Drei neue Mehrgeschossgebäude aus Holz gruppieren sich in Ahaus/NRW zu einem Ensemble, in dem Menschen unterschiedlichen Alters ihr neues Zuhause finden: Der ‘Generationenhof Eichengrund‘ basiert auf der Erkenntnis, dass einvernehmliches Miteinander Freiraum zur persönlichen Entfaltung braucht. Planung und Gestaltung des sozial wie ökologisch vorbildlichen Quartierprojekts lagen in den Händen zweier holzbau-affiner Architekturbüros. Für die Realisation sorgte DHV-Mitglied Terhalle Holzbau aus Ahaus mit Gebäudeelementen, die teils in Holztafelbauart, teils aus Massivholz vorgefertigt worden waren.
Das Büro Eble Messerschmidt Partner Architekten und Stadtplaner aus Tübingen/Baden-Württemberg verantwortete die Leistungsphasen 1 bis 4 (Grundlagenermittlung, Vorplanung, Entwurfsplanung und Genehmigungsplanung), während sich Henke Siassi Evers Architektur in Ahaus der Leistungsphasen 5 – 8 annahm (Ausführungsplanung, Vorbereitung der Vergabe, Mitwirkung bei der Vergabe und Objektüberwachung). Den Zuschlag zur Umsetzung der Holzbauarbeiten erhielt das ortsansässige DHV-Mitgliedsunternehmen Terhalle Holzbau, das zwei der drei Mehrgeschosser in Holz-Hybrid-Bauweise ausführte. Der dritte Neubau wurde von Terhalle mit Wand- und Deckenelementen aus Massivholz errichtet, die der italienische Hersteller Holzius in Südtirol vorgefertigt hatte.
Wohltat für die Sinne
Die Materialität der Baukörper spielt für das Wohlbefinden der Bewohner eine große Rolle; ebenso die Sichtbeziehungen im errichteten Quartier. Das gelungene Holzbauten-Ensemble in Ahaus führt vor Augen, dass generationenübergreifendes Wohnen in guter Nachbarschaft gleichermaßen von minutiöser Planung, sensibler Wahl geeigneter Baustoffe und -materialien sowie von präziser baulicher Umsetzung der architektonischen Vorgaben abhängt.

Bezugsfertig nach zwei Jahren
Der Generationenhof Eichengrund umfasst 22 Wohneinheiten, die sich auf drei Häuser verteilen (8 WE + 12 WE + 2 WE). Die Gesamtwohnfläche aller Wohnungen zusammen beläuft sich auf 2.030 m². Die Bruttogeschossfläche (BGF) bemisst sich insgesamt auf 3.700 m², das Raumvolumen (BRI) beträgt 12.650 m³. Der Bauantrag zur Errichtung im KfW-Energieeffizienzhaus-40-Plus-Standard wurde im Mai 2021 gestellt, Baustart auf dem 5.600 m² großen Grundstück war im darauffolgenden September; bis zur bezugsbereiten Fertigstellung der drei neuen Mehrgeschosser aus Holz dauerte es rund zwei Jahre.
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Hybrid statt Vollholz
Ursprünglich war vorgesehen, alle Gebäude des Ensembles aus unverleimtem Vollholz zu errichten. Dieses besonders ökologische Vorhaben erwies sich bei näherer Betrachtung jedoch als unwirtschaftlich, was eine grundlegende Umplanung nach sich zog. Die Ausführung der teilunterkellerten Gebäude erfolgte hernach hauptsächlich in Holz-Hybrid-Bauweise. Die Wände bestehen dabei aus großformatigen Holztafeln, deren Gefache schon im Werk vollständig ausgedämmt wurden. Die Zwischendecken sind aus armiertem Beton gefertigt. Zum Deckenabschluss wurde überwiegend Brettsperrholz verwendet. Im Bereich der Schlafräume bestehen die Wände aus Zirbenholz. Insgesamt kamen bei der Errichtung der drei höchst energieeffizienten Neubauten 603 m³ Dämmstoff (Zellulose und Mineralwolle) zum Einsatz.Unterschiede zeigen sich im konstruktiven Wandaufbau: Beim größten der drei neu errichteten Gebäude, das allein 12 WE mit 1.050 m² Wohnfläche umfasst, wurden die Wände in 18 cm Dicke als unverleimte Vollholzwände ausgeführt. Fassadenseitig erhielten sie eine 20 cm dicke Aufdämmung mit Mineralwollmatten. Der besonders anspruchsvolle KfW-Standard Energieefizienzhaus-40-Plus wird somit erreicht.

Herausforderungen gemeistert
Zur Wärmegewinnung kommen bei allen drei Gebäuden Erdwärmepumpen zum Einsatz; die insgesamt 15 Bohrlöcher reichen bis zu 120 m tief ins Erdreich. Jedes Haus wird autark versorgt und ist an die anderen bei der Wärmegewinnung nicht gekoppelt. Eine Sondergenehmigung für die Tiefenbohrungen lag vor.
Gut zu wissen
Da ab 100 m Bohrlochtiefe Bergbaurecht gilt, kann es wegen abweichender Zuständigkeiten leicht zu Genehmigungsverzögerungen kommen. Vorausschauende Planung und rechtzeitige Antragstellung sind bei vergleichbaren Bauvorhaben daher wärmstens zu empfehlen. Ebenfalls bemerkenswert: Der Schallschutz entspricht Schallschutzstufe 2 gemäß der im Wohnungsbau anwendbaren VDI-Norm 4100; im Vergleich zu vielen anderen Holzbauten ist das erstaunlich gut.
„Alle drei Gebäude verfügen über eine dezentrale Lüftungsanlage, wobei die Luft über die Laibungen geführt wird. Als Holzbauer ist Präzisionsarbeit unser Tagwerk, weshalb das in Ahaus erzielte Ergebnis überzeugt. Etwas knifflig war die Ausbildung der Übergänge zwischen Terrasse und Wohnraum, da es einen Höhenversprung auszugleichen galt. Auch das haben wir zur vollsten Zufriedenheit der Architekten und des Bauherrn gemeistert.“, resümiert Zimmermeister Justus Höing.
Für DHV-Mitglied Terhalle Holzbau fungierte er bei der Errichtung des Gebäudeensembles als Projektleiter. Ende November 2024 hatte der Deutsche Holzfertigbau-Verband eine Einladung von Unternehmer Josef Terhalle nach Ahaus angenommen und auf dem Werksgelände die jährliche DHV-Herbsttagung veranstaltet. Auf dem Programm stand dabei auch der Besuch des damals noch im Bau befindlichen Bauvorhabens ‘Generationenhof Eichengrund‘. Die Tagungsteilnehmer/-innen zeigten sich von dem modernen Baustil und dem generationenübergreifenden Wohnkonzept begeistert.
Autor: Achim Dathe, Baufachjournalist abp, Stuttgart