von wUrck.

Die drei glasumhüllten Aufzugtürme

Unter Verwendung des gleichen Tragmaterials wie bei der Brücke wurden die Aufzugtürme mit Brettschichtholz (BSH) konzipiert und mit einer Glashülle umschlossen. Dadurch soll auch hier der konstruktive Holzschutz gewährleistet sein.

Als Fachwerkstruktur bestehend aus senkrechten Pfosten und druck- und zugsteifen Diagonalen antwortet die Winkelanordnung der Diagonalen der Belastung. Im Bereich der hohen Einspannmomente im Bereich des Bodens weiten sich die Diagonalen zum Dach hin immer weiter auf und lassen das Tragwerk nach oben hin leichter erscheinen. Für die Einbindung der stählernen Fahrstuhlschienen ist eine verformungsarme Tragstruktur erforderlich, die mit Holz gut zu gewährleisten ist.

zuletzt editiert am 26. März 2025