Außenwand Bauen im Bestand gilt derzeit als die Zukunft des Bauens. Immer noch müssen viele Häuser energetisch aufgewertet werden, vor allem an der Fassade. Manche Sanierungswillige wünschen dabei eine Alternative zum gängigen Wärmedämmverbundsystem. Dafür bieten sich beispielsweise Fassadendämmsysteme in Holzbauweise an.
Mit Fassadendämmsystemen in Holzbauweise lassen sich Außenwände im Bestand gut dämmen. Verschiedene Hersteller bieten entsprechende Systeme an. Bei deren Entwicklung wurde Sanierung direkt mitgedacht. So lassen sich mit ihnen Unebenheiten der Bestandswand ausgleichen, die Systeme sind wärmebrückenoptimiert und haben wenig Gewicht, um die Bestandswand nicht unnötig zu belasten.
Furnierschichtholz trifft Hartfaserplatten
Beispielsweise bietet der Hersteller Steico den Stegträger Steicojoist an. Dank seiner Gurte aus Furnierschichtholz (Laminated Veneer Lumber – LVL) und der Stege aus Hartfaserplatten (Natural Fibre Board – NFB) ist dieser leicht, formstabil und hochbelastbar. Der Stegträger wird mit dem hinteren Gurt an der Außenwand befestigt – bei Mauerwerk mit wechselseitig angebrachten Metallwinkeln und seitlich ins LVL eingedrehten CSA-Schrauben, bei Massivholz mit wechselseitig schräg durch den Gurt eingedrehten kurzen Holzschrauben. Zum Ausrichten und für den vertikalen Lastabtrag wird vorher unten ein horizontales Schubholz aus LVL an der Außenwand befestigt, auf dem dann der hintere Gurt aufliegt. Um unten eine durchgängige Abschlussfläche zu erhalten, wird der hintere Gurt vorher um die Höhe des Auflagers gekürzt.
Dank seiner Schubfestigkeit lässt sich der äußere Gurt laut Herstellerangaben selbst bei 400 mm hohen Stegträgern mit einem Fassadengewicht von 1,1 kN/m belasten. Das entspricht bei einem Achsabstand von 62,5 cm einer Last von 1,76 kN/m2 – und lässt noch genügend Spielraum für eventuelle Stegdurchbrüche für Leitungen etc. Bei Fenstern, Türen und anderen Fassadenöffnungen kommen anstelle der Stegträger schlanke LVL-Profile als Wandständer zum Einsatz. Zum Füllen der Gefache eignet sich beispielsweise Holzfaser-Einblasdämmstoff. Da der dünne Steg nur eine geringe Wärmebrücke darstellt, reicht außen eine wenige Zentimeter dünne Holzfaser-Dämmplatte als Unterdeckung bzw. Putzträger. Der gewünschte U-Wert wird über eine entsprechende Stegträgerhöhe eingestellt.
Lieferbar ist der Stegträger in Höhen von 160 bis 500 mm und in Längen bis 13 m. Seine Gurte sind 60 mm, aber auch 45 und 90 mm breit. Zudem gibt es ihn auch mit gedämmten Stegbereichen. Dadurch bekommen die Stegträger und die Gefache eine Rechteckform, was das Füllen mit Dämmmatten stark vereinfacht. Werden die Gefache mit Einblasdämmstoff gefüllt, so genügen Stegträger mit ungedämmten Stegbereichen.

Hier wird geschoben
Dämmraum, eine Marke von B+M Holzwelt, hat den Universalexpander, einen aus- oder zusammenschiebbaren Dämmständer, im Angebot. Er besteht nach Herstellerangaben aus einem 6,5 mm dicken Sperrholzsteg, der auf der einen Seite mit einem 45 mm breiten und 6,5 mm dicken Sperrholzstreifen aufgedoppelt ist. Auf der anderen Seite sitzt der Steg in der Nut eines Kantholzes (6/6 cm). Der Expander wiegt etwa 1,6 kg/lfm. Dieser Universalexpander wird in eine Fassadentasche hineingeschoben. Diese setzt sich aus einer Latte (4/6 cm) und zwei an ihr befestigten Sperrholzstreifen zusammen, zwischen die der Expander eingeschoben werden kann. Mit zwei unterschiedlichen Taschen – Taschentiefe 65 mm und 85 mm – und den in sechs Breiten lieferbaren Expandern können Dämmdicken von 145 mm bis 345 mm erreicht werden. Mit circa 0,7 kg pro Stück hat die Fassadentasche wenig Eigengewicht.

Der Expander hat eine Länge von 240 cm, die Tasche eine von 60 cm. Pro Expander werden zwei Taschen an der Außenwand befestigt. Nur im Eckbereich eines Gebäudes sind aufgrund der Windsogkräfte drei Taschen je Expander vorzusehen. Die punktuelle Befestigung hat den Vorteil, dass der Wärmebrückenanteil gering gehalten wird, sodass bei unebenen Wänden kein ebener Untergrund über die gesamte Höhe geschaffen werden muss und Leitungen zwischen den Taschen hinter den Expandern geführt werden können. Der Abstand zwischen Sperrholzstreifen des Expanders und der Wand wird bei der Verwendung von Einblasdämmung abgeschottet, um Gefache zu schaffen.
Die bereits vorgebohrten Taschen werden mit einem geeigneten und zugelassenen Dübel an die Fassade gedübelt. Dann können die Expander in die Taschen geschoben und ausgerichtet werden. Verschraubt wird mit Holzbauschrauben. Der unterste Expander steht auf einem Abschlussbrett, die Stöße der folgenden Expander sind in der Mitte einer Tasche auszuführen. Die Unterkonstruktion trägt bei einem Achsabstand von 62 cm eine Last von bis zu 0,5 kN/m2.

