Witterungsschutz Holzbauelemente müssen während der Montage und der kompletten folgenden Bauphase vor der Witterung geschützt werden. Verschiedene Hersteller haben spezielle Witterungsschutzbahnen entwickelt. Der Zimmermann hat sich mit den Technikern von zwei Herstellern über die Anwendung von Witterungsschutzbahnen unterhalten.
Der Zimmermann: Wie werden die Bahnen verarbeitet? Wie im Rahmen der Vorfertigung, wie, wenn erst auf der Baustelle?
Timo Pleuser: Die Verarbeitung der Delta Woodixx Bahn erfolgt in beiden Fällen nahezu identisch. Zur einfachen Verlegung verfügt die Bahn über einen geteilten Liner. Im ersten Schritt wird nach dem Ausrichten der schmale Liner abgezogen und die Bahn dadurch auf dem Holzuntergrund fixiert. Im Anschluss wird der breite Liner auf Bauteilniveau rechtwinklig zur Bahn abgezogen. Bei beiden Arbeitsschritten wird die Bahn mit einem Besen angedrückt. Mögliche Lufteinschlüsse können so zur Bahnenkante herausgeschoben werden. Ein Unterschied im Rahmen der Vorfertigung ist darin zu finden, dass die Bahn in der Regel bündig aufgeklebt wird und die Elementstöße baustellenseitig mit einem Klebeband ausgeführt werden.
Michael Förster: Bei uns funktioniert es ganz ähnlich. Die Witterungsschutzbahnen der Solitex Adhero-Familie werden in beiden Fällen vollflächig auf standfestem, plattenförmigem Untergrund verklebt, z. B. CLT, OSB-, Span- oder Sperrholzplatten. Bei der Baustellenfertigung werden diese im Regelfall überlappend verlegt und verklebt. Dabei ist darauf zu achten, dass der Untergrund trocken und tragfähig bzw. sauber ist. Auf überfrorenen Untergründen können selbstklebende Bahnen generell nicht erfolgreich verlegt werden. In der Vorfertigung enden die Bahnen oft am Rand der Elemente. Auf der Baustelle werden dann die Elementstöße mit einem breiten Klebeband wasserdicht verklebt.

Was zeichnet Ihre Witterungsschutzbahnen jeweils aus – welche Vorteile bieten sie?
Michael Förster: Unsere beiden Bahnen, die Solitex Adhero 1000 und die Solitex Adhero 3000, sind mit s d-Werten von 0,3 m bzw. 0,4 m diffusionsoffen nach der Definition in der Norm DIN 4108-3 „Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 3: Klimabedingter Feuchteschutz“. Sie können daher auch auf der Kaltseite oder der Außenseite von Konstruktionen eingesetzt werden. Die Solitex Adhero 3000 wird von uns für Anwendungen empfohlen, bei denen eine starke mechanische Beanspruchung erwartet wird, beispielsweise beim Schutz von großflächigen Geschossbauten, bei denen mit hohen Belastungen gerechnet werden muss durch viele Personen, Hubwagen, Lifter oder Materiallager. Bei kleineren Objekten bzw. wenn wenig mechanische Belastungen der Bahnen zu erwarten sind, ist die Solitex Adhero 1000 ausreichend. Unsere dritte Bahn, die Solitex Adhero Visto mit einem s d-Wert von 3,0 m unterscheidet sich im Wesentlichen durch ihre Transparenz. So können Markierungen, Verbinder, Stöße, Durchbrüche usw. deutlich erkannt werden.
Alexander Ebbinghaus: Delta Woodixx ist eine diffusionsoffene Bahn, aber auch transparent. Die Kombination dieser beiden Eigenschaften war uns bei der Produktentwicklung ein extrem wichtiges Anliegen. In der Praxis kann es zu Perforationen der Bahn kommen, zum Beispiel durch Holzsplitter oder Befestigungsmittel. Dank des s d-Werts 0,18 m kann eingedrungene Feuchtigkeit wieder abtrocknen. Die Bahn ist verlegefreundlich, weil sie sich dank eines dimensionsstabilen Spezialgewebes schnell und faltenfrei verarbeiten lässt. Ein sicheres Arbeiten ermöglicht die rutschfeste Oberfläche, vor allem auch bei Nässe. Unsere Bahn verfügt über das A+-Label, das bestätigt, dass keine Emissionen bzw. VOC (Volatile Organic Compounds) an die Innenraumluft abgegeben werden. Das ist ein wichtiger Aspekt, da das Material im weiteren Aufbau verbleibt.
Für welche Einsatzbereiche ist Ihre Witterungsschutzbahn jeweils geeignet?
Alexander Ebbinghaus: Die Bahn wird zum Schutz von Decken- und Wandelementen auch im mehrgeschossigen Holzbau eingesetzt. Die Bahn kann gleichzeitig die Funktion der Luftdichtheitsschicht übernehmen. Weiterer Anwendungsbereich ist der Bestandsbau bei Aufstockung oder Sanierung eines Dachstuhls zum Schutz der darunterliegenden – oftmals bewohnten – Geschosse. Am besten eignen sich plane Untergründe, die bei ungewünschten Perforierungen verhindern, dass die Bahn hinterlaufen wird.
