Ein modernes Wohnzimmer mit Holzverkleidung, einem grauen Sofa und minimalistischer Dekoration.
Die Zimmergrößen des Wohnprojekts z.wo+ sind von vorneherein an die wirtschaftlichen Spannweiten der Vollholzholzdecken-Elemente angepasst, um auf zusätzliche Stützen verzichten zu können. (Quelle: Juergen Pollak)

Nachhaltigkeit 2025-02-17T15:13:19.169Z Wohnen in leimfreier Vollholzbauweise

Die Baugemeinschaft des Wohnbaus Z.Wo+ in Stuttgart-Feuerbach legt Wert auf Nachhaltigkeit und Gemeinschaft: Das Gebäude wurde in leimfreier Massivholzbauweise errichtet. Flexible Grundrisse ermöglichen anpassbare Wohnungsgrößen, und gemeinschaftliche Bereiche wie Dachterrasse, Werkstatt und Begegnungszonen fördern das Miteinander. Eine extensive Dach- und Fassadenbegrünung trägt zur Verbesserung des Mikroklimas bei.

Die Entwicklung und Realisierung von neuem Wohnraum in Stuttgart bietet spannende Möglichkeiten. Vonseiten der Stadt wurde die Planung eines neuen Quartiers am Wiener Platz im Stadtteil Feuerbach ausgelobt. In einem mehrstufigen Verfahren konnten sich Interessierte für verschiedene Baulose bewerben – ähnlich wie beim bereits umgesetzten Wohnbauprojekt „MaxAcht“, das von der Stuttgarter Architekturagentur rund um den Architekten Oliver Hilt realisiert wurde.

Diesmal waren es zwei Mitarbeiterinnen der Architekturagentur, die im Freundes- und Bekanntenkreis aktiv nach Teilnehmerinnen und Teilnehmern für eine starke Baugemeinschaft gesucht haben, um gemeinsam ein nachhaltiges, individuelles und zugleich sozial verantwortungsvolles Wohnbauprojekt auf die Beine zu stellen. Schlussendlich haben sich 17 Bauleute gefunden, die als Baugemeinschaft das Projekt „Z.WO+“ (die Abkürzung steht für „Zukunft.Wohnen.Plus“)  auf dem Baufeld 4.1 am Wiener Platz im Stuttgarter Bezirk Feuerbach initiiert haben.

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Patentierte Vollholzbauweise

Die Baugemeinschaft hat sich laut eigenen Angaben selbst zum Ziel gesetzt, ein Vorbild für ressourcenoptimiertes, gemeinschaftliches und urbanes Zusammenleben zu sein. Bei der Planung und Herstellung werde auf einen materialgerechten Bauteileinsatz mit geringem Zurichtungsgrad geachtet.

Sollte das Gebäude jemals rückgebaut werden, können die eingesetzten Materialien mit vergleichsweise geringem Aufwand sortenrein getrennt und hochwertig wiederverwendet werden. Diesem Anspruch entspreche die patentierte Bauweise von holzius zu 100 Prozent, denn das leim- und metallfreie Baukonzept von holzius basiert auf der modernen Interpretation einer uralten Holzverbindungstechnik. Dabei werden bei den Wandelementen die Bohlen in Wuchsrichtung verbaut und mit einer Holzgratleiste in Schwalbenschwanzform miteinander verbunden. Die Gratleiste wird quer in die Holzbohlen eingepresst, die dadurch nicht sichtbar kraftschlüssig miteinander verbunden werden. Die Vollholz-Wandelemente von holzius erreichen durch die Ausführung als mehrlagig stehender Block eine hohe Tragfähigkeit, wodurch auch mehrgeschossige Gebäude – wie Z.WO+ – realisiert werden können.

Ein modernes Wohngebäude mit vertikaler Begrünung und mehreren Stockwerken, umgeben von Bäumen und Menschen im Vordergrund.
Das Bauprojekt Z.Wo+ (Zukunft Wohnen Plus) in Stuttgart-Feuerbach ist ein innovatives Wohnhaus, das im Quartier am Wiener Platz entsteht. (Quelle: architekturagentur, Stuttgart)

Reduziert und flexibel

Architekt Oliver Hilt erklärt: „Die Zimmergrößen sind von vorneherein an die wirtschaftlichen Spannweiten der Vollholzholzdecken-Elemente angepasst, um auf zusätzliche Stützen verzichten zu können. Durch exakt vorgefertigte Bauteile lässt sich das Haus vor Ort schnell und effizient errichten. Außerdem werden die Wohnungen auf die Grundbedürfnisse Wohnen, Essen, Schlafen reduziert. Zusätzlicher Platzbedarf, wie Hobbyzimmer oder Gästezimmer, wird ausgelagert und gemeinschaftlich genutzt.“

Bernd Goldbach ergänzt: „Urbanes Leben erfordert tatsächlich Kompromisse bei der Fläche. Am einfachsten lassen sich Kosten einsparen, wenn Wohnfläche erst gar nicht realisiert wird. Manche Wohnungen sind auch darauf ausgelegt, nachträglich abgetrennt zu werden, um in Zukunft z. B. als eigenständiges Office oder als kleine Wohneinheit für Pflegerinnen oder Pfleger genutzt zu werden.“

Miteinander leben anstatt nebeneinander wohnen

Vom Erdgeschoss bis zum vierten Obergeschoss ist kein Wohnungsgrundriss der insgesamt neun Wohneinheiten identisch, lediglich die statischen Achsen des Gebäudegrundrisses bleiben gleich. Die über den Aufzug barrierefrei erreichbare Dachterrasse wird aktiv als gemeinschaftliche Begegnungsfläche mit Hochbeeten und Pflanzenflächen genutzt. Die Balkonzone springt leicht von der Straßenkante zurück und gibt so Raum für die Fassadenbegrünung, die mit gesammeltem Regenwasser bewässert wird.

Diese Begrünungskonzepte der Holzfassade unterstreichen den Anspruch, die durch den Bau nötige Bodenversiegelung zurückzubilanzieren. „Die Begrünung dient auch der Verbesserung des Mikroklimas vor und hinter den Pflanzen, die darüber hinaus Sonne, Feinstaub und Lärm filtern. Gleichzeitig wird sich unser Wohnhaus – das im neuen Quartier einzige in Vollholzbauweise errichtete Gebäude – als ‚Leuchtturmprojekt‘ präsentieren und positionieren“, erklärt Bernd Goldbach, einer der Initiatoren der Baugruppe.

Architekt Oliver Hilt bestätigt: „Z.Wo+ zielt auch darauf ab, weitreichende Vorbildwirkung zu entfalten. Mit dem Bau eines Holzhybridhauses aus 331 m3 Massivholz in leimfreier Bauweise in diesem urbanen Umfeld entsprechen wir auch den Anforderungen der Stadt in Hinblick auf die sich verändernde Gesellschaft und nachhaltige Stadtentwicklung. Die daraus entstehende Strahlkraft möchten wir über das Quartier hinaus nutzen und die natürliche Ressource ‚Holz‘ in Verbindung mit einem barrierefreien Mehrfamilienhaus der breiten Öffentlichkeit näherbringen – ganz im Sinne des Mottos der Baugemeinschaft, miteinander zu leben, anstatt nur nebeneinander zu wohnen.“

zuletzt editiert am 18. Februar 2025