Mit Winkeln befestigt
Der Hersteller Gutex hat das System Durio entwickelt, das für unebene, geneigte, beschädigte oder inhomogene Untergründe geeignet sein soll. Mit speziellen Montagewinkeln werden KVH-Schwellen in einem Höhenabstand von höchstens 3 m an der Hauswand befestigt. Zwischen die Schwellen werden Vollholzstiele gestellt und an den Schwellen befestigt. Bis auf die Stiele an den Außenseiten und Gebäudeöffnungen, die volle Gefachtiefe haben, können alle Stiele mit Abstand zur Wand montiert werden, um Wandunebenheiten auszugleichen. Das Regelachsmaß der Stiele beträgt 62,5 cm, kann aber bis auf 75 cm ausgedehnt werden.
Der Hersteller bietet drei Winkeltypen für die Standardmaße der Schwelle – 60/120 mm, 60/180 mm oder 60/240 mm – an. Ein Winkelsatz setzt sich aus einem Grundwinkel, einer Strebe und Zusatzwinkel zusammen. An einer Wand in mineralischer Massivbauweise können Winkel und Strebe mit Langschaftdübeln oder bei anspruchsvolleren Untergründen mit Injektionsankern befestigt werden. Bei Fachwerkwänden erfolgt die Befestigung ausschließlich an den Fachwerkbalken mit Edelstahlschrauben. Auf der Schwelle werden Winkel und Strebe mit Gewindebolzen befestigt.
Die Schwelle kann bis zu 15 mm (beim Typ 120 bis 30 mm) von der Wand abgerückt werden. Größere Unebenheiten sind durch streckenweises Aushobeln oder Aufdoppeln der Schwelle grob auszugleichen. Wenn erforderlich, können verschiedene Winkeltypen zur Befestigung einer Schwelle kombiniert werden. Somit lassen sich Unebenheiten und Versprünge von über 20 cm ausgleichen. Für Leitungen werden die entsprechend ausgeklinkt. Die Querschnittsschwächung muss in der Statik beachtet werden.
Das Fassadensystem ist einsetzbar für Putzfassaden oder Fassadenbekleidungen einer Last von bis zu 0,30 kN/m². Schiefer oder andere schwere Materialien bis 1,00 kN/m2 erfordern eine genauere Betrachtung und gegebenenfalls Zusatzmaßnahmen. Im System ist für die erhöhte Lastaufnahme ein spezieller Längswinkel vorgesehen, der in der Regel paarweise etwa in Stielmitte montiert wird.

Inspiriert von Brettsperrholz
Der Hersteller Lignotrend bietet den Dämmständer Upsi an. Dieser wird nach dem Brettsperrholzprinzip durch kreuzweise Verklebung von Brettlagen hergestellt und soll besonders formstabil und präzise gerade sein. Die leiterartigen Dämmständer bestehen aus zwei Gurten, die durch Sprossen verbunden sind. Aufgrund der Beschränkung des Sprossenquerschnitts auf das statisch Notwendige ist die Wärmebrücke auf ein Minimum reduziert. Die Dämmständer werden bis zu einer Länge von 3 m und einer Dämmdicke bis zu 36 cm hergestellt. Zwischen den Sprossen können Installationen quer geführt werden. Befestigt werden die Dämmständer am hinteren Gurt. Auf Holzuntergründen werden die Dämmständer mit Holzteilgewindeschrauben, auf mineralischen Untergründen mit Durchsteckdübeln befestigt, wobei für die Montage der Dübel auch der äußere Gurt vorgebohrt werden sollte.
Das System ist vorrangig für die Ableitung von Schubkräften in Richtung der Ständerlängsachse konzipiert. Die Kraftübertragung erfolgt über die verklebten Sprossen direkt in die Außenwand. Übliche Fassadenlasten bis 0,5 kN/m² sind mit entsprechender Befestigung der Dämmständer problemlos realisierbar.
Zwischen den Sprossen ist ein luftdurchlässiges Vlies eingearbeitet, das die Dämmständer in Kammern für die Einblasdämmung unterteilt. Alternativ ist der Ständer mit Holzweichfaserstreifen zwischen den Sprossen verfügbar oder auch mit auf gleiche Weise komplett zum Rechteck aufgefülltem Querschnitt, beispielsweise für weiche mattenförmige Gefachdämmung. Der Dämmständer wird in unterschiedlichen Ausführungen angeboten. Die klassische Ausführung Upsi F eignet sich für Neubau oder Sanierung, wenn die Bestandswände relativ eben sind. Der in sechs Breiten lieferbare Ständer hat ein Eigengewicht von 2,1 bis 3,2 kg/lfm. Dagegen hat die Weiterentwicklung des Ständers Upsi S außen einen speziellen Justierholm zur Anpassung an schiefe Altbauwände. Der Außenholm des Ständers lässt sich pro Meter Länge um bis zu 3 cm schräg stellen. Nach anschließender Fixierung des Holms mit Klammern oder Schrauben werden die überstehenden Sprossenstücke abgesägt.