Michael Förster: Grundsätzlich erfüllen unsere drei Bahnen die Anforderungen an einen hochwertigen Bauzeitenschutz von beispielsweise CLT- oder Holzrahmenbaukonstruktionen. Sie unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung, was Einfluss auf die Länge des Zeitraums hat, in dem sie zum Schutz von Bauteilen eingesetzt werden können. Dieser reicht je nach gewählter Bahn von vier Wochen über sechs Wochen bis hin zu drei Monaten. Die beiden nicht transparenten, aber diffusionsoffenen Bahnen können, wie bereits erwähnt, zudem auf der Außenseite von Bauteilen wie geneigten Dächern ab 14° als Unterdeckung oder auf Wänden als Wandschalungsbahn eingesetzt werden. Außerdem bieten beide Bahnen einen ausreichenden Schutz für Holzrahmenbaukonstruktionen hinter belüfteten Vormauerschalen nach DIN 68800-2 „Holzschutz – Teil 2: Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau“.

Je nach gewählter Bahn aus unserem Sortiment reicht der Bauzeitenschutz von vier Wochen über sechs Wochen bis hin zu drei Monaten.
Michael Förster
Was ist, wenn Wasser noch längere Zeit auf den Bahnen steht, beispielsweise weil es nach einem Regen nicht gut ablaufen kann, oder wenn Schnee oder Hagel auf der Bahn liegt und antaut? Bleiben sie dicht?
Michael Förster: Die Bahnen selbst sind aufgrund der monolithischen Funktionsfilme auch dann dicht, wenn während der Bauphase Wasser auf ihnen steht. Das kann auch tauender Schnee oder Hagel sein. Ein besonderes Augenmerk ist daher auf die Überlappungen bzw. Anschlüsse zu richten, da es dort bei Mängeln in der Ausführung zu einer Unterwanderung kommen kann. Sollte es trotzdem im Bauablauf zu einer Beschädigung kommen, sind die Bahnen Solitex Adhero 3000 und Solitex Adhero Visto im Vorteil, denn beide verfügen über einen wasserfesten Kleber. Dieser bringt zusätzlichen Schutz für die Bauteile, sollte es während der Bauphase mal etwas feuchter zugehen. Wir haben für alle drei Systeme Tests der Anschlüsse und Überlappungen durchgeführt, die die Wasserdichtheit in allen Fällen bestätigt haben. Da jedoch die Einwirkungen auf den Baustellen vielfältig sein können, haben wir uns aus Sicherheitsgründen dazu entschieden, das Einplanen von Abläufen zu empfehlen. Schnee und Hagel sollten generell von den Oberflächen entfernt werden, denn sie sind ein Risiko hinsichtlich der Arbeitssicherheit.
Timo Pleuser: Grundsätzlich muss darauf geachtet werden, dass Wasser ungehindert ablaufen kann, um stehendes Wasser zu vermeiden. Falls erforderlich, sollten, wie Herr Förster bereits erwähnte, Maßnahmen wie provisorische Bodenabläufe vorgesehen werden. Besonders die Nahtbereiche sollten mit einem Rakel angedrückt werden. Interne Tests haben gezeigt, dass der Überlappungsbereich der Delta Woodixx bei 3 cm stehendem Wasser über 24 Stunden dicht bleibt.
Wie lassen sich die Bahnen im Bestandsbau einsetzen, zum Beispiel, wenn ein Dach abgetragen werden soll, um dann eine Aufstockung daraufzusetzen? Bretter alter Geschossdecken sind häufig verdreht, verschmutzt, uneben, mit Verbindungsmitteln versehen etc. Wie gehe ich dann vor?
Timo Pleuser: Eine Möglichkeit ist es, die bestehende Fläche mit OSB-Platten zu schalen. Damit kann optional auch eine Installationsebene geschaffen werden. Eine weitere Möglichkeit wäre, die Befestigungsmittel möglichst zu entfernen oder zu versenken, um Perforationen der Bahn schon bei der Verlegung zu vermeiden. Das funktioniert in der Praxis auch sehr gut. Unsere Witterungsschutzbahn wurde nach dem Brand eines Dachstuhls zum Beispiel auf einer Rauspunddecke eingesetzt. Da Planung und Arbeitsvorbereitung nach diesem unerwarteten Ereignis etwa zehn Wochen in Anspruch nahmen, war die Bahn über diesen Zeitraum widrigsten Witterungsbedingungen ausgesetzt und erfüllte sehr gut ihren Zweck.
Michael Förster: Diese Frage stellt sich bei den Pro Clima Witterungsschutzbahnen nicht, denn wir empfehlen, aufgrund der vielen Fugen, diese nicht auf Holzschalungen zu verlegen. Die selbstklebenden Witterungsschutzbahnen funktionieren vor allem deshalb, weil sie vollflächig auf dem jeweiligen Untergrund kleben und auch bei Beschädigung nicht unterlaufen werden können. Daher sollten alternative Möglichkeiten gesucht werden. Die von Herrn Pleuser angesprochene Schalung mit OSB-Platten ist sicherlich eine davon.
Unsere Witterungsschutzbahn wurde nach dem Brand eines Dachstuhls zum Beispiel auf einer Rauspunddecke eingesetzt.
Timo Pleuser
Wie ist es mit Brandanforderungen an Decken und Wände im mehrgeschossigen Holzbau? Können die erfüllt werden, wenn die Elemente mit Witterungsschutzbahnen versehen sind? Kann die Bahn auch der Rauchdichtheit dienen?
Michael Förster : Unsere Witterungsschutzbahnen können für Rauchdichtheit sorgen, wenn sie sich auf der brandabgewandten Seite befinden. Das bedeutet letztlich, dass zum Erreichen einer ausreichenden Rauchdichtheit beide Seiten eines Bauteils verklebt werden müssen, denn Brände können prinzipiell auf beiden Seiten einer Konstruktion entstehen. Wird die Bahn direkt dem Feuer ausgesetzt, trägt sie relativ wenig zur Brandlast bei und ist damit aus meiner Sicht vernachlässigbar. Außerdem liegen die Bahnen beim Einsatz als Witterungsschutzbahn tief im Bauteil, sodass sie ggf. erst sehr spät in das Brandgeschehen einbezogen werden.
Alexander Ebbinghaus: Im mehrgeschossigen Holzbau werden für die Gebäudeklassen 3 bis 5 Feuerwiderstandsklassen von bis zu 90 Minuten für tragende Bauteile (REI 90) gefordert. Je nach Bauweise müssen nach aktueller „Muster-Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an Bauteile und Außenwandbekleidungen (MHolzBauRL)“ als Bekleidung entweder nicht brennbare Baustoffe verwendet werden oder solche, die über einen Nachweis der erforderlichen Feuerwiderstandsfähigkeit verfügen. Da die Holz- und Baustoffindustrie mittlerweile eine Vielzahl an Prüfzeugnissen, bauaufsichtlichen Zulassungen oder Bauartgenehmigungen bereithält, lassen sich die Brandanforderungen daher sehr gut bewältigen. Unsere Bahn kann ebenfalls, wenn sie auf der brandabgewandten Seite ausgeführt wird, im Regelfall aber beidseitig, der Rauchdichtheit dienen. Zusätzlich sind die Fugen mit nichtbrennbaren Baustoffen zu verschließen.
Ein Zimmerer machte mich auf die Problematik der Kombination Witterungsschutzbahn und Wärmedämmverbundsystem aufmerksam. Was ist, wenn auf der Außenseite von mit Witterungsschutzbahnen beklebten Brettsperrholzelementen ein WDVS angebracht werden soll? In den Anwendbarkeitsnachweisen der WDVS ist im Normalfall geregelt, dass nur direkt auf die tragende Holzkonstruktion und eine Auswahl von Außenwandbauteilen und Beplankungen geklebt bzw. geklammert werden darf, nicht aber auf eine Schutzfolie. Was empfehlen Sie in diesem Fall?
Alexander Ebbinghaus: Neben den erforderlichen Abreißfestigkeiten, also den Haftzugwerten des verwendeten Klebers mit dem jeweiligen Untergrund, von mindestens 0,08 N/mm² ist es vollkommen richtig, dass die Untergründe laut allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung/allgemeiner Bauartgenehmigung des DIBt ohne weitere Oberflächenbehandlungen wie Baufolien vorliegen sollen. Aus Gesprächen mit einem WDVS-Anbieter wissen wir, dass selbst bei Erreichen der geforderten Haftzugwerte keine Abweichung möglich ist. Daher ist ein mechanisch befestigter Aufbau ohne WDVS zu wählen Die dabei enstandenen Perforationen sind nach DIN 4108-7 „Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 7: Luftdichtheit von Gebäuden“ zu vernachlässigen. Beispielsweise kann eine Konstruktion mit hinterlüfteter Fassade und Holzfaserdämmung gewählt werden.
Michael Förster: In diesem Fall dürfen auch unsere Witterungsschutzbahnen aufgrund der Vorgaben in dem jeweiligen Anwendbarkeitsnachweis tatsächlich nicht eingesetzt werden. Für den Witterungsschutz während der Bauphase kann stattdessen eine Wandschalungsbahn ohne Selbstklebung verwendet werden, die vor dem Anbringen des WDVS wieder entfernt wird. Da unsere Witterungsschutzbahnen auch die Funktion der Luftdichtheit der Wände übernehmen können, muss diese dann anderweitig sichergestellt werden. Eine weitere Möglichkeit ist, das WDVS bereits in der Vorfertigung anzubringen. Dann müssen die Wandelemente nur noch während des Transports bzw. der Montage vor Witterungseinflüssen geschützt werden.
Vielen Dank für dieses interessante Gespräch!